Zuletzt gesehener Thriller

Eine Film-Welt jenseits der Monstren, Mumien und Mutationen.
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Barakidon
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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von Barakidon »

GRAND PIANO - SYMPHONIE DER ANGST (E 2013)

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Einmal hat er sich verspielt, danach ist Pianovirtuose Tom Selznick (Elijah Wood) fünf Jahre nicht mehr aufgetreten. Mit horrendem Lampenfieber blickt er jetzt seinem Comeback vor einem vollen Saal entgegen. Und es soll die Hölle werden: Über Toms Headset meldet sich ein Fremder und zwingt ihn, eben jenes Stück zu spielen - das zudem sowieso als unspielbar gilt - das ihn vor fünf Jahren in den Zusammenbruch führte. Sollte er nur eine falsche Note treffen oder abbrechen, werde er ihn sowie seine Frau unmittelbar erschießen...

Ein Meisterpianist muß um sein Leben spielen - damit weckt Regisseur Eugenio Mira Erinnerungen an Hitchcocks DER MANN DER ZUVIEL WUSSTE und Schuhmachers NICHT AUFLEGEN!. Doch erreicht GRAND PIANO nicht deren Klasse. Elijah Wood zeigt als panisches Nervenbündel zwar neue Facetten, aber John Cusack hat als Killer leider nur einen Kurzauftritt. Wenn man kein Liebhaber klassischer Musik ist, kann einem das ewige Klaviergeklimper mit der Zeit schon auf die Nerven gehen, wenn es auch zugegeben ein wenig zur Atmosphäre beiträgt. Klassikfreunde kommen dafür voll auf ihre Kosten. Immerhin gibt es teilweise einen hohen Grad an Spannung, wobei aber das Finale leider nicht ganz befriedigend ist.

Alles in Allem ein toller Soloauftritt von Elijah Wood, ein kurzes, aber glaubhaftes Gastspiel von John Cusack und für mich etwas zuviel Klassikgedudel.

Nicht schlecht, aber trotz guter Besetzung auch kein Überflieger.

--- +++ 1/2
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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von Barakidon »

JO NESBO'S HEADHUNTERS (NORW./DK/D 2011)

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Roger (Aksel Hennie) ist 1,68 cm klein. Der Makel muß kompensiert werden: mit einer großen Frau und einem Leben in Saus und Braus. Das finanziert der Headhunter "nebenbei" als Kunsträuber. Bis er bei dem Falschen einsteigt: Der Däne Clas (Nikolaj Coster-Waldau) ist militärischer Hightechkiller und eröffnet auf den Gemäldedieb eine gnadenlose Jagd...

Action-Thriller mit GAME OF THRONES-Kultbösewicht Nikolaj Coster-Waldau.

Als hätten sich die Coen-Brüder nach Skandinavien verirrt: In der chic fotografierten Bestsellerverfilmung läßt Regisseur Morten Tydlum die Gewalt fröhlich eskalieren - und ins Groteske umschlagen.

Eine Männlichkeitssatire mit knüppelharter Action. +++ +++
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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von FavoriteCheezyMovies »

Den Film hatte ich schon bestimmt dreimal in den letzten Monaten in der Hand und habe mich nicht getraut. Aber jetzt glaube ich, muss ich den doch mal kaufen.
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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von Barakidon »

DIE VERFÜHRUNG - DAS FREMDE MÄDCHEN (D 2011)

Im Leben von Viktoria (Bettina Zimmermann) und Markus (Christoph M. Ohrt) scheint alles perfekt. Die beiden sind bis über beide Ohren ineinander verliebt und verbringen wunderbare Tage an der Küste Istriens. Doch dann tritt die 17jährige Maniche (Xenia Assenza) in ihr Leben. Nach anfänglichen Problemen nähern sich Markus und Maniche an, doch das ändert sich schlagartig, als die Göre schwere Vorwürfe gegen ihn erhebt. Geschockt fällt Viktoria aus allen Wolken, doch auch sie hütet ein schwerwiegendes Geheimnis...

Ein Thriller aus deutschen Landen und dazu noch ein guter, wenn auch mit einem Minuspunkt. Es ist erstaunlich, aber meiner Meinung nach gibt es tatsächlich mehr richtig gute deutsche Thriller als z.B. amerikanische.

Aber zurück zum Film: Es bleibt lange im Unklaren was Maniche eigentlich im Schilde führt, und genau auf diese Erwartungshaltung des Zuschauers baut der Film seine Spannung auf. Wenn es auch die Handlungsbeschreibung verrrät, so kann man nicht glauben, daß auch Veronika Böses plant. Bis einem klar wird wie alles zusammenhängt, wird man geschickt erst noch auf eine falsche Spur in Form des mysteriösen Nachbars geführt.

Am Ende kommt es Dicke für Markus und das geht schon fast in Richtung Torture Porn. Leider - und jetzt kommt der Minuspunkt - ist der Schluß unbefriedigend und - im Vergleich zum bisherigen Handlungsverlauf - zu harmlos. Da hätte mehr Bösartigkeit gut getan.

Alles in Allem aber doch ein solider, spannender Thriller, leider mit etwas enttäuschendem Ende.

+++ 1/2 ---
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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von Barakidon »

AIRBORNE (GB 2012)

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Trotz Unwetterwarnung startet Flug 686 mit einer Handvoll Passagiere seine Reise von London nach New York. An Bord gehen bald seltsame Dinge vor sich, und daran sind nicht nur die Gangster schuld, die das Flugzeug in ihre Gewalt bringen wollen. Denn eine übernatürliche Kraft hat sich als blinder Passagier mit eingeschlichen...

Dieser Horrorthriller, Mysterythriller, Katastrophenthriller oder was auch immer ist anfangs ganz o.k. und vermittelt ein surreales Gefühl vor und während des Einsteigens in die Maschine. Doch dann artet alles in reinstes "Hong Kong Pfui" aus. Ein Flaschengeist in einer Ming-Vase, auferstehende Typen die ihren Schädel an einer Holzkiste einschlagen, hell leuchtende Augen, schießende Stewardessen und dazwischen jede Menge Nichts.

Die Charakteure sind unter aller Kanone und agieren mit einer Mimik, die nicht zu ihren Handlungen paßt. Ein fett gewordener Mark Hamill sitzt in der Bodenkontrolle und klammert sich dermaßen am Funkgerät fest, daß man denkt er hätte Angst, daß es gleich davonfliegt.

Das wirklich schlimmste aber sind die Dialoge, da der Film ja angeblich in England einen Preis bekommen hat, nehme ich an, daß es im Original nicht ganz so krass ist.

Beispiele gefällig? Bitteschön:

"Du verficktes Fuckface!"

"Hey Jungs, ich muß man eben kacken, ihr verfickten Flachwichser."

"Du wirst jetzt deinen schwulen Arsch in das verfickte Cockpit bewegen und mit dem scheiß Piloten reden".

Und solche "linguistischen Feinheiten" hört man ungelogen fast den ganzen Film hindurch. Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen, wie viele Arten von F-Wörtern und Scheiß-Wörtern da fallen.

Ich bin eigentlich mit positiver Erwartung an den Film rangegangen, da mir die Handlung von der Idee her gut gefiel, aber was man daraus gemacht hat ist eine verfickt schlechte Umsetzung mit abgefickten Darstellern und ein beschissener Schluß und...ooops, die Ausdrucksweise hat scheinbar auf mich abgefärbt. Hoffe ich fange mich wieder. :mrgreen:

Wie auch immer, dieser Streifen fliegt weit unter dem Radar. --- --- ---
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Paul Naschy
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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von Paul Naschy »

Open Windows (Fr/Sp/US 2013) +++

Fan-Blogger (Elijah Wood) gewinnt ein Abendessen mit seiner Lieblings-Schauspielerin, doch die olle Zicke sagt das zugesagte Date kurzfristig ab. Sie ist auch sauer, weil man ihr unterstellt, bei einem Porno mitgewirkt zu haben (gespielt von Sasha Grey, die lt. ofdb seit ihrem 18. Lebensjahr kaum was anderes gemacht hat). Ein als ihr Manager sich ausgebender Typ verspricht ihm dafür eine interessante Alternative: er hackt sich in ihr Handy und lässt den Fan am Privatleben seines Idols teilnehmen… aber der "Manager" hat in Wirklichkeit einen ganz anderen Plan in der Tasche.

Zeitgeist-Thriller mit sehr guten und einer so noch nicht gesehenen (ich geh jetzt mal von mir aus, von wem auch sonst :) ) cineastischen Umsetzung. Leider wird er gegen Schluss zu verworren und ist auch nicht durchgehend konsequent umgesetzt, dennoch ein nicht uninteressantes Werk.
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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von Barakidon »

BLUE VELVET (USA 1986)

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Auf einer Wiese findet Jeffrey (Kyle MacLachlan) ein abgetrenntes Ohr. Er trägt es brav zur Polizei, spielt dann aber selbst Detektiv. Die Spur führt zur Nachtclubsängerin Dorothy (Isabella Rossellini). Schon die erste Begegnung mit ihr erweitert Jeffreys Horizont erheblich. Als der naive Junge aber Dorothys brutalem Lover Frank (Dennis Hopper) in die Arme läuft, betritt er eine Welt, deren Existenz er sich nicht hätte träumen lassen...

Wie vier Jahre später in seiner Serie TWIN PEAKS legt David Lynch auch hier die Fäulnis hinter sauberen Kleinstadtfassaden frei. Isabella Rossellini verstört nachhaltend mit ihrer Masochistinnen-Rolle.

Ein Albtraum in blauem Samt...Gewalt, Sex, Mord. +++ +++
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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von Dschungeldrache »

Barakidon hat geschrieben:Ich bin eigentlich mit positiver Erwartung an den Film rangegangen, da mir die Handlung von der Idee her gut gefiel, aber was man daraus gemacht hat ist eine verfickt schlechte Umsetzung mit abgefickten Darstellern und ein beschissener Schluß und...ooops, die Ausdrucksweise hat scheinbar auf mich abgefärbt.

Ha Ha Ha, schmeiß mich weg....einfach grossartig. Das hätte auch mein Humor sein können. :rofl:
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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von Space_Godzilla »

Jacob's Ladder (1990) +++ +++ +++

Durch seine Erlebnisse im Vietnamkrieg leidet Jacob Singer unter Wahnvorstellungen voller Dämonen und verstümmelten Irren. Die Ursache aufzuklären erweist sich schwieriger als gedacht, allerdings trifft er auf weitere Kriegsveteranen, die unter den selben Symptomen leiden. Doch der Krieg allein ist nicht der Grund für das Chaos in Jacob's Kopf...

Der Film beginnt mit einer schonungslosen Sequenz des Kriegsalltags im vietnamesischen Dschungel. Kurz darauf begleitet man Jacob Singer im wieder normalisierten Alltag - der nur nach außen hin normal wirkt. Im inneren beschäftigen ihn düstere Wahnvorstellungen und Verfolgungswahn, der, wie sich herausstellt, gar nicht so abwegig ist. Der Film beherrscht die Kunst, den Zuschauer nicht immer merken zu lassen, wann der Wahnsinn von Jacob Besitz ergreift. Man taucht also mit ihm in diesen Wahnsinn ein und bemerkt es erst, wenn man sich selber darin wiederfindet. Die tatsächliche Aufklärung, an die er dann recht zufällig und unspektakulär gelangt, ist eine schockierende Maßnahme der US-Armee, um die Soldaten kampfbereiter und vor allem aggressiver zu machen.
Ein Film, der zum Nachdenken anregt, nicht nur, was die Vorkommnisse betrifft, sondern auch den Filmaufbau an sich. Es ist ja nichts neues, dass Soldaten in aller Welt unter anderem Aufputschmittel genommen haben, um dem Druck gewachsen zu sein und die Ängste in Schach zu halten. Und genau das macht Jacob's Ladder nicht nur zu einem filmischen Wahnsinnstrip, sondern auch zu einer ernsten Kritik. Das Ende lässt einigen Spielraum für Interpretationen, was ich sehr gut finde bei diesem Thema.
Kein Film, den man sich mal nebenbei mit ein paar Kumpels ansehen sollte. Wen die Thematik allerdings interessiert oder wer sich gerne mal zum Nachdenken anregen lässt, dem sei er herzlich empfohlen.
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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von MonsterZero »

Ich liebe diesen Film. +++
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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von Space_Godzilla »

The Captive - Spurlos verschwunden (2014) +++ +++

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Acht Jahre ist es her, als Cassandra plötzlich verschwand während ihr Vater nur kurz Kuchen kaufen wollte. Nach jahrelangen erfolglosen Ermittlungen taucht plötzlich ihr Foto im Internet auf und schon bald werden auch die Eltern und die Polizei in die Psycho-Spiele des Täters mit eingebunden.

The Captive baut schon allein mit dem Thema eine morbide Atmosphäre auf, was von den winterlichen Verhältnissen noch unterstützt wird. Hier wird der Alptraum aller Eltern wahr: Das Kind wird kurz aus den Augen gelassen und auf einmal ist es verschwunden. Man sucht und ruft, doch es ist wie vom Erboden verschluckt; keine Anhaltspunkte, was passiert sein könnte - so ergeht es Matthew hier und er lebt fortan mit Schuldgefühlen und einem kleinen Funken Hoffnung auf ein Wiedersehen mit seiner Tochter.
Den ganzen Film über bleibt der Film auf einer realen Ebene; hier gibt es keine unnötigen Dramen, keinen "Helden", der die Täter jagt und keine überflüssige Action, die den Film auflockern soll. Es wird größtenteils auf die Polizeiarbeit vertraut und erst gegen Ende versucht, selbst etwas zu beeinflussen.
Spoiler:
Diese Szene fand ich übrigens sehr einprägend. Matthew sitzt mit einem mal den Tätern gegenüber, gibt sich aber unwissend und fragt, ob sie Cassandra gesehen hätten. Mich hat dabei jedenfalls ein seltsames Gefühl beschlichten - auf der einen Seite ist einem mulmig zumute, wenn man bedenkt, mit wem er da gerade redet und auf der anderen spürt man eine gewisse Genugtuung, dass diesen Monstern hier ein Spiegel vorgehalten wird, ohne dass sie etwas dagegen sagen können.

Der Täter wurde autehtisch umgesetzt; ein widerlicher Kerl, der erschreckenderweise wie eine Art Ersatzvater für Cassandra fungiert. Die Vorstellung, was alles passiert ist, bevor es soweit war, ist einfach schrecklich und das soll der Film wohl auch bewirken. Hier wird weniger das Leid von Cassie gezeigt, vielmehr geht es hier um die Vorstellung, dass ein Mädchen 8 Jahre eingesperrt ist, keine Ahnung hat, welche Jahreszeit gerade ist und fast alles für den Täter macht. The Captive erinnert an die Fälle um Priklopil oder Fritzl und wirkt dadurch umso realistischer. Er regt definitiv zum Nachdenken an und es kann einem der Atem stocken, wenn man überlegt, dass solche Menschen unerkannt in der Nachbarschaft leben könnten.
Schauspielerisch durchgehend auf gutem Niveau, wenngleich manche Verhaltensweisen für mich nicht immer ganz nachvollziehbar waren. Die deutsche Vertonung schien mir zwar teilweise nicht ganz passend besetzt zu sein, aber das stört im Verlauf des Films eigentlich nicht. Musikalisch hatte er nichts herausragendes, jedoch durchaus passendes zu bieten.
Vielleicht nicht der beste Film für einen Abend unter Kumpels, aber wer sich alleine oder zu zweit ein paar Gedanken über das Thema machen möchte, kann hier nichts falsch machen. Ein Film, der - wenn er auch (Gott sei Dank) auf jegliche Gewaltdarstellung am Opfer verzichtet - betroffen macht und vor allem betroffen machen sollte, denn dieses Thema darf an keinem spurlos vorbei gehen.
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Beitrag von Space_Godzilla »

Snitch - Ein riskanter Deal (2013) +++ 1/2

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Dwayne "The Rock" Johnson spielt einen Vater, dessen Sohn wegen Drogenhandels und -besitzes ins Gefängnis gesteckt wurde. Mit der Staatsanwältin trifft er nun eine gefährliche Vereinbarung, damit sein Sohn wieder frei kommt: Er muss sich als Spion in die Drogenszene einschleusen lassen.

Snitch bietet gute, kurzweilige Unterhaltung mit einem perfekten Dwayne Johnson. Als Schauspieler mag ich ihn ohnehin sehr gern, wenngleich er sich wohl nur für's Popcorn-Kino eignet. Mit Jon Bernthal, bekannt aus "The Walking Dead", an seiner Seite riskiert er als Familienvater viel für seinen Sohn, deren Verhältnis nicht das allerbeste ist. Action hat der Film überraschend wenig zu bieten; erst gegen Ende fliegen ein paar Autos durch die Gegend. Das "The Rock" in rasante Action-Streifen passt, hat er zuletzt in "Fast and Furious 5 und 6" gezeigt, aber es geht auch anders. In diesem Thriller macht er eine gute Figur als eigentlich ehrlicher Geschäftsmann und Vater. Man darf gespannt sein, wie er sich im kommenden Katastrophenfilm "San Andreas" schlägt.
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Beitrag von Barakidon »

CASH TRUCK - DER TOD FÄHRT MIT (F 2004)

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Alex heuert als Wachmann bei der Geldtransportfirma "Vigilante" an. Der Job ist schlecht bezahlt und gefährlich. Innerhalb eines Jahres wurden schon drei Wagen des Unternehmens überfallen. Die Kollegen ahnen nicht, daß der Neuling immer wieder an Krampfanfällen leidet, und schon gar nicht, daß Alex nach Feierabend in ein anonymes Hotelzimmer abtaucht, wo er Psychoprofile von ihnen erstellt und an Waffen feilt. Was plant der Einzelgänger bloß?

Und genau diese Frage läßt den Zuschauer nicht los, bis ihn das knallharte, 20-minütige Finale anspringt. Parallel dazu wird die Spannung subtil hochgeschraubt und zeichnet nebenbei noch ein authentisches Millieuportrait.

Ein feiner kleiner Actionthriller, sarkastisch und smart. +++ +++
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Beitrag von Barakidon »

KING OF THE HILL (E 2007)

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Quim (Leonardo Sbaraglia) bereist ein Gebirge in Spanien. An einer Tankstelle wird er von der jungen Bea (Maria Valverde) bestohlen. Er verfolgt sie und verfährt sich dabei in einem Waldstück. Plötzlich wird auf ihn geschossen. Kurz danach trifft er Bea wieder, auch sie geriet ins Visier mysteriöser Jäger...

Inhaltlich konventionell angelegte Menschenjagd, deren Inszenierung, eine düstere, trostlose Landschaft, und das Spiel von Sbaraglias die Adrenalinpumpe aber in Schwung bringen. Zudem mixt der Thriller Elemente von Alfred Hitchcock und BEIM STERBEN IST JEDER DER ERSTE. Nach etwa einer Stunde erfährt man dann, wer die Jäger sind, und das schockiert im ersten Moment doch sehr. Auch die Gründe für ihre Menschenjagd verstören nachhaltig.

KING OF THE HILL ist atemloser Psychohorrorthrill mit Sozialkritik, den ich nur empfehlen kann. Allerdings hat er meiner Frau nicht so gut gefallen wie mir. Muß sich letztlich jeder selbst ein Bild davon machen.

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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von Barakidon »

DER SCHLEICHENDE TOD (USA 1982)

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In Colorado werden verstümmelte Rinderkadaver gefunden, verdächtigt werden anfangs außerirdische Mächte oder Teufelsanbeter. Doch der weibliche Sheriff (JoBeth Williams) und ein Ex-Polizist (Robert Urich) kommen schon bald einer skrupellosen Geheimorganisation auf die Spur...

In jungen Jahren hatte der Film eine beängstigerende Wirkung auf mich als heute. Der Film kommt nicht mehr so bedrohlich und verstörend rüber als seinerzeit. Dennoch ist DER SCHLEICHENDE TOD in schaurig-schönen Bildern, von denen nach wie vor eine gewisse Magie ausgeht, in Szene gesetzt worden und kann auch heutzutage noch gut unterhalten. Es gibt schattenhafte Wesen, die im ersten Moment an Aliens erinnern, eine fiese Szene beim Zähne putzen und einen brennenden Stier, der durchs Feuer läuft. Zudem wird der Film nicht wirklich langweilig, wenn auch vorhersehbar, und die Kleinstadtatmosphäre kommt gut rüber.

Am Ende - an das ich mich gar nicht mehr so richtig erinnen konnte - hat es mir leider etwas an Innovation gefehlt, nichtsdestotrotz ist dieser mystisch wirkende Thriller ein sehenswertes 80er Jahre Filmchen.

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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von Space_Godzilla »

One Hour Photo (2002) +++ +++

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„Sy“ arbeitet in einem Kaufhaus als Schnellentwickler für Fotos. Dabei haben es ihm besonders die Yorkins angetan, die dort schon Stammkunde sind. Immer wieder träumt er sich in die Musterfamilie hinein, bis er etwas entdeckt, dass nicht in sein Bild passt...

Vielleicht ist dieser Film nicht jedermanns Sache, da er sehr ruhig und unkonventionell aufgebaut ist. Robin Williams spielt hier – übrigens sehr überzeugend – nicht etwa einen psychopathischen Irren, der Menschen Leid zufügen will, sondern verkörpert vielmehr eine tragische Figur. Er ist ein netter Verkäufer aus dem Fotoladen, manchmal etwas verträumt und nachlässig, jedoch ein im Grunde guter Kerl, der sehr unter seiner Einsamkeit leidet. Und das macht One Hour Photo auch besonders. Hier fiebert man nicht mit gejagten und psychischem Terror ausgesetzten Opfern mit, sondern zeigt sich durchaus berührt vom Schicksal „Sy’s“. Am Ende nimmt der Film zwar eine dramatische Wendung, jedoch gestaltet sich dies etwas anders, als man es gewohnt ist. Obwohl er durch Robin Williams in der Hauptrolle sicher ein größeres Publikum anspricht, wird er deren Erwartungen vielleicht nicht gänzlich gerecht, denn wenn man einen Hochspannungsthriller sehen möchte, ist man hier an der falschen Adresse. Kann man sich allerdings auf einen ruhigen Film mit etwas Hintergrund einlassen, ist man bestens bedient und wird gut unterhalten.
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DJANGOdzilla
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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von DJANGOdzilla »

NEUN GÄSTE FÜR DEN TOD
[NOVE OSPITI PER UN DELITTO][ITA][1977]

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Regie: Ferdinando Baldi
Darsteller: Sofia Dionisio, Massimo Foschi, Dana Ghia, Arthur Kennedy, Caroline Laurence, Loretta Persichetti, John Richardson, Rita Silva, Venantino Venantini


Ein junges Pärchen vergnügt sich beim Liebesspiel am Strand. Die Sonne scheint, das Meer rauscht, der Sand knirscht - und dann knallt die Flinte. Der Mann wird von einer Kugel getroffen, die aus dem Gewehr eines hinzugekommenen Beobachters kam. Der unerwünschte Gast hat noch drei weitere Herren dabei, ebenfalls mit Waffe im Anschlag. Der Angeschossene versucht zu fliehen, sich über die Felsen zu retten – doch es nützt ihm nichts: Die Kugeln der Angreifer treffen sicher ins Ziel. Die Schützen greifen sich ihr lebloses Opfer, heben eine Grube aus, verscharren es im Sand... 20 Jahre später: Das reiche Familienoberhaupt Ubaldo [Arthur Kennedy] macht mit seinen beiden Söhne, seiner Tochter und deren Liebschaften Sommerurlaub in seinem Ferienhaus auf einer malerischen Insel. Seine bessere Hälfte, die auffallend jüngere Giulia [Caroline Laurence], sowie die etwas wirr scheinende Tante Elisabetta [Dana Ghia] hat er dabei ebenfalls im Schlepptau. Doch an Erholung ist nicht zu denken: Unter der sorglos scheinenden Oberfläche sind die Familienmitglieder bis aufs Blut miteinander verfeindet. Als plötzlich ein Unbekannter beginnt, die Gruppe zu dezimieren, ist somit quasi jeder verdächtig. Bald liegen die Nerven blank, und es wird klar, dass die Morde mit dem Verbrechen von damals zu tun haben.

Der Giallo war bis in die 70er Jahre eines der erfolgreichsten Genres des italienischen Kinos. Die blutige, stilistisch eigenwillige Varitation bekannter Kriminalmotive (deren unmittelbarer Vorreiter gut und gern in der aus Deutschland stammenden Edgar-Wallace-Reihe gesehen werden darf) kombinierte - mal mehr, mal weniger elegant - Schmuddel und Kunst zu oft hintersinnigen, von rüder Gewaltdarstellung geprägten Mordgeschichten, bei denen in der Realität verankerte Logik zugunsten in den Vordergrund gerückter Spannungs- und Stimmungsmomente lediglich die zweite Geige spielte. 1977 war die Blütezeit des Genres zwar schon vorbei, was Regisseur Fernando Baldi [→ HORROR-SEX IM NACHTEXPRESS] jedoch nicht davon abhielt, mit NEUN GÄSTE FÜR DEN TOD noch einen inhaltlich und thematisch mustergültigen Nachschlag zu servieren. Dabei verschwendete man an den Plot allerdings nicht allzu viele Ressourcen, verrührte ein klassisches Agatha-Christie-Szenario mit bewährter Softporno-Attitüde und schüttete im Anschluss einen extra großen Kübel wirklich extrem künstlich wirkendes Kunstblut über alles. Originell ist das nicht. Funktionieren tut das trotzdem.

Das liegt in erster Linie daran, dass das gewählte Konzept zwar simpel, aber seit Urzeiten enorm effektiv ist: Die nach und nach erfolgende Dezimierung einer überschaubaren Anzahl an Personen in einem von der Außenwelt abgeschotteten Kosmos, von denen einer zwangsläufig der Mörder sein muss (das klassische ZEHN KLEINE NEGERLEIN-Prinzip also) lädt zum Mitraten ein (Wer ist das nächste Opfer? Wer ist der Täter? Was ist dessen Motiv?) und bietet etliche Möglichkeiten, spannungsgeladene Situationen und überraschende Wendungen unterzubringen. Der hier genutzte Schauplatz einer entlegenen Insel bringt zudem eine Extraportion malerisches Flair in die Mörderhatz und bietet einen attraktiven Kontrast zum mitunter hässlichen Geschehen. Dabei hielt man sich in der grafischen Darstellung der Tötungsakte in diesem Falle vergleichsweise sogar eher bedeckt (zumal sie bei Stattfinden auch auf Anhieb als recht billig umgesetzte Maskentricks entlarvt werden); die eigentliche Hässlichkeit geht von den Charakteren aus, die als ein Haufen triebgesteuerter und missgünstiger Individuen porträtiert werden, denen der eigene Vorteil über alles geht.

Das patriarchische Oberhaupt hält sich eine um Jahrzehnte jüngere Gattin, die es – so die einhellige Meinung des ganzen Rests – nur auf die nicht unerheblichen Reichtümer des Mannes abgesehen hat, die Söhne sind durch die Bank Versager, die des Erbes nicht würdig wären und deshalb nicht ohne Grund um ihren Anteil nach dem Tode des Herres bangen, deren heißblütigen Ehefrauen ist ein Mann in der Regel nicht genug, weshalb mitunter auch schon mal der eigene Schwager als Sexualpartner herhalten muss – vor aller Leute Augen, versteht sich. Eine illustre Gesellschaft präsentiert sich hier also – mit Betonung auf Lust. Denn wer das Pech hat, trotzdem leer auszugehen, besorgt es sich kurzerhand selbst. Und zwischen all dem feucht-fröhlichen Sundenpfuhl faselt die etwas sonderliche Tante Elisabetta etwas von einem Fluch und einem gewissen „Charlie“, der wiederkommen werde, um grausame Rache zu nehmen. Das Dumme daran ist vor allem: Sie behält Recht damit.

Die Darstellung reicher Leute als dekadenter, vom Leben gelangweilter Abschaum ist natürlich ebenfalls ein Klischee und viele der hier gezeichneten Figuren kommen einem aus ähnlichen Genrebeiträgen doch arg vertraut vor. Das ändert jedoch nichts daran, dass die daraus entstehenden Konflikte so einigen Unterhaltungswert besitzen - zumindest, nachdem NEUN GÄSTE FÜR DEN TOD seinen anfänglichen Softsexpfad verlassen hat. Denn gut das erste Drittel geht tatsächlich in erster Linie dafür drauf, die weibliche Belegschaft wahlweise knapp, durchsichtig oder gar nicht bekleidet abzulichten, um die heiteren Partnertauschepisoden durchzuexerzieren. Trotz der bisweilen lüsternen Kamera geschieht das zugegebenermaßen nicht vollkommen selbstzweckhaft, unterstreicht es doch die grassierende Unmoral der Protagonisten und verdeutlicht anschaulich, wie wenig Mann und Weib sich hier um die Gefühle des Anderen scheren. Dennoch wünscht man sich alsbald die erste Leiche herbei, um der auf Dauer ermüdenden Dauerkopulation ein Ende zu bereiten.

Als es dann soweit ist, entwickelt sich NEUN GÄSTE FÜR DEN TOD auch hurtig zu einem angenehmen Schauerstück, das trotz der manchmal etwas seltsamen Verhaltensweisen seiner Figuren (so wird das von verzweifelten Hilferufen begleitete Ertrinken einer jungen Frau endlos vom Ufer aus kommentiert, bevor mal jemand auf die Idee kommt, zur Rettung zu eilen) für fiebrige Spannung und dichte Atmosphäre sorgen kann. Die Inszenierung besticht dabei zwar nicht unbedingt durch Raffinesse und geriet eher routiniert; dennoch gelingen hin und wieder ein paar ungewöhnliche Kameraeinstellungen oder gelungene Symboliken (wie die beiden Geschicklichkeitsspiele, die immer wieder ins Bild gerückt werden, sobald neues Unheil dräut). Ein Höhepunkt ist zweifelsfrei die Eröffnungssequenz, die bereits die Marschrichtung der folgenden 90 Minuten skizziert: Das Liebesspiel zweier Menschen findet sein abruptes Ende, als aus heiterem Himmel eine grausame Hinrichtung vollzogen wird. Ohne Erklärung, ohne Gesicht, ohne Dialog, lediglich untermalt vom Rauschen des Meeres, wird aus einem Moment wilder Romantik ein blutiger Alptraum.

Diese in eisiger emotionaler Kälte ausgeführte Tat, die zunächst ohne jeden inhaltlichen Zusammenhang und erläuternden Kommentar für sich steht, ist ein schaurig-schöner Einsteig in das Szenario und recht schnell wird klar, dass die aktuellen Ereignisse mit diesem Verbrechen zu tun haben müssen, die agierenden Personen auf irgendeine Weise darin verwickelt sind und man Zeuge eines perfide ausgeführten Racheakts wird. Die Zusammenhänge – so ehrlich muss man sein - sind nicht ausnehmend schwierig zu herzustellen, auch die letztendliche Enttarnung des Täters sollte selbst für weniger geschulte Kriminalisten keine sonderlich große Überraschung sein. Dennoch versteht es die Handlung durch diverse Ablenkungs- und Wendemanöver bis zum Finale bei der Stange zu halten und lässt lange Zeit die Frage im Raum stehen, ob die blutige Vergeltung hier säkulärer Natur ist oder womöglich aus dem Jenseits erfolgt.

NEUN GÄSTE FÜR DEN TOD erhielt zwar einen deutschen Titel, eine ebensolche Sprachfassung (und ein damit verbundener Kinoeinsatz) blieb Baldis Spät-Giallo jedoch verwehrt. Das ist erstaunlich, bietet das professionell in Szene gesetzte, sündig angehauchte Mörderspiel doch alle notwendigen Zutaten, um das sensationslüsterne Publikum der 70er Jahre in die Lichtspielhäuser zu locken: Blut, Sex und Rätselraten, nicht zu knifflig, nicht zu aufregend, aber durchaus von latenter Klugheit. Nicht italienischsprachigen Interessenten bleibt daher nur die untertitelte Originalfassung, die dank des Labels Camera Obscura im Jahre 2014 den Weg nach Deutschland fand - eine Einladung, die Giallo-Freunde ohne Reue annehmen dürfen.

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Barakidon
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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von Barakidon »

GNADENLOS (USA 1986)

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Cop Eddie weiß, wer seinen Kollegen getötet hat. Er folgt dem Killer nach New Orleans, spürt dessen Geliebte Michel auf, läßt die Handschellen klicken - und verliert den Schlüssel. So fliehen beide durch die Sümpfe von Louisiana...

Erotisch angehauchter Thriller mit dem Traumpaar der 80er-Jahre. In der feuchten Hitze klebt die Kleidung so lecker an den Luxuskörpern, daß die Phantasie Purzelbäume schlägt :mrgreen: . Dazu passend die schwüle Südstaatenatmosphäre in tollen Bildern und jede Menge exotische Spannung.

Dichte Atmo und schwüle Erotik - Klasse! +++ +++
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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von MonsterZero »

Musst dich aber gleich beschweren das es eine DVD-R ist wie die Typen auf Amazon. :wink: :mrgreen:
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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von Barakidon »

Muß ich nicht, habe ja den Film besprochen, nicht die Qualität der DVD. Denn diese habe ich nicht, den Film habe ich im TV angeschaut. :)
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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von MonsterZero »

Ah dachte, weil du das neuere Cover der DVD-R Version genommen hast.
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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von DJANGOdzilla »

THE KILLER RESERVED NINE SEATS
[L'ASSASSINO HA RISERVATO NOVE POLTRONE][ITA][1974]

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Regie: Giuseppe Bennati
Darsteller: Rosanna Schiaffino, Janet Agren, Paola Senatore, Howard Ross, Chris Avram, Eva Czemerys, Lucretia Love, Gaetano Russo, Andrea Scotti, Eduardo Filipone, Tonino Guerra


Der wohlhabende Patrick Davenant [Chris Avram] kommt in der Nacht seines Geburtstags auf die Idee, mit seinen Gästen ein uraltes Theater aufzusuchen, das sich seit Ewigkeiten in Familienbesitz befindet. Doch als sie dort ankommen, wird die ausgelassene Feier schnell zum Alptraum: Erst taucht ein mysteriöser zehnter Gast auf, den niemand zu kennen scheint und der unverständliche Dinge sagt. Und als auf Patrick ein Mordanschlag verübt wird, stellt die nun gar nicht mehr so fröhliche Party-Gesellschaft fest, dass nicht nur die Türen des Gebäudes verriegelt sind, sondern auch die Telefonleitungen gekappt. Nun beginnt ein blutiges Spiel, denn der geheimnisvolle Mörder hat noch viel vor in dieser Nacht...

Als der Killer 1974 auf die Idee kam, neun Plätze zu reservieren, war er damit für die Hauptvorstellung im Prinzip ein paar Jährchen zu spät dran. Der Giallo, die große italienische Mordschau, hatte seine Hochphase bereits hinter sich und die wegweisenden Stücke längst auf den Weg gebracht. Was danach folgte, waren in erster Linie nur noch Abwandlungen der immergleichen Muster und Motive, die keine großartigen Innovationen mehr versprachen, im Idealfalle aber durch Schick und Geschick immer noch höchst gefällige Unterhaltung offerieren konnten. In diese Kategorie gehört auch THE KILLER RESERVED NINE SEATS, dessen Prämisse zwar altbekannt erscheint, dessen Mangel an inhaltlichem Genie jedoch durch gekonnte Modifikation, atmosphärische Dichte und vor allem seinen attraktiven Schauplatz spielend übertüncht wird. Immerhin drei Autoren verschliss sie dennoch, diese weitere Varitation des ZEHN KLEINE NEGERLEIN-Prinzips, das, seit Agatha Christie es 1939 erdachte, seinen Siegeszug durch das Krimi-Genre antrat und in zahllosen Adaptionen und Abarten immer wieder die Leinwand heimsuchte.

So wird auch hier eine Handvoll Leute (wie zufällig tatsächlich erneut zehn an der Zahl) erst von der Außenwelt abgeschlossen und dann zur Zielscheibe eines mysteriösen Meuchlers, der nach und nach, Mann für Mann, Frau für Frau, die Reihen lichtet und somit den Kreis der potentiell Verdächtigen immer weiter schrumpfen lässt. Ein jahrhundertealtes Theatergebäude wird den Opfern dieses Mal zum mondänen Luxus-Gefängnis, sein verwinkeltes Konstrukt aus Fluren und Räumen zum eleganten Todes-Labyrinth. Tatsächlich entpuppt sich dieser hermetisch abgeriegelte Dauer-Tatort bald als heimlicher Hauptdarsteller, lässt er THE KILLER RESERVED NINE SEATS doch dieses rustikale Bühnenflair atmen, das ihn so herrlich altmodisch wirken lässt und ihm diesen wunderbar-melancholischen Unterton der Vergänglichkeit verleiht, den alte Häuser oftmals versprühen: Einst illustrer Treffpunkt für die kulturell interessierte Gesellschaft, ist das prunkvoll ausstaffierte Bauwerk nun leerstehend und nutzlos und verkommt langsam zur Ruine. Und ebenso, wie der protzige Prachtbau sein Leben aushauchen muss, geht es nun auch seinen unfreiwilligen Insassen ans Leder.

Die Dinge entwickeln sich dabei altbekannt, doch auch altbekannt kurzweilig: Die reichlich versnobt gezeichnete Belegschaft entert in übermütiger Partylaune das historische Gemäuer und gibt sich wenig überraschend zuallererst diversen frivolen Spielchen hin. Schnell wird deutlich, dass die feinen Herr- und Damenschaften sich zwar elitär und erhaben geben, letztendlich aber doch nichts anderes sind als triebgesteuerte Tiere. Dem noch Harmonie suggerierenden, in die lässig-jazzigen Klänge Carlo Savinas [→ DER PATE] gehüllten Vorspann, bei welchem die in diskreter Distanz positionierte Kamera die anreisenden Protagonisten in ihren Autos bei friedlich anmutenden Zwiegesprächen beobachtet, stehen alsbald deren erotischen Eskapaden gegenüber, die keinen Halt vor unmoralischen oder gar inzestiösen Grenzen machen. Rasch schält sich die Erkenntnis heraus, dass die Figuren sich eigentlich spinnefeind sind und es unter der netten Oberfläche reichlich brodelt. Diese Konstallation erinnert stark an Fernando Baldis nicht nur im Titel ähnlichen NEUN GÄSTE FÜR DEN TOD, welcher freilich erst drei Jahre später entstand, weshalb es natürlich eigentlich umgekehrt ist. Während dort eine einsame Insel für ein dekadentes, sich verbündet gebendes, doch innerlich verabscheuendes und äußerlich wild kopulierendes Kollektiv zur tödlichen Falle wird, übernimmt diese Rolle hier der verschlossene Gebäudekomplex, und ebenso wie in Bennatis Theater keimt schließlich auch auf Baldis Eiland der Verdacht einer übernatürlichen Ursache für die Ereignisse auf.

Und dennoch sind beide Versionen trotz ihrer Gemeinsamkeiten am Ende doch völlig verschieden, wobei Bennatis Version der Geschichte die Nase eindeutig vorn hat - und das, obwohl er als Regisseur im Gegensatz zu Massenfabrikant Baldi ein eher unbeschriebenes Blatt war. Aber womöglich lag es ja auch gerade daran, dass er etwas mehr Mühe investierte und der Fließband-Routine eines alten Hasen eine konzentrierte Fingerübung mit Gespür für Atmosphäre und Ästhetik entgegensetzte. So wirkt auch die Zurschaustellung nackter weiblicher Reize hier weitaus weniger plump und selbstzweckhaft als bei seinem Kollegen, auch wenn einer der Hauptgründe dafür wohl dennoch eher der Appell an niedere Publikumsinstinkte gewesen sein dürfte. Auch die Präsentation der malträtierten Opfer geschieht nicht völlig frei von heischender Sensationslust, dafür jedoch in zum Teil morbider Schönheit, mit vom Nagel durchschlagener Hand in christlicher Symbolik skulpturell arrangiert oder mit von schwerer Schiebetür zerstrümmertem Torso.

Der relativ hohe Aufwand, den der Mörder betreibt, sowie die eigentlich unnötige Ritualisierung seiner Taten bleiben auch nach der Auflösung eher rätselhaft - überhaupt wand sich das Drehbuch durch einen zwar überraschenden, doch prinzipiell reichlich billigen Kniff aus allzu großer Erklärungsnot heraus. Doch Realitätsnähe war ohnehin noch nie das Steckenpferd, geschweige denn überhaupt die Intention des Genres. Wie so viele andere Vertreter seiner Zunft legt auch THE KILLER RESERVED NINE SEATS seinen Fokus auf den Weg und weniger auf das Ziel. Und dieser Weg, mit düsterer Märchenatmosphäre gepflastert und stets in manierlicher Nähe zur makabren Schauergeschichte, führt durch urige Kulissen, scheußlich-schöne Meucheleien und anarchisch gesetzte Winkel und streift schließlich, wenn er im Finale die endlosen Gänge des Theaters verlässt, um stattdessen durch unterirdische Gewölbe zu führen, auch den klassischen Gothik-Grusel.

Die Darsteller erfinden das Wort 'Schauspielkunst' gewiss nicht neu, nehmen ihren Job aber ausreichend ernst und geben keinen Anlass zur Beschwerde. Überragende Momente sind nicht auszumachen, was jedoch auch daran liegt, dass dieses gar nicht gefordert war und auf eine wirkliche Hauptperson verzichtet wurde. Jede Rolle bekam in etwa das gleiche Gewicht, eindeutige Sympathieträger existieren hier ebensowenig wie ausgemachte Hassobjekte. Das verhindert zwar etwaige Empathieerscheinungen seitens des Publikums, sorgt jedoch durch die damit verbundene Unterwanderung bekannter Dramaturgie- und Erwartungsschablonen auch für eine wohltuende Unvorhersehbarkeit: Wer das nächste Opfer wird, ist ebenso ungewiss, wie die Antwort auf die Frage, wer letztendlich als Täter in Frage käme.

THE KILLER RESERVED NINE SEATS, und das hat er nun wieder mit NEUN GÄSTE FÜR DEN TOD gemein, gelangte nie zu deutscher Kinoehre und musste damit auch auf eine hiesige Synchronfassung verzichten. Das ist zwar bedauerlich, aber echte Freunde des gepflegten italienischen Tötungs-Theaters schreckt eine fremdsprachige Vorstellung kaum ab. Krimi-Freunde, die ein Faible für Bühnenluft und Rampenlicht hegen, die Wert legen auf Stil und Stimmung und die bei etwas fließendem Blut und nackter Haut nicht gleich ohnmächtig aus dem Sessel gleiten, sollten sich eine Karte reservieren. Neun Plätze sind noch frei.

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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von Barakidon »

MOTEL ROOM 13 (USA/BAHAM. 2011)

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Der psychisch labile Killer Jack (John Cusack) soll für den Gangsterboss Dragna (Robert De Niro) eine mysteriöse Tasche in ein Motel bringen. Einzige Bedingung: Jack darf keinen Blick hineinwerfen. Gar nicht so einfach, wenn plötzlich schießwütige Typen das Feuer eröffnen und in Jack die Neugier auf den Inhalt des Gepäckstücks wecken...

Ein Thriller voller Winkelzüge und Noir-Anleihen, ein Mix aus komplexer Erzählweise, kuriosen Wendungen und schwarzen Humor, der in den besten Momenten an Tarantino erinnert. Prominent besetzt, fällt er leider nach anfänglicher Spannung zu einem Sammelsurium der miesen Ideen ab. Dennoch sorgt er mit seinen wilden Shootouts und brutalen Folteraktionen sowie rustikalen Schauwerten für einen gelungenen oder zumindest soliden Filmabend. Mehr Substanz und weniger Überheblichkeit hätten diesem Pulp-Thriller aber sicher nicht geschadet.

Letztlich auf jeden Fall gute Unterhaltung mit Top-Besetzung - allen voran John Cusack mit einer hervorragenden darstellerischen Leistung. +++
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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von Dr.Prankenstein »

DIE WILDE MEUTE (Italien 1975)

Eine Gruppe von Jugendlichen hält die Stadt in Atem: sie verüben Einbrüche, zetteln Schlägereien an, fahren Amok durch die Strassen, vergewaltigen Frauen. Ein Hauptkommissar und ein Pfarrer betrachten die Bande aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln: der eine will ihnen unbedingt das Handwerk legen, der andere möchte sie - allen voran Pierro (in der deutschen Fassung: Peter bzw. Pete) - zum Guten bekehren. Pierro will noch einen großen Coup landen, mit dem er die Genesung seines kranken Babys finanzieren will...

Wieder eine Entdeckung dank Subkultur bzw. der Grindhouse Collection. Ein sehenswertes Thriller-Drama, welches sich zwar altbekannten Mustern bedient, mich aber bestens unterhalten hat. Der Film funktioniert vor allem durch Joe Dallesandro (ANDY WARHOL'S FRANKENSTEIN & DRACULA), der neben Martin Balsam (DELTA FORCE) in der Hauptrolle zu sehen ist. In Anbetracht seines Entstehungsjahres war der Film sicherlich etwas seiner Zeit voraus, denn die verwendeten Popsongs erinnern eher an die frühen 1980er Jahre.

+++ +++
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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von Barakidon »

PRISONERS (USA 2013)

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Während ihre Eltern zusammen Thanksgiving feiern, verschwinden zwei kleine Mädchen spurlos. Detective Loki nimmt den geistig zurückgebliebenen Alex fest, kann dem jungen Mann aber nichts nachweisen und schickt ihn heim zu seiner Tante. Keller Dover, der Vater der entführten Anna, gibt sich damit nicht zurfrieden: Er entführt Alex, um den Aufenthaltsort der Kinder aus ihm herauszufoltern...

Nicht nur die physischen Brutalitäten erfordern Nervenstärke und Geduld beim Zuschauer, man muß auch die Anspannung, Angst und Besessenheit aushalten, die fast alle Beteiligten dieses Psychohorrors umtreibt. Mit Dovers stillem, glühendem Zorn etwa zeigt Hugh Jackman deutlich, daß nicht nur ein "Wolverine" in ihm steckt.

PRISONERS ist superspannend, abgrundtief pessimistisch und nasskalt - in diesem betont tristen Winkel der US-Provinz regnet es fast über die ganzen zweieinhalb Filmstunden.

Beängstigend gut gespielt, psychointensiv und nichts für Zartbesaitete - ein herausragender Ausnahme-Thriller! +++ +++ +++
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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von Space_Godzilla »

Die Entführung der U-Bahn Pelham 123 (2009) +++ 1/2

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Ryder (John Travolta) überfällt mit drei Komplizen die U-Bahn Pelham 123 und fordert für das Überleben der Geiseln 10 Millionen Dollar binnen einer Stunde. Dabei möchte er nur mit dem Bahn-Koordinator Garber (Denzel Washington) sprechen, der ihn hinhält. Währenddessen versucht die Polizei das Geld zu beschaffen...

Dass der Film eigentlich ein Remake des Films "Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123" (1974) mit Walter Matthau ist, wusste ich zum Zeitpunkt der Sichtung noch gar nicht. Da ich Remakes grundsätzlich erstmal sehr kritisch beäuge, war das sicher ein Vorteil, dem Film eine größere Chance einzuräumen. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass mir hier ein unterhaltsamer, größtenteils spannender und für die Laufzeit von immerhin 102 Minuten recht kurzweiliges Filmvergnügen vorliegt.

Auf welcher Seite sich der Mitfiebernde befinden soll, wird ziemlich schnell deutlich gemacht: Garber ist (fast) ein Vorzeigekandidat der Bürgerschaft. Ein sympathischer Mann, mit Familie und einem Beruf, den er gewissenhaft ausführt. Ihm gegenüber steht der Entführer als skrupelloser und scheinbar Übermächtiger Erpresser und Mörder, mitsamt seinen Schergen, die durchgehend sehr blass bleiben. Der Ansatz, dass auch beim guten Bürger der Stadt New York nicht alles in Butter ist, und sich der Zuschauer dadurch vielleicht ein wenig Unsicher ob seiner Sympathie wird, zündet nicht so recht, zu seicht wurde diese Tatsache eingestreut.

Die wenigen Action-Sequenzen, die der Film zu bieten hat, wirken leider übertrieben und deplatziert - eine Würze, die nicht vonnöten war. Ebenso negativ machen sich einige Einstellungen bemerkbar, in denen das Bild (absichtlich) stark ruckelt, etwa bei einer schnelleren Fahrt der U-Bahn.
Im Vordergrund steht jedoch das Verhältnis zwischen Garber und Ryder, das zwar sehr klischeehaft, aber dennoch interessant im Ansatz und recht fesselnd gestaltet wurde. Der Dramaturgie halber wäre mir allerdings eine tiefere (terrorisierende) Beschäftigung Garbers mit seinen Geiseln lieb gewesen, so konnte man diesem dann doch den ein oder anderen Sympathiepunkt geben, denn er war eben kein übler Proll, sondern hatte durchaus was im Köpfchen. Und trotzdem reichen diese Spielereien leider nicht aus, die von Anfang an festgelegte Seite zu wechseln - man möchte die Entführer tot sehen.

Insgesamt also ein Film, der nicht gerade Popcorn-Kino der üblen Sorte ist, allerdings deutliche Schwächen aufzeigt - ein nervenzerfetzender Thriller sieht anders aus. Trotzdem sehe ich den Film über dem Durchschnitt, da mich Travolta und Washington schauspielerisch überzeugen konnten und für einen unterhaltsamen Filmabend ist die Entführung der U-Bahn durchaus zu gebrauchen.
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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von Barakidon »

VIOLET AND DAISY (USA 2011)

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Sie sind Teenager von so kindlichem Auftreten, daß niemand auf ihre wahre Profession kommen würde. Violet und Daisy erledigen Auftragsmorde, eiskalt und professionell. Die neue Zielperson bringt sie aus dem Konzept: "Der Typ" hat sie schon erwartet, bietet Kekse an und kommt auf die väterliche Tour...

Thrillergroteske, die eine trashige Ausgangsidee zum Psychokammerspiel umbiegt. Ständig hat man das Gefühl, daß Quentin Tarentinos Geist seinen Kopf zur Tür hereinsteckt. Der 2013 verstrobene James Gandolfini thront als melancholischer Todeskandidat machtvoll im Zentrum eines Genremixes, der vor allem für bemerkenswerte Seltsamkeit einen Blick verdient.

Sicher überambitioniert, aber auf jeden Fall faszinierend. +++ 1/2
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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von Barakidon »

100 FEET (USA 2008)

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Marnie Watson hat ihren brutalen Mann Mike getötet. Dafür saß sie 2 Jahre im Gefängnis. Ein weiteres Jahr muß sie nun mit einer elektronischer Fußfessel in ihrem Haus verbringen, von dem sie sich nicht mehr als 100 Fuß entfernen darf. Das wird zum großen Problem, denn Marnies prügelnder Gatte kehrt zurück - als Geist!

Klaustrophobischer, atmosphärisch dichter Thriller mit starken Horrorelementen. Solider, durchaus spannender Horrorthriller, mit einer gut agierenden Hauptdarstellerin. +++
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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von Barakidon »

ERLÖSE UNS VON DEM BÖSEN (USA 2014)

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Eine Reihe unerklärlicher Gewalttaten stellt den New Yorker Cop Ralph Sarchie vor Rätsel. Für den Priester Mendoza hingegen steht fest: Es ist das Werk des Teufels. Gemeinsam jagen sie das Böse...

Horrorthriller, inspiriert von einer "wahren Geschichte", mit einer naiv-fundamentalchristlichen Message und einem reichlich konfusen Vorgehen der finsteren Mächte. Wer sich daran aber nicht stört, bekommt hier fast zwei Stunden effektvollen Gruselwusel ohne Längen und mit prachtvoll-morbiden Bildern von der Nachtseite New Yorks geboten.

Ein Okkult-Remmidemmi auf Teufel komm raus welches zum Ende hin aber leider etwas in Horror-Humbug abdriftet. Bis dahin ist aber Spannung in düsterer Atmosphäre gewährleistet. +++
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Re: Zuletzt gesehener Thriller

Beitrag von Barakidon »

RUHET IN FRIEDEN - A WALK AMONG THE TOMBSTONES (USA 2014)

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Acht Jahre ist es her, dass Matthew Scudder den Polizeidienst quittierte, nachdem er beim Versuch, die Täter eines Überfalls zu stellen, einen unschuldigen Passanten erschoss. Inzwischen verdient er seinen Lebensunterhalt als Privatermittler, hat dem Alkohol entsagt und lebt zurückgezogen. Als Scudder von dem Drogendealer Kenny den Auftrag erhält, die Männer ausfindig zu machen, die seine Frau gekidnappt und brutal ermordet haben, führt ihn der Fall tief in die Unterwelt von New York. Langsam offenbart sich, dass die Entführung nicht die einzige war, sondern Teil einer ganzen Serie äußerst gewalttätiger Straftaten - immer mit tödlichem Ausgang. Scudder sieht sich auf seiner Suche nach Gerechtigkeit gezwungen, selbst die Grenzen des Gesetzes zu überschreiten, während die Täter bereits ihr nächstes Opfer ins Visier nehmen…

Dramaturgisch dichter Thriller der alten Schule. Regisseur Scott Frank erzählt das melancholische, gnadenlose Rachedrama als Film Noir mit blutigem Finale. Nicht immer wirkt die Beziehung von Scudder zum jungen TJ, einem schwarzen Teenager ohne Zuhause, den er in seine Handlungen mit einbezieht, glaubwürdig. Doch wie Liam Neeson dem grauen, aufrechten Antihelden ganz unprätentiös Kanten und Tiefe gibt, beeindruckt. Keine Daueraction, dafür eine sparsam dosierte Story, weitgehendst glaubhafte Figuren und stimmige Atmosphäre.

Ein düsteres Rachedrama, das 2 Stunden Hochspannung bietet. +++ +++ 1/2
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