Zuletzt gesehener Reality-film

Eine Film-Welt jenseits der Monstren, Mumien und Mutationen.
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MonsterZero
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von MonsterZero »

Mehr werden folgen.
Sinn ist es mal ein paar Filme nach den 80ern vorzustellen, die es wert sind aus Europa geguckt zu werden.
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Paul Naschy
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

+++ perfekt. da kenn ich mich eh noch viel zu wenig aus.
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Paul Naschy
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

Rosamunde Pilcher: Nebel über Schloss Kilrush (D/A 2007) +++ 1/2

Keira trauert um ihren Verlobten, welcher nach einem Streit mit Pferd "Otello" wütend von dannen ritt und beim Sprung über einen Graben stürzte: leider landete Otello direkt auf dem Verlobten, autsch!, was eine sofortige Lebensverkürzung zur Folge hatte. Gut, dass wenigstens der Gaul überlebte... und dass Papa aus Amerika einen Pferdeflüsterer engagiert, um Otello zu kurieren. Dass dieser auch noch Keira kuriert ist ein angenehmer Nebeneffekt, welcher zu einem pilcherschen Happy End führt.

Eine leider etwas zu modern geratenene Pilcher-Verfilmung: die Liebesgeschichte wird zu unproblematisch und unkitschig beschrieben, das Drama um den geldgeilen unehelichen Sohn (Nebenhandlungsstrang) steht im Vordergrund. Dennoch recht unterhaltsam und empfehlenswert.


Rosamunde Pilcher: Sieg der Liebe (D 2007) +++ +++ +++

Schwangere Marketing-Studentin trifft auf hübschen, wohlhabenden Marketing-Manager und bereits nach wenigen Minuten wird um die Hand angehalten.

Hell yeah - Volltreffer! Intrigen, Kitsch, sogar ein bisschen Sex, so muss ein Pilcher aussehen! Diese Folge macht sich keine Minute lang die Mühe, realitätsnah zu wirken. Phantastisch! In der Rolle des reichen Papas sehen wir Christian Wolff, den Förster Falkenau, glücklicherweise ohne Sex.


Rosamunde Pilcher: Sommer der Liebe (D 2007) +++ +++

Elisabeth wird Haushälterin bei der Familie Heston und verliebt sich in deren Sohn, welcher bereits dezent unglücklich verlobt ist.

Wenn der Rosamunde nix mehr einfällt, dann zieht sie immer diese Kamelle aus dem Ärmel. Und das macht sie richtig gut. Ein weiterer Pluspunkt dieser Folge: wir lernen, dass schöne Erinnerungen vererbbar sind. Wahnsinn!
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von MonsterZero »

Das europäische Kino ist tot – Teil 2 – Backwoods - Die Jagd beginnt!

Wer von euch kennt Koldo Serra?
Wer von euch hat mitbekommen, dass sich Sylvie und Rafael van der Vaart getrennt haben?
Für alle die es nicht wissen, das ist diese kleine nervige blonde Frau auf einem Kölner Privatsender, die dort Casting- und Tanzshows moderiert und bei weitem nicht den Charme eines Rudi Carells besitzt.
Ach man ich wollte das mit der Medienhetze doch lassen.
Das sind diese Überschriften wie in dieser Zeitung, das kommt automatisch in die Finger, aber ernsthaft, wer kennt Koldo Serra?

Inhalt: Das Baskenland 1978.
Norman (Paddy Considine) und seine Frau Lucy (Virginie Ledoyen eigentlich Virginie Fernandez), sowie Normans ehemaliger Chef Paul (Gary Oldman) und seine Frau Isabel (Aitana Sánchez-Gijón), machen einen Ausflug in die Natur.
Außer Paul, der Halspanier ist und in der Gegend aufwuchs und Norman sind die Damen von dem Trip nicht sehr begeistert, Stadtmenschen eben.
Bei einem Zwischenstop in einem Dorf lernt man die hiesigen Dorfbewohner kennen und es kommt zu einem Zwischenfall mit Lucy und einem der Bewohner und man macht sich weiter auf den Weg.
Paul hat sich ein Grundstück mitten in einer abgelegenen Waldgegend gekauft und restauriert es Stück für Stück.
Es dauert nicht lange bis Lucy und Norman aneinander geraten, da es seit einer Fehlgeburt in ihrer Ehe kriselt.
Paul nimmt Norman am nächsten Morgen mit zur Jagd und beide entdecken in einem abgelegenen und verlassenen Haus ein eingesperrtes und verwahrlostes junges Mädchen (Yaiza Esteve).
Erst auf dem zweiten Block fällt den beiden auf, dass das Mädchen deformierte Hände hat.
Sie beschließen es mitzunehmen und zur Polizei zu gehen.
Zurück im Haus, geben sie das Mädchen in die Obhut ihrer Frauen und überlegen sich die nächsten Schritte, doch bevor sie zur Polizei können klopft es an der Tür.
Es sind vier von den Dorfbewohnern (Lluís Homar, Jon Ariño, Kandido Uranga und Andrés Gertrudix) die ihre verschwundene Schwester suchen.
Paul geht mit ihnen mit um sie nach Norden zu locken während Norman mit dem Mädchen nach Süden zur Polizei soll, doch als sich die Männer trennen, gerät der Plan ins Wanken…

Kennt ihr noch die 1970er und ihre dreckigen Filme?
Die Zeit in der im europäischen und amerikanischen Kino noch in fast jedem Genre gemordet, vergewaltig und geschlitzt wurde?
Die Moral war fragwürdig, Diskussionen wurden ausgelöst, aber Spaß hat es gemacht.
Ich sehe „Backwoods“ als Hommage an diese Zeit, viele warfen ihm vor von dort zu klauen.
„Backwoods“ ist Koldo Serras erster und einziger abendfüllender Film.
Er hatte es schwer das Script an einem Produzenten zubringen, eben weil er nur Kurzfilme gemacht hatte und der Film in einem Genre angesiedelt ist, was heute leider nicht mehr so zieht.
Das der Film in den 1970ern spielt, ist keine Anspielungen an die Genreperlen sondern Mittel zum Zweck.
Ab den technischen Fortschritten der 1980er wurde es zunehmend schwerer sich im Wald zu verlaufen und es hätte nicht gewirkt.
So kommt eine sehr abgeschiedene und hilflose Stimmung ohne Handy und CO auf.
Guckt man den Film kommen einem unweigerlich zwei Filme in den Sinn „Wer Gewalt sät“ (1971) und „Beim Sterben ist jeder der Erste“ (1972).
Zu Peckinpahs Meisterwerk findet man viele Parallelen, ohne, dass der Film ein Plagiat dessen wird.
Er diente als Inspiration verkommt aber nicht zu einem schlechten Remake.
Die Szenen und die Einsamkeit im Wald, sowie der daraus resultierende Überlebenskampf erinnern stark an „Beim Sterben ist jeder der Erste“ oder „Eden Lake“, erreicht aber nicht deren Intensität.
Auch die Abkehr der Stadt und die Flucht in die Natur, welche Paul antreibt erinnert stark an das Meisterwerk von John Boorman.
Hauptinspiration war aber und ohne Frage „Wer Gewalt sät“.
Wenn man sich an einem so einflussreichen Film anlehnt muss man mit Vergleichen rechnen.
Da zieht „Backwoods“ dann leider den Kürzeren, da er in keinen Belangen an die Wucht, mit der einem Peckinpahs Film trifft herankommt.
Das soll jetzt aber nicht falsch verstanden werden, „Backwoods“ ist schon intensiv nur wirklich im direkten 1:1 Vergleich muss man leider ehrlich sein, für sich alleine ist er ein Topfilm und eine phantastische Hommage.
Serra schafft es die Spannung von dem ruhigen Beginn bis zum Schluss kontinuierlich zusteigern.
Er tritt eine Spirale der Gewalt los, die sich Stück für Stück nach oben schraubt und nach und nach alle Hemmungen bei den Protagonisten fallen lässt.
Jeder will nur noch seine Haut retten, egal was er dafür tun muss und so handeln bald alle Person nur noch instinktiv aus Affekt.

Trotz der Gewalt durchzieht den Film ein roter Faden, eine Kritik.
Kritik an der Kommunikationsfaulheit.
Wie?
Damit ist nicht Facebook und das allgemeine Auskotzen über den Momentanen Zustand gemeint.
Kein „Ich habe gerade ein Schnitzel gegessen, ah lecker!“ und zwölf Stunden später „Das Schnitzel ist gerade wieder rausgekommen, uh Scheiße!“.
Ah, schon wieder, das macht die Überschrift.
Nein, eine Kritik das niemand mehr ehrlich mit seinem Gegenüber wichtige Dinge besprich, überhaupt Dinge ausspricht.
Wer kennt es nicht, statt man ein Problem offen ausspricht, andere um Hilfe bitte sitzt man es lieber aus und macht es zum Teil schlimmer.
Es fängt schon zu Beginn an, mit Lucy und Norman, die allen Anschein nach nie effektiv über die Fehlgeburt sprachen, was Stück für Stück droht ihre Ehe zu zerstören.
Selbst Paul und Isabel sprechen nicht wirklich miteinander und spätestens beim Finale trifft einem die Wucht der Botschaft voll und lässt einem mit einem ungutem Gefühl zurück und zwingt einem zum nachdenken, wenn man es denn will und sich nicht nur berieseln lässt.

Ich liebe Gary Oldman, im Ernst.
Der Mann ist einer der größten Charakterdarsteller unserer Zeit, der beinahe von Hollywood verheißt wurde.
Seine Karriere war festgefahren, er war der Böse, der Russe, der Waffenhändler, der Zuhälter, wir brauchen noch einen Bösewicht was macht Oldman?
Das tragische, Oldman schaffte es selbst bei den bescheuertsten eindimensionalsten Rollen die man ihm hinwarf, ihnen seinen Stempel aufzudrücken und zu schauspielern.
Für mich war sein Tiefpunkt in Wolfgang Petersens Propagandafilm „Air Force One“ gekommen, bei dem ich mich bis heute noch frage warum Herr Ford dort zugesagt hat.
Ein platter schwarz und weiß gezeichneter Actionfilm wie er eigentlich nur unter Ronald Reagan auf die Menschheit hätte losgelassen werden können und dennoch spielt Oldman alle als Ivan Korshunov an die Wand.
Oldman ist Schaupieler durch und durch und lernte selbst für die schlechtesten Rollen Dialekte und Verhaltensweisen.
Doch wie zu erwarten war, war irgendwann Schluss, genaugenommen nach „Rufmord – Jenseits der Moral“ (toller Film!).
Vier Jahre versank er in der Versenkung, ausgenommen der hervorragende „Interstate 60“, bis er sich ganz langsam fast unauffällig durch Harry Potter und Batman wieder nach oben kämpfte.
Auf einmal wurde er als Charakterdarsteller wahrgenommen und dann kommt ein unbekannter Regisseur daher und will einen Independentfilm in Spanien drehen.
Was mich zu dem Punkt bringt warum ich Gary so liebe.
Er gibt einen Scheiß.
Wenn ihm ein Projekt und ein Script gefällt (und er nicht nur Geld braucht), ist es ihm egal wer den dreht und wie groß er ist.
Ihm gefiel das Script, er wollte mitspielen und er tat es und es tat ihm gut.
Er durfte schauspielern und es machte ihm spaß, was man sieht und spürt wenn man den Film guckt.
Das Zusammenspiel zwischen ihm und Lluís Homar ist phantastisch und wie man im Making Of erfährt verstanden sich die beiden auch beim Dreh miteinander.
An Lluís Homar kommt man, wenn man sich mit dem jüngeren spanischen Kino auseinandersetzt nicht Drumherum.
„Logic Room - Der Tod ist unberechenbar“, „Cobardes“, Sterben (oder nicht)“, „Zerrissene Umarmungen“ oder „Julia's Eyes“ um ein paar zu nennen.
Er ist wirklich, was die Darstellungen der inneren Empfindungen der Figuren angeht, ein ganz Großer.
So auch hier.
Man sieht ihm bei allem was er tut an, dass er es eigentlich nicht will aber muss, weil er nicht anders kann, sei es weil er es nicht anders lernte oder weil es sein Stolz oder seine Pflicht es von ihm verlangt.
Das macht er mit einer unglaublichen äußeren Ruhe, aber seine Augen verraten seine Gefühle.
Ich beziehe mich da auf das Gespräch mit Oldman im Wald oder die Szene in der er von seinem Bruder hört.
Eine wirklich ganz große Leistung.
Virginie Ledoyen, tolle Frau :loveyouall: , spielt die Lucy, erschreckend emotionslos man könnte fast sagen innerlich Tod.
Mit dem Tod ihres Kindes starb ihre Liebe zu Norman oder vielleicht sogar komplett.
Das zickige Verhalten dient als Schutz, sie baut einen Gefühlsschild um sich auf und Norman kann ihn nicht durchbrechen.
Paddy Considine spielt Norman eher gleichgültig, ihm scheint alles egal zu sein und mit seinen Emotionen hat er wohl nie gelernt umzugehen, geschweige sie auszusprechen, etwas was einem heute öfters begegnet, vor allem in einigen Branchen gelten Gefühle heutzutage als Schwäche.
Er scheint den Tod des Kindes abgeharkt zu haben, anders als Lucy doch keine spricht darüber, doch man streitet sich über fast alles.
Aitana Sánchez-Gijón („Der Maschinist“) spielt ihren Part gut hat aber leider keinen großen Spielraum im Film.
Jon Ariño, war mir vor diesem Film komplett unbekannt, kein wunder viele Filme hat er nicht vorzuweisen.
Aber wie er hier diesen schleimigen, perversen, dreckigen und durch und durch unsympathischen Hinterwäldler spielt ist schon beachtlich.
Generell gelang es Serra eine ausgezeichnete Auswahl an Schauspielern zusammen zutrommeln, musste er ja auch, schließlich kann er und sie sich schlecht, bedingt durch den Minimalismus des Waldes, hinter opulenten Kulissen verstecken.

Durch tolle Darsteller, vor allem Oldman und Homar, dem baskischen Wald, einer bedrohlichen Atmosphäre und einem soliden Drehbuch, gelingt es Serra, einen guten überdurchschnittlichen Einstand hinzulegen und ich hoffe man sieht noch mehr von ihm.
Zu guter letzt, der Soundtrack ist klasse! +++

Fazit: Packender Waldthriller mit Anlehnungen an die großen Zwei des Genres.
Eine Hommage ohne zuklauen und eine Charakterstudie über Menschen in extremen Situationen, die doch nur miteinander reden müssten.
Großes minimalistisches, aber leider unbeachtetes Ensemble- Kino.

+++ +++

Teil 1: Carlos, der Schakal
Teil 2: Backwoods - Die Jagd beginnt!
Teil 3: Cleanskin - Bis zum Anschlag
Teil 4: Dame, König, As, Spion
Teil 5: Fragile - A Ghost Story
Zuletzt geändert von MonsterZero am Mo 17.06.2013, 11:28, insgesamt 7-mal geändert.
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

... soeben für 1 euro plus wenig porto geordert +++
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

Ausgeliefert – Leiharbeiter bei amazon (D 2013) +++ +++

Wahnsinn, wie die mit Menschen umspringen :x Eigentlich sollte man bei amazon nichts mehr bestellen.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/untern ... 83156.html
http://www.ardmediathek.de/das-erste/re ... d=13402260
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

Irreversibel (Fr 2002) +++ +++ +++

»Die Zeit zerstört alles« als Kernaussage, Umrahmung, und konsequenter Weise wird der Film dann auch rückwärts erzählt, beginnend mit Prolog=Finale (Männerknast?), dem entscheidenden Kampf (mit Feuerlöscher über 1 Minute lang den Kopf zu Brei verarbeiten), und endet bei der Geburt (positiver Schwangerschaftstest: zuerst Freude, dann Nachdenklichkeit; in diesem Fall demnach anders herum). Die Story ist sehr simpel, die Ästhetik umso vielschichtiger (beachtet, wie die Kamera im Laufe der Zeit [...] das Tempo herausnimmt, die Musik sich wandelt, die Farben sich ändern, etc.). Das Verständnis für die Charaktere und deren Verhaltensweisen wird entsprechend der Erzählform erst im Nachhinein ersichtlich und erzeugt so einen weiteren Spannungsbogen. Kein schöner, aber ein intensiver Film. Wer ihn noch nicht gesehen hat sollte in Erwägung ziehen, das zu ändern.
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von MonsterZero »

Am Freitag Les Misérables im Kino gesehen.
Ganz großes Kino! +++
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

aber die singen da, oder? :angst: :wink:
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von MonsterZero »

Ja fast nur, aber ich liebe ja Musicals.
Wenn du ohne Singen willst gucke den Ventura Hussein Film.
Bei Interesse kann ich auch gerne was Ausführlicheres schreiben.
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Dr.Prankenstein »

MonsterZero hat geschrieben:Am Freitag Les Misérables im Kino gesehen.
Ganz großes Kino! +++
Habe ich am Samstag auch gesehen. Am besten fand ich die immer frisch gegelten Haare des Helden, auch wenn er nach mehreren Tagen aus dem Mal-wieder-ganz-knapp-von-der-Klinge-gesprungen-Modus von der Krankenbahre aufersteht. Großartig, wirklich großartig!! :lol:
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von MonsterZero »

Das ist kein Gel, die haben sich damals nicht so oft den Kopf gewaschen... :roll:
Besser als die Version in der, der große russische Schauspieler Gérard Depardieu wohl genährt und nicht wirklich davon angeschlagen aus der Gefangenschafft kommt. :-P
Sonst ist die Depardieu - Version aber recht gut, die Ventura ist nur besser.
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

Zu Tode gehetzt (It 1972) +++ +++

Wunderschön dahin plätschendes Hippie-Liebesdrama mit der damals vielleicht 16 oder 17jährigen Ornella Muti in der Hauptrolle.
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

Das »Und jetzt erstmal ein kühles Gösser!« DoubleFeature:

Geißel des Fleisches (Österreich 1965) +++ +++ 1/4

Herbert Fux (yeah!) als mehrfacher Frauenmörder vor Gericht, in Rückblicken werden die Morde mit viel nackter weiblicher Haut und überhaupt sehr hübschen Damen gezeigt. Die erste Hälfte des Films ist entsprechend mit hohem Sleazefaktor angereichert. Großartig auch das frech-fesche Unterwäschemodel, das weder vor dem Mörder Angst noch dem Gericht auch nur einen Funken Respekt zeigt. In der 2. Hälfte des Films sehen wir den Versuch eines Polzeiinspektors, den Mörder in eine Falle zu locken. Da rutscht der Film gelegentlich auf Edgar Wallace Niveau. Herbert Fux rockt und wenn der Alkohol intus hat und transpirierend die Frauen stalkt... das ist Kino, wie ich es heutzutage vermisse.


Schamlos (Österreich 1968) +++ +++ 1/2

Udo Kier (yeah ! ! !) als 20jähriger Bandenboss, der die alteingesessene Wiener Untergrundganoven gewaltig aufmischt. Weniger nackte Haut als bei der Geißel, aber was Schnitt, Storyline, Kameraführung angeht... kaum zu glauben, dass der Film schon so alt sein soll! Muss man gesehen haben!

Ich habe die beiden Einzel-Veröffentlichungen mit hübschem Schuber von Donau Film. Schade an den VÖs ist, dass sich in den Extras das exakt gleiche - aber sehr interessante und gut gemachte - 18minütige Special über das österreichische Kino der 60er und frühen 70er befindet. Die preisgünstigste Variante, um an die Filme ranzukommen, ist vermutlich die 2DVD-Box "Exploitation Austria" mit 4 Filmen drauf. Neben Schamlos und Geißel des Fleisches muss man sich dann allerdings auch noch mit Liebe durch die Autotür und Monique, mein heisser Schoss beschäftigen...
:roll:
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Harryzilla »

Killer Joe (2011) ---

Vater und Sohn engagieren den Polizisten und Auftragskiller Joe um die Ex des Vaters zu töten um an deren Lebensversicherung zu kommen. Killer Joe verliebt sich ausserdem in die 14jährige jungfräuliche Schwester der beiden. Von nun an läuft alles schief und am Ende sind fast alle tot.
Hochgelobter Film von William Friedkin, dessen lachhafte Handlung bei mir nur Langeweile ausgelöst hat. Immerhin sehr gut gespielt (insbesondere von Matthew McConaughey in der Titelrolle).
Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen!
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von MonsterZero »

Harryzilla hat geschrieben:Killer Joe (2011) ---

Vater und Sohn engagieren den Polizisten und Auftragskiller Joe um die Ex des Vaters zu töten um an deren Lebensversicherung zu kommen. Killer Joe verliebt sich ausserdem in die 14jährige jungfräuliche Schwester der beiden. Von nun an läuft alles schief und am Ende sind fast alle tot.
Hochgelobter Film von William Friedkin, dessen lachhafte Handlung bei mir nur Langeweile ausgelöst hat. Immerhin sehr gut gespielt (insbesondere von Matthew McConaughey in der Titelrolle).
Hatte mich auch nicht umgehauen und das, obwohl ich mich damals tierisch drauf gefreut hatte. :x
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von MonsterZero »

Das europäische Kino ist tot – Teil 3 – Cleanskin - Bis zum Anschlag

Manchmal sieht man Filme und fragt sich, warum sie im Kino keine größere Aufmerksamkeit bekamen, manchmal sieht man, vor allem ich, da ich Direct to Video Veröffentlichungen nicht abgeneigt bin, auch Filme und fragt sich, warum kam der erst gar nicht ins Kino?
Cleanskin ist so ein Kandidat.
Er war ein Blindkauf, da ich trotz einiger Nieten immer noch Sean Bean nicht abgeneigt bin, ich mag den Mann irgendwie.

Kommen wir zur Handlung: Der letzte Auftrag von Undercover-Agent Ewan (Sean Bean) geht gehörig daneben. Die Schutzperson tot und das Semtex gestohlen. Zu allem Überfluss wird mit jenem Semtex ein Anschlag verübt. Charlotte McQueen (Charlotte Rampling) gibt Ewan den Auftrag mit allen Mitteln einen weiteren Anschlag zu verhindern, als quasi Wiedergutmachung. Das Problem ist das die Attentäter alle „Cleanskins“ sind, sprich Fundamentalisten, die noch nicht erfasst wurden, da sie noch nie in diesem Bezug in Erscheinung traten. Ash (Abhin Galeya) baut mit dem Semtex Bombenjacken und verschickt diese an seine „Kollegen“, er selbst plant ein Attentat auf ein größeres Ziel, die Zeit läuft…

Nun, es war abends, böse Zungen würden behaupten Nacht, ich konnte nicht schlafen, also durchforstete ich meinen Stapel relativ neuer noch nicht gesehener Filme.
Zuerst lief „Apollo 18“, nett, dann kam „Cleanskin - Bis zum Anschlag“, man war ich froh, dass dort kein zweites S bei dem bis war, allerdings müsste der Film dann Paleskin heißen. :)
Was WVG bei dem Untertitel geritten hat?
Twilightfans dürften bei dem Film wahrlich enttäuscht sein.

Der Film beginnt mit einem wahrlich übergewichtigen Herrn der eine Prostituierte (Shivani Ghai) würgt während er schwitzend auf ihr liegt.
Es handelt sich um die Schutzperson von Agent Ewan, der die Prostituierte dann auch noch um Geld bescheißt.
Ewan ist das alles egal, mit einer Gleichgültigkeit schmeißt er die Prostituierte auf Geheiß raus.
Schon jetzt kennen wir die maßgebliche Charaktereigenschaft von Ewan, er tut seinen Job, der Rest ist ihm egal, dafür ist er Profi genug, Gefühle haben keinen Platz in seiner Berufswelt.
Er tut was getan werden muss und deshalb bekommt er nach der missglückten Operation auch den Auftrag die Attentate zu verhindern, denn Charlotte weiß, dass er alle nötigen Schritte tun wird ohne vor etwas zurück zu schrecken.
Das tut er dann auch und der Härte- und Gleichgültigkeitsgrat erinnert stark an Filme aus einer längst vergessenen Zeit, erinnert sich noch einer an die 70er?

In bester Euro-70s Manier werden Frauen geschlagen, Informationen herausgefoltert und Leute abgebrannt um an die Infos zu kommen die man braucht.
Sicherlich fühlt man sich ab und an, an einen gewissen Herrn Bauer erinnert, ohne den dieser Film vielleicht nie entstanden wäre, doch treibt Ewan nicht nur Vaterlandsliebe und Pflichtbewusstsein an, sondern auch Hass, Hass auf muslimische Fundamentalisten, der ihn zum Teil blind werden lässt und Bean spielt das sehr überzeugend.
Er verzieht keine Miene und zeigt keine unnötige Emotion zu viel, was ihn sehr glaubwürdig macht.
Generell zeigt er nur in einer Szene wirkliche Emotionen oder gar bedauern, in einer Situation die seinen Charakter verändert
Spoiler:
als er versehentlich und aus Hass den verdeckt arbeitenden arabischen Spezialagenten abfackelt
.
Charlotte Rampling spielt routiniert, die eiskalt berechnende Charlotte McQueen, ebenfalls sehr emotionslos.
Man könnte jetzt denken der Film wäre völlig gefühlskalt, was auch mal eine nette Abwechslung wäre, doch ausgerechnet die Gegenseite, die Bösen, die Terroristen, zeigen hier in Person von Abhin Galeya Gefühle.
In Rückblenden wird sein terroristischer Werdegang geschildert und seine On Off Beziehung zu Kate (Tuppence Middleton), die ihn hin und her reißt zwischen Märtyrertot und Leben.
In Rückblenden erfahren wir auch wie Ash von Nabil (Peter Polycarpou) angeworben wurde und wie er Stück für Stück in die Terrorszene hineingezogen wird.
Abhin Galeya macht seinen Job gut, er war mir völlig unbekannt, da ich keine seiner bisherigen Arbeiten kannte, man sollte ihn im Auge behalten.
Peter Polycarpou Musicalfans sicher ein Begriff, war er doch im Urcast von Les Misérables, hat das Phantom in Webbers Phantom der Oper gespielt und war zum Beispiel auch in Miss Saigon, als erster Darsteller der den John spielte zu sehen.
Er setzt sich sehr für junge unbekannte Schauspieler ein und lebt eher im Hintergrund.
Tuppence Middleton sagte mir vor diesem Film auch nichts, erst zurückblickend bemerkte ich durch ihre Filmografie, dass ich sie zumindest in der zweiteiligen Folge von „Bones – Die Knochenjägerin“ mal gesehen haben muss.
Sympathische Dame, interessante grün-braune Augen, überzeugt aber nicht so ganz in dem Film, mag an der Rolle liege, sie gibt nicht viel her.

Das interessante Konzept, dass die guten zur Abwechslung mal die emotionslosen sind und die Bösen die ganzen emotionalen Teile der Story haben, ist wirklich nett und von Regisseur, Drehbuchschreiber, Editor und Produzent des Filmes Hadi Hajaig gut umgesetzt wurden.
Hajaig war für mich vorher auch ein unbeschriebenes Blatt, ich kenne seine beiden vorherigen Filme Puritan (2005), hat diverse Preise bekommen, auch in Deutschland, und The Late Twentieth (2002) nicht, werde aber mal gucken ob es eine Importscheibe gibt.
Puritan lief wohl sogar auf einem deutschen Filmfest, aber auch wohl nur da…
Sein momentanes Projekt heißt „Blue Iguana“, ein Veröffentlichungsdatum ist noch nicht bekannt.
Interessant ist die Liste der Länder in denen es der Film in die Kinos geschafft hat, neben dem UK und Irland, lief er auch in weiten Teilen Skandinaviens (Finnland und Norwegen) sowie Kanada, den Staaten, Israel und Südafrika.
Der Rest erlebte den Film erst als DVD / Bluray Premiere.
Leider ist über die Hintergründe nichts zu erfahren, schade.

Fazit: Routinierter Agenten Film, ohne übertriebene und unlogische Action, mit gesunder Härte und 70er Kaltschnäuzigkeit der einen Hauptfigur, die Gefühllos alles tut um an ihr Ziel zu kommen und eine sehr überzeugende zweite Hauptfigur, die gegensätzlicher kaum Sein könnten.
Ich hoffe man wird in Zukunft noch was von Hadi Hajaig hören, so viele Talente wie der Mann hat, auch wünsche ich mir mehr von Abhin Galeya zu sehen und Tuppence Middletons grün-braune Augen sollten auch mal eine Chance mit einer besseren Figur mit mehr Tiefe bekommen.
Abschließend bleibt zu sagen, interessanter Beitrag zu dem Terrorallerlei, den wir seit 9/11 regelmäßig im Kino und als D2V Produktionen vorgesetzt bekommen, mit einigen an Tiefen, wenn man sich drauf einlässt, die ich aber ohne zu spoilern schwerlich behandeln hätte können.

+++ +++

Interview mit Hadi Hajaig: http://www.reviewmagazine.org.uk/blog/?p=48
Profil von Hadi Hajaig: http://thepeoplesmovies.com/2012/07/genre-hadi-hajaig/

Teil 1: Carlos, der Schakal
Teil 2: Backwoods - Die Jagd beginnt!
Teil 3: Cleanskin - Bis zum Anschlag
Teil 4: Dame, König, As, Spion
Teil 5: Fragile - A Ghost Story
Zuletzt geändert von MonsterZero am Mo 17.06.2013, 11:28, insgesamt 5-mal geändert.
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Elite »

Liest sich verdammt gut und macht richtig Lust auf dem Streifen, vor allem da ich das moderne Euro-Kino auch sehr mag. Bitte mehr davon! :) +++
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von MonsterZero »

Elite hat geschrieben:Liest sich verdammt gut und macht richtig Lust auf dem Streifen, vor allem da ich das moderne Euro-Kino auch sehr mag. Bitte mehr davon! :) +++
Ja kommt noch was.
Alles besprechen was ich gucke schaffe ich nicht ist zu viel, also musste ich mir was aussuchen, es gab ein Kopf an Kopf rennen zwischen Arthaus, den Europäern und den Asiaten.
Habe mich erst mal für die Europäer entschieden.
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von MonsterZero »

Sonnenklar TV präsentiert: George Nader zeigt sein Radhapura – Die schönsten Ecken und Sehenswürdigkeiten

Radhapura - Endstation der Verdammten

Spätestens seit dem letzten Wochenende wissen wir George Nader kann alles, weiß alles und überhaupt George Nader!
Nachdem ich meine Chuck Norris, Clint Eastwood und Charles Bronson Sammlung verbrannt habe um Platz, der ihm zusteht, für George Nader zu machen, dachte ich mir, dass das Regal unter meinem erst vor Tagen erworbenen George Nader Starschnitt aus den 1970ern etwas leer ist, also schnell die Neuauflage von „Radhapura - Endstation der Verdammten“ von der VZ-Handelsgesellschaft erworben für gerade mal knapp 7€!

Inhalt: Steve Westen (George Nader!) rettet sich verzweifelt ans Ufer (wo er von zwei Einheimischen mit Blumenkränzen und Früchten erwartet wird) mit einem Sack Diamanten, die seinem Vater das Leben gekostet haben.
Ganz der trauernde Sohn, versucht er sofort die Diamanten zu Geld zu machen, wobei er allerdings beobachtet wird.
Zwielichtige Gestalten unter dem Kommando von Don Alfredo (Gordon Mitchell) locken Steve, der gerade dabei war sich wegen seinem Vater zu besaufen, in einen Hinterhalt und klauen ihm die Diamanten.
Doch mit seiner detektivischen Gabe (Achtung Ironie) erfährt Steve schnell wer ihm die Diamanten gestohlen hat und er macht sich auf den Weg zu einer Diamantenabbaustätte.
Mit einer illustren Gruppe (unter ihnen Carl Möhner und Rik Battaglia) macht sich Steve auf dem Weg zu seinen Diamanten…

George Nader, ich fange nur gerne Sätze so an, in einem Abenteuerfilm der seines gleichen sucht, vergesst Indiana Jones, hier ist George Nader!
Na ja gut, Indiana Jones ist dann doch einige Klassen zu hoch, ja selbst Michael Douglas ist in seinen beiden Abenteuerfetzen dem hier überlegen, macht aber auch nichts, denn Jones und Douglas kann man ernst nehmen, dass hier nicht.
Ernsthaft, ich habe mich gefragt was ich da gucke und ich habe mich auch mehr als einmal gefragt, was denn die Beweggründe der Figuren sind und dann musste ich lachen und anschließend einfach mit dem Kopf schütteln.
Zugegeben, so viele Emotionen und Regungen hatte ich bei Indy und Michael nie, vielleicht ist dieses Vehikel mit George Nader (musste sein) vielleicht doch besser?
Nein, niemals, aber kurzweilig und ungewollt lustig. :mrgreen:
Mal ein Beispiel, es werden noch welche folgen: Gordon Mitchell erwürgt jemanden mit seinem Stock, dieser jemand atmet aber weiter, während ein andere Kollege von ihm schreit „Er hat ihn umgebracht, er hat ihn umgebracht!“, während man als Zuschauer nur da sitzt und sich denkt, der atmet doch noch, also lebt er auch noch, doch nein, alle sagen er ist tot und behandeln ihn auch so, nun wenn alle das sagen muss es wohl so sein.

Was Regisseur Hans Albin hier abgeliefert hat, immer hin der Macher solcher filmhistorischen Werke wie "Pudelnackt in Oberbayern", ist schwer in Worte zu fassen, da auch zum Teil schwer verständlich, denn Logik und Rationalität, sucht man bei den Figuren oft vergebens.
Überhaupt stimmt so vieles nicht, das es entweder Absicht war oder Kunst, denn der Film legt seine Schwächen zum Teil selber offen.
Zeit für ein zweites Beispiel: Gordon Mitchell sagt, dass er George Nader schon längst hätte umbringen sollen, doch jetzt kann er nicht mehr, weil schon so viele andere Leute getötet wurden und einer Verdacht schöpfen könnte.
Analysieren wir mal die Lage: Ja, er hätte George schon 1000 Mal umbringen können, ohne Probleme, tat es aber damit ab, dass er sich nicht mehr an ihn erinnern würde.
In dem Camp sterben tatsächlich Leute wie am Fließband und selbst der Aufseher sagt schon er darf keinen mehr töten, welch edle und erwachsene Einsicht. :mrgreen:
Allerdings hatte dieses Camp vorher schon den Ruf, dass keiner mehr raus kommt, wozu sonst ständig neue Arbeiter?
Überhaupt ist das Camp ein Gefangenenlager mit „Loch“ und Foltermöglichkeiten, indem die Leute arbeiten bis sie umfallen, aber alle tuen so als wären sie eine eingetragene Firma und jede Sekunde könnte der Kontrolleur kommen.
Es ist zum Teil schon so offen stümperhaft, dass es tatsächlich so gewollt sein muss, ergo hohe Kunst der Selbstironie.
Zum Beispiel wenn Leute Sachen stehlen und diese verstecken, machen sie das auf dem Niveau von sechsjährigen Kleinkindern.
George versteckt die Waffe unter dem Kopfkissen seines kranken Kumpels vor den Augen von Mitchell und CO oder George steckt seinen Kumpel ein Rubin zu vor den Augen der anderen oder George klaut etwas und versteckt es hinter seinem Rücken… fehlt eigentlich nur ein „Habt ihr gar nicht gesehen, was ich da genommen habe.“

Ebenfalls gewollt muss das Script sein, was Bob Cunningham und Rudolf Lubowski da zusammengeschrieben haben entbehrt sich jeder Logik.
Auch hierfür ein Beispiel: George wacht nachdem er durch Mitchell mit der Hilfe von Femi Benussi überfallen wurde in dem Haus des Typen auf, der eindeutig mit Mitchell und CO unter einer Decke steckt.
Gedächtnisprotokoll:
Typ: Wie geht es ihnen?
George: Sie haben mir meine Diamanten gestohlen.
Typ: Von Diamanten haben sie mir gar nicht gesagt! Ich sage ihnen wo Sie sie finden können…
George: Ok danke, dann werde ich mir mal meine Diamanten wiederholen.
Typ: Aber denken sie dran sie schulden mir jetzt was!

Klar er schuldet dem Typen was, der die anderen Typen reingelassen hat und eindeutig mit ihnen zusammenarbeitet und somit schuld an seiner Misere ist?
Es gibt so viele Ungereimtheiten im Script, gerade wenn es um Waffen geht.
Da bauen sie in mühevoller Kleinarbeit den Schlüssel für den Waffenschrank nach, stehlen auch eine, was bei fünf Waffen im Schrank auch nicht auffällt :wink: und bei der nächst besten Gelegenheit ballert einer damit rum und wenig später bekommt man ohne größere Neuanstrengungen eine Waffe… klingt logisch... :mrgreen:
Logik, Rationalität oder gar Realismus sucht man vergebens und genau deshalb macht der Film spaß und natürlich wegen seiner Synchro.
Nader zu Benussi, bevor er ausgeraubt wird, als Gedächtnisprotokoll:
George: Mein Vater ist gegangen. Es macht keinen Sinn ihn zu suchen, er ist tot.
Diese Sätze Fallen aus dem Nichts, es gab keine Frage davor.
Benussi: Hol mich hier raus, Alfredo schlägt mich immer grün und blau.
George: Na dann bist du es ja gewöhnt.

So etwas gibt es heute nicht mehr, in einer Zeit in der Filme immer versuchen pseudotiefsinnig zu sein und eine Botschaft zu übermitteln, nicht war Herr Cameron?
Avatar mit George Nader in einem 60er Setting, mit blau angemalten Italienern, eine Mischung aus "Die Brut des Adlers" oder besser "Indio" und "Jerry Cotton".
Genug geträumt zurück zur Realität, oder besser das was uns Hans Albin, oder Paolo Bianchini, der Laut Mitchell ein Großteil drehte, dafür verkaufen will.
Wenn der Film nicht so stümperhaft wäre und man ein wenig mehr in das Script investiert hätte, hätte ein guter Abenteuerfilm ohne Schwächen dabei raus kommen können, ja man hätte sogar sozialkritisch die Bedingungen unter denen die Leute die Diamanten zu Tage fördern erleuchten können und dem Ganzen eine sozialkritische Note verleihen können, wollte man oder konnte man aber wohl nicht und so hat man diesen spaßigen, knapp 78 Minuten laufenden nicht ganz stimmigen Haufen an Abenteuer und Unlogik.

Fazit: Herrlich unlogischer und wunderbar naiver 60er Jahre Abenteuerfilm mit unserem Liebling George Nader.
In dem die Bösen noch böse waren und alle fünf Minuten ihre eigenen Entscheidungen relativierten und der Held der Held, mit einem flotten heute mehr als unpassenden und peinlichen Spruch.

Das gibt drei Bananen.
:banana: :banana: :banana:


Sollte übrigens jemand die Doppelsingle "Hello, Hello" und "Jeder Abschied tut weh" von und mit George Nader haben, nur so... :mrgreen:
Beides auf youtube zu finden!
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

eine sehr schöne review, die mir klarmacht, dass die dvd zu Radhapura, welche hier schon seit 1, 2 Jahren ungesehen rumsteht, mal routieren lassen sollte.
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von MonsterZero »

Eine Frage schwebt aber immer noch im Raum: Warum macht sich jemand die Mühe Diamanten zu stehlen, wenn ihm doch eine Diamantenmine gehört, die anscheinend auch Ertrag abwirft?

Ach egal, ich erwarte zu viel. :mrgreen:
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

The Frightened Woman (It 1969) +++ +++ 1/2

Arty Frauenfolterfilm, in dem Männer nichts zu lachen haben. Nahezu jede Sequenz wurde so fotografiert, dass man sich denkt: das hätte ich gerne als Poster! Mit dem, was ich unter "Giallo" verstehe, hat die Handlung relativ wenig zu tun, bis auf einen (entscheidenden) Punkt: sie unterhält prächtigst. Und die Musik ist eh über jeden Zweifel erhaben; und Dagmar Lassander sowieso. The Frightened Woman gibt es günstig mit englischer Tonspur beim Label Shameless und etwas teurer mit deutschen Untertiteln bei Koch.
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von MonsterZero »

Der passt auch so gar nicht in die Box. :mrgreen:
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

damit sichert sich der film freien eintritt in jede verdammte box der welt.

Bild
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von MonsterZero »

Ja gut. :mrgreen:
Er ist auch der beste der Box.
Der erste ist langweilig und der zweite zieht sich ganz schön, allerdings hat der zweite Film meine Liblingsszene aller drei.

Alle Nonnen duschen mit so einem weißen Überzieher, der natürlich transparent wird.
Der Hausmeister läuft da rum und sammelt die Kutten ein und man unterhält sich auch mit ihm, keinen scheint das zu stören.
Der Kommissar kommt um die Ecke und alle schreien auf "Hilfe ein Mann, schnell bedeckt euch!". :rofl:
Was ist dann der Hausmeister?
Haben sie den zum Eunuchen gemacht?
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

oh cool, da freu ich mich drauf. jetzt gab´s erstmal boxen-frühstückskost, härter als knäckebrot. ich wünschte, ich wäre nicht deiner Meinung...


Tödliches Erbe (I 1968) ---

sehr schöner soundtrack und eine erstklassige bildqualität in einem der langweiligsten genrebeiträge, die ich kenne. lieblingszitat: "sie suchen immer nach einer logischen erklärung, aber die realität, in der wir leben, ist doch auch nicht immer logisch."

TÖDLICHES ERBE ist einer der schlechtesten vertreter des subgenres "eisenbahngiallo".
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von MonsterZero »

Ja, er ist echt lahm, bin bei eingepennt, was ich sonst bei einem mir unbekannten Film nicht mache.
Selbst wenn man ihm den Bonus "Einer der Ersten" zu sein, wie es auf dem Poster auf der Rückseite steht, lässt, hätte man doch besser was anderes nehmen können.
Man hätte lieber Giulio Questis Die Falle (La Morte ha fatto l'uovo) von 1968 rein nehmen sollen.
Bei so einer schwachen ersten Box wird es schwer Quereinsteiger und Nichtsammler für eine zweite Box zu begeistern, da hat es die Westernbox schon besser gemacht. :?
Übrigens, mal ernsthaft, es dauert noch 3 Jahre bis er volljährig (Italien zu der Zeit 21) ist?
Der Typ war mindestens Anfang bis Mitte 30... :mrgreen:
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

MonsterZero hat geschrieben:Übrigens, mal ernsthaft, es dauert noch 3 Jahre bis er volljährig (Italien zu der Zeit 21) ist?
Der Typ war mindestens Anfang bis Mitte 30... :mrgreen:
:rofl: stimmt, da hab ich auch nur den kopf geschüttelt. das war noch krasser als steve mc queen in BLOB :-P
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von MonsterZero »

Oder die ganzen 90210 Heinis im Original aus den 90ern... :mrgreen:
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