Darios Inszenierungstipps: Volume 1

Ihr habt etwas eigenes produziert oder seid auf etwas selbst produziertes gestoßen? Hier passt's rein.
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Anonymous

Darios Inszenierungstipps: Volume 1

Beitrag von Anonymous »

Tag,

ich nutze heute einfach mal die Zeit und poste einen Beitrag zu der Entstehung von SFX die, für Amateurproduktionen, gern genutzt werden. Diese Fallbeispiele wurden von mir in der Vergangenheit bereits umgesetzt und das Ergebniss war, wie ich finde, sehr zufriedenstellend. Basis der FX waren diverse Italo-Horror-Streifen (die ja bekanntlich auch über im Vergleich nur wenig Budget verfügen).

Achtung: Diese Tips beeinhalten nicht das "gorige", sondern nur die Art der Inszenierung (sind also eher Regietipps), für die Make-Up FX kann dann je nach Gusto gearbeitet werden.

Nehmen wir als Beispiel einen einfachen Abschuss eines Pfeils der jemanden durch den Hals treffen soll.

Dazu benötigen wir im Grunde zwei Einstellungen. Die erste Einstellung zeigt uns den Gauner wie er den Pfeil abschiesst. Cut.

Das allein schon ist eines der offensichtlichen Probleme die die Newbies haben (ist nicht negativ gemeint): DRAUFHALTEN!

Ein Film besteht aus Sequenzen, Teilen, Strängen. Diese Teile gilt es aufzulösen.

Aus eigenen Erfahrungen kann ich sagen das viele Newbies sowas in einer Sequenz drehen, sich Gedanken machen wies am blutigsten ist und wirkt und wie und vor allem womit man das machen kann. Ich habe da schon die tollsten Dinge gehört/gesehen (zum Teil beinahe lebensgefährlich) und das obwohl das eigentlich ganz einfach ist.

Wir lösen also unser Problem ganz einfach indem wir die oben genannte Einstellung shooten und dann eine zweite Einstellung hinterherdrehen, nämlich eine Person der der Pfeil bereits im Hals steckt (was ja einfach machbar ist).

Es ist hier also darauf zu achten:

1) Zwei Einstellungen zu shooten
2) Einen schnellen Schnitt zu haben

Das Problem hier ist, das man natürlich nicht sieht wie der Pfeil in den Hals eindringt, aber auch das ist im Grunde kein Problem. Wer es also gerne etwas blutiger mag, erweitert unsere Sequenz um eine weitere Einstellung, nämlich um das Live-Filmen eines Halses mit entsprechendem Make-Up. Ein Hals lässt sich einfach nachbauen und für die nötige Blutzufuhr gibt es auch genug Tipps. Wichtig hierbei ist, das das durchstossen des Halses im Detail gefilmt wird (also hier wirklich: DRAUFHALTEN, so nah wie möglich!). Der Hals kann ruhig gaaanz langsam durchstossen werden, in der Post müsst ihr dieses Teilstück dann separieren und eine Beschleunigung hinzufügen, ein schneller Schnitt ist natürlich selbstverständlich (man will sich ja nicht nachsagen lassen man suhlt sich gern im Blut anderer...  ;D).

Wir haben also nun im Endeffekt 3 verschiedene Einstellungen. Bingo. Die noch montieren, wichtig: Schnell und zügig schneiden und voila.

Wer sowas in einer Einstellung drehen will, muss zu Computern greifen, da man mich aber, mit dem ganzen 3D-Kram mehr oder weniger jagen kann, habe ich für sowas nie den PC bemüht sondern schwöre auf die gute alte Handarbeit.

Für diejenigen die sich sowas im Detail ansehen wollen die checken bitte die folgenden Filme:

1) Cut and Run (das Beispiel mit dem Pfeil), Italien '79 (Director Ruggero Deodato)
2) Make them die slowly (die Entmannungssequenz ist im Bezug auf 3 Einstellungen ein Beispiel wie aus dem Bilderbuch)

Alternativ oder filmstillistisch sinnvoll kann auch eine sog. Schuss-Gegenschuss Komposition sein (Pfeil fliegt drauf zu, Betroffener blickt Pfeil entgegen), unterlegt mit netter Musik und schnellem Schnitt und einem wuchtigen "ZACK!" beim Treffer sorgen dafür das keiner mehr im Sessel sitzen bleibt.

PS: Die folgenden Einstellung des sterbenden sind dann natürlich beliebig ausschmückbar. :)

So, das war mein Tipp 1 (den sicherlich viele kennen, aber ich denke kann das Spielchen mit "Szenen gehören aufgelöst!" nicht oft genug erklären. :)
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Re: Darios Inszenierungstipps: Volume 1

Beitrag von caro31 »

Vielen Dank für den interessanten Beitrag!
Solche Infos und Tipps sind sicherlich für jeden interessant, der sich schon einmal gefragt hat: Wie machen die das eigentlich (tue ich seit dem zarten Alter von ca. 8 Jahren ;D ;)).

Auch wenn heutzutage die digitale Technik ungeahnte Möglichkeiten eröffnet, geht doch meines Erachtens nichts über gute alte Modelltricks, Kulissen und Props - das sieht einfach immer organischer und liebvevoller aus. 8) +++

Filmemachen ist dabei ja ein so unermeßlich weites Feld und die Meinungen dazu, wie man es richtig macht, gehen ebensoweit auseinander, dass es schwerfällt gute Literatur zum Thema zu finden, die einem persönlich auch was bringt... Ich selbst tendiere daher meist zum "Kopieren" von Szenen die mir gut gefielen - dabei lernt man dann auch autmatisch sehr viel. Trotzdem habe ich mir gestern mal einen wirklich dicken Wälzer namens "Die richtige Einstellung" zugelegt. Das Buch beschreibt detailliert und gut bebildert, wie man z.B. Dialog-Szenen mit 2, 3 oder 4 Personen anlegt. Und da ist Hintegrundwissen über Filmsprache definitiv Gold wert.
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Anonymous

Re: Darios Inszenierungstipps: Volume 1

Beitrag von Anonymous »

ralo31 hat geschrieben:Das Buch beschreibt detailliert und gut bebildert, wie man z.B. Dialog-Szenen mit 2, 3 oder 4 Personen anlegt. Und da ist Hintegrundwissen über Filmsprache definitiv Gold wert.
Auch da habe ich ein Patentrezept (sollte eigentlich die Volume 2 werden...  ;D).

Hier haben wir ja auch das Problem das viele glauben mit einer Kamera einen Dialog von 2 oder mehr Personen filmen zu können.

Natürlich ist das möglich, aber es wirkt langweilig.

Ich löse Dialogsequenzen immer folgendermassen auf (hier am Beispiel von 2 Personen):

1) Nach Möglichkeit können beide Personen sich gegenüber auf einem Sofa sitzen oder nebeneinander stehen.

2) Am besten funktioniert hier die Aufnahme mit zwei Kameras (je 1 für eine Person) wobei beide den Dialog aufzeichnen (aus der Sicht des anderen --> wichtig: Darsteller drauf hinweisen das eine kurze Pause nach jedem Satz gemacht wird, ist wichtig für den Schnitt!) Bei Personen die umherlaufen ist eine zweite Kamera natürlich ein Muss.
ACHTUNG: Bei solchen Einstellungen auf den "Liniensprung" achten, sonst schauen sich beide nicht mehr an, sondern der eine Blickt genau in die andere Richtung wenns nachher auf dem TV läuft!

3) Alternativ, wenn nur eine Kamera zur Verfügung steht muss man improvisieren, am besten zuerst nur die eine Person (mit Pausen dazwischen) sprechen lassen und danach die zweite. Das kann alles in einer Einstellung gemacht werden, wird ja eh geschnitten.

4) In der POST darauf achten das man nicht bei jedem Satz einen Schnitt auf den anderen macht, nur elementare Gefühlsäusserungen die zur Handlung beitragen gehören auch ins Bild... :)

5) Ansonsten ab und an mal einen Schnitt, ich mache das je nach Länge und auch gern mal ziemlich schnell.  :P
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Re: Darios Inszenierungstipps: Volume 1

Beitrag von caro31 »

Dario_Donati hat geschrieben: Hier haben wir ja auch das Problem das viele glauben mit einer Kamera einen Dialog von 2 oder mehr Personen filmen zu können.
Na, ich hoffe Du beziehst Dich dabei nicht auf die uralten Blooper-Szenen aus dem Teaser ;D ;)
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Anonymous

Re: Darios Inszenierungstipps: Volume 1

Beitrag von Anonymous »

ralo31 hat geschrieben: Na, ich hoffe Du beziehst Dich dabei nicht auf die uralten Blooper-Szenen aus dem Teaser ;D ;)
;D ;D

*lol*

Wie gesagt: Es ist ja auch mit einer Kamera möglich, dauert allerdings länger und wirkt teilweise etwas abgehakt.

Funktionieren tuts aber trotzdem und wirklich dagegensprechen tut auch nichts.  +++
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Re: Darios Inszenierungstipps: Volume 1

Beitrag von caro31 »

Neeee... wenn in Zukunft mit Darstellern gedreht wird, sind ohnehin zwei Kameras das Minimum. Ich habe auch keine große Lust, alle Szenen mehrmals aus mehreren Blickwinkeln zu drehen, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Bei den Blooper-Szenen gab es auch Großaufnehmen der Gesichter, aber die waren halt nicht wirklich witzig (mit einer Ausnahme, aber ich werde getötet, wenn ich die veröffentliche ;D ;)).
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Re: Darios Inszenierungstipps: Volume 1

Beitrag von tromaggot »

Nette Tipps!
Es existiert(e) ein Dreh-Tipps-Thread im Kongulabereich, den hast du jetzt wohl abgelöst ;)

Achtung! Maschmello's Erinnerungen kommen wieder hoch:
Die Tipps sind genial, die zeigen mir wie professionell ich beim meinem ersten Film rangegangen bin, der wurde leider überspielt.
Die Szene mit den Pfeil tauchte bei mir auch auf, bloß viel komplizierter (Ach der Film "James Kont 008"):
Der Bösewicht warf scheinbar den Dreizack, während er warf, schwenkte die Kamera in Wurfrichtung (dabei hat er gar nicht geworfen) bis hin zu meiner Person, die schon den Dreizack im Bauch hatte. Die Idee habe ich ehrenhaft geklaut aus "Der 6. Kontinent", glaube ich, auf alle Fälle ein Film mit dem Typen aus "Mein Vater ist ein Außerirdischer", in dem ein Kannibale ein Stock nach jemanden mit der gleichen Technik warf.
Der Tipp mit dem Dialogschnitt tauchte bei mir auch schon in meinen ersten Film auf:
Aber der Grund war nicht nur, dass die richtigen Filmemacher, das so machten, sondern es gab kein Drehbuch und während ich die Kamera hielt, musste ich mir den Dialog ausdenken, da war eine Pause nach jedem gesprochenen Satz nötig. Und es gab mal eine Szene, in der mit verschiedene Perücken 6 Leute mit 4 Darstellern simuliert wurden,
sprich --> sag dein Satz CUT Perücke auf, auf andere Seite stellen und anderen Satz sagen ACTION
Als Mittel stand mir bloß mangelnde Kulisse und eine Kamera mit kaputten Akku zur Verfügung, nicht mal ein Videorecorder hatte meine Mutter. Das heißt der Film konnte nicht geschnitten werden! Alles was aufgenommen wurde musste so sein wie es sein sollte. Es wurde immer mit ausgeschaltener Kamera geprobt, so bald sie eingeschalten wurde ging es los mit den Schlamassel.

Als ich den Film drehte war ich in mein 12. Lebensalter und erst jetzt merk' ich was für ein Profi ich damals war *Proll-;D*
www.teah.de
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Re: Darios Inszenierungstipps: Volume 1

Beitrag von Grummel »

@ dario: Alles schon mal gehört! Und gelesen! Aber nach deiner Schilderung kann ich es mir endlich auch mal vorstellen! Danke, mehr davon! +++
-GG-
-Er wird uns auffressen! Er hat doch gar keine Zähne! Er wird uns totlutschen......-
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