Zuletzt gesehenes Drama

Eine Film-Welt jenseits der Monstren, Mumien und Mutationen.
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Barakidon
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Barakidon »

LIEBESLEBEN (D/ISR 2007)

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Seit ihrer ersten Begegnung ist die verheiratete Unimitarbeiterin Jara (Netta Garti) dem wesentlich älteren Arie (Rade Sherbedgia), einem Jugendfreund ihres Vaters, verfallen und nahezu hörig. Obwohl der mysteriöse Freund ihrer Eltern sie wie Dreck behandelt, sind Jara ihre Ehe, der Job und die Familie plötzlich völlig egal - bis ein erschütterndes Familiengeheimnis ans Licht kommt...

Eine schicksalhafte Liebe in Israel, nach einem Roman von Zeruya Shalev, die hier sogar eine kleine Nebenrolle als Bibliothekarin spielt.

Trotz des gegenüber dem Roman vorgenommenen Wechsels in die Außenperspektive, erreicht Regisseurin Maria Schrader die gleiche emotionale Wucht und Unausweichlichket. Eine Befreiung der sexuellen Unterwerfung, die Geschichte einer Verwirrung die frei macht. Schrader enthüllt die Seelen der Protagonisten, entblößt die Körper nur, wenn es nicht mehr anders geht. Sowas können sonst eigentlich nur die Franzosen.

Der Film ist kompliziert und nicht leicht zu durchschauen, aber das Ende belohnt fürs Durchhalten.

Ein eigenwilliges Gefühlschaos - zurecht Preisgekrönt. +++ +++ +++
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Filmemacher sollten bedenken, dass man ihnen am Tag des Jüngsten Gerichts all ihre Filme wieder vorspielen wird.

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Beitrag von Barakidon »

PERFECT SENSE (D/GB/S/DK 2011)

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Eine weltweite Seuche läßt die Menschen zunächst Geruchs- und Geschmacksinn verlieren. Sie verschont auch Schottland nicht, wo die Epidemiologin Susan (Eva Green) und der Chefkoch Michael (Ewan McGregor) - zwei bindungsscheue Menschen, die auch beruflich von der Krise betroffen sind - ihre Gefühle füreinander entdecken...

Die Apocalypse mal anders erleben. Der Weltuntergang ist ein ständiger Begleiter in diversen Filmen. PERFECT SENSE geht an das Thema anders ran, viel intimer, sinnlicher, emotionaler und nicht zuletzt auch ungleich schockierender.
Was ist der Mensch ohne seine Sinnesorgane? Ohne welche Sinne könnten wir noch Leben? Das sind Fragen die der Film aufwirft.
Er geht aber noch weiter und zeigt den Menschen in Reinform, als Schmalen Grad zwischen Wahnsinn und dem animalischen was in ihm wohnt, und zeigt im selben Augenblick was die Menschheit auszeichnet. Er vermittelt uns, daß der Mensch nicht nur ein Gewöhnungstier ist, sondern auch das er in bestimmten Situationen clever agiert um seine Schwächen zum Vorteil zu wandeln.

Da ist ein Koch der Geruchs- und Geschmackssinn verliert und deswegen verzweifelt, aber die Idee hat, die Augen und Ohren beim essen in den Vordergrund zu stellen oder die Musiker die nichts hören aber fühlen können, und deswegen ihre Musik auf Bass auslegen.
Wo die einen Menschen verzweifeln, sich ausklinken und aufgeben, sehen die anderen eine neue Chance.

In Zeiten von Ebola-Horrormeldungen bekommt David Mackenzies dystopisches, elegisches Sci-Fi-Liebesdrama noch eine besondere Dimension. Von christlichen Werten geprägt, spielt der Regisseur durch, was einem Sinnesverlust - in doppelter Bedeutung - gesellschaftlich entgegenzusetzen wäre. Trotz aller Dramatik, die er u.a. durch die sehr bewegliche Digitalkameraarbeit erzielt, vermeidet er abgeschmackte Apokalypsenklischees.

PERFECT SENSE ist letztendlich eine poetische Endzeitballade voller Hoffnung, mit einer starken Symbolkraft und großen Gefühlen.

+++ +++ +++
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Beitrag von Barakidon »

UNTOLD SCANDAL (SÜDKOR. 2003)

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Weil das starre konfuzianische System sie in die Rolle der stillen Gattin eines ungeliebten Mannes zwingt, treibt die adelige Jo erotische Ränkespiele. Sie geht eine Wete mit ihrem Cousin Jo-Won ein, dem größten Casanova des Landes: Sie will sich dem alten Verehrer hingeben, wenn er die für ihre Keuschheit gerühmte Witwe So-ok verführen kann...

Ein Erotikdrama, das im Korea des 18. Jahrhunderts angesiedelt ist. Obwohl der Film so tut, als beruhe er auf einem Buch aus der Joseon-Dynastie, folgt er dem oft verfilmten Briefroman "Gefährliche Liebschaften" von Choderlos de Laclos. Diese Geschichte aus dem Frankreich des Barock funktioniert auch in Korea prächtig. Das Drama wurde ausgestattet mit prachtvollen Kostümen, ist aber nicht so flott erzählt wie die bekannte US-Teenievariante EISKALTE ENGEL, aber mit deutlich deftigerer Erotik versehen.

Eine exotisch-erotische Klassikeradaption. +++ 1/2
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Barakidon »

DER WEG NACH SAN JOSÉ (D 2014)

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Sie hat ihren Mann mit einem Mann erwischt - die geschockte Hannah (Ursula Karven) fliegt nach Spanien, wo sie in den Besitz eines Hengstes kommt: Wegen Bockigkeit war für El Loco eine Zukunft als Wurst vorgesehen. Hannah bekommt ihn in den Griff - und auf einem weitem Ritt versucht sie das Gleiche mit ihren Gefühlen und Perspektiven...

Mischung zwischen Selbstfindungsdrama und Roadmovie mit Pferdeflüsterei. Ruhig und zielsicher inszeniert, vorbei an Kitsch und Klischees. Den unaufgeregt gespielten Figuren nimmt man ihre Befindlichkeiten auch ab - was ja in ähnlich gestrickten Filmen nicht immer vorkommt.

Ein gelungener Ritt mit etwas Tiefgang -vielleicht etwas seicht, aber letztlich doch sympathisch.

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Dinosaur Valley
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Dinosaur Valley »

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Das Schicksal ist ein mieser Verräter

Inhalt:
Hazel (Shailene Woodley) und Gus (Ansel Elgort) sind zwei außergewöhnliche Teenager, die ihren Sinn für Humor und ihre Abneigung gegen Konventionen teilen. Die beiden verlieben sich unsterblich ineinander und auch ihre Beziehung ist nichts weniger als außergewöhnlich – nicht nur weil eine Sauerstoff-Flasche Hazels ständige Begleiterin ist und Gus dauernd Witze über seine Bein-Prothese macht! Gemeinsam fliegen die beiden nach Amsterdam, um dort Peter van Houten (Willem Dafoe) zu treffen, den Autor von Hazels Lieblingsbuch.…

Der Film ist absolut TOP +++ +++ +++
Shailene Woodley bringt die Rolle so extrem gut rüber und spielt einfach fantastisch. Wer "Nur mit dir" mochte wird diesen Film sofort in sein Herz schließen.
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Paul Naschy
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Paul Naschy »

Gone Girl (US 2014) +++ +++

Sehr unterhaltsames Ehedrama mit dezenter Thriller-Würze und einer Story, die sehr gut unterhält. Die Protagonisten bekommen genügend Zeit, um sie kennenzulernen, und dennoch sind die etwa 150 Minuten kurzweilig bzw ich fand´s schade, dass er "schon" aus war :D . Ein Film, der weiss, wie man eine Geschichte aufbaut und erzählt. Wer es schafft, 150 Minuten ohne Postings von Facebook-Freunden auszukommen, sollte einen Blick wagen.
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Barakidon »

DIE TAUBE (F 2011, O.m.U.)

Anne (Sandrine Kiberlain) lebt ein schattenhaftes Dasein in Bordeaux: Routiniert erledigt sie den Kantinenjob im Krankenhaus, Kontakte meidet sie. Erst eine Taube, die sich im Schornsteinschacht ihrer Wohnung eingenistet hat, löst ihre emotionale Blockade. Zaghaft stellt Anne sich ihrer verlustreichen Familiengeschichte...

Eine Frau muß zurück ins Leben finden und erst eine Taube bringt sie auf den Weg dahin. Frei von jeder Schwermut empfindet Regisseur Yves Caumon dieses Frauenschicksal nach.

Viele feine Gesten statt großer Worte und eine starke Protagonistin. +++
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Barakidon »

FLUCHT AUS TIBET - WIE ZWISCHEN HIMMEL UND ERDE (D/CH 2012)

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Ihr Versuch, einen Achttausender zu besteigen, ist für die Midizinstudentin Johanna (Hannah Herzsprung) gescheitert. Auf dem Rückweg macht sie Halt in einem tibetanischen Kloster, wo die Mönche sie bitten, den kleinen Jungen Tempa (Sangay Jäger) mit in die Hauptstadt Lhasa zu nehmen. Dort erfährt sie, daß Tempa mit einer Gruppe von Flüchtlingen vom Abenteurer Tashi (David L. McInnis) über die Grenze gebracht werden soll. Schon ist die Touristin Teil eines Unternehmens, das sowohl auf den eisigen Höhen des Himalajas als auch in einem chinesischen Knast enden könnte...

Abenteuerdrama von der Dokumentarfilmerin, Autorin und Tibetaktivistin Maria Blumencron, mit realem Hintergrund. Seit das Land 1950 von China besetzt wurde, flohen über 100.000 Tibeter, unzählige starben beim Versuch. Maria Blumencron wurde 1999 verhaftet, als sie eine ZDF-Doku über eine solche Aktion drehen wollte, der Fluchthelfer verschwand für zwei Jahre im Folterknast.

Ihr autobiographisches Spielfilmdebüt entstand in der benachbarten, nordindischen Provinz Ladakh. Die Kulisse, viele Laiendarsteller und Blumencrons Wissen um Land und Leute verleihen dem Flüchtlingsdrama, das politisch eindeutig Stellung bezieht, eine Authenzität, die kleine erzählerischen Schwächen wettmacht.

Ein engagiertes Drama mit verstörenden Bildern, das nachdenklich und traurig macht.

Kauftipp! +++ +++ +++
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Barakidon »

MOMENTVERSAGEN (D 2013)

"Ich hab dich betrogen..." - Staatsanwalt Manuel Bacher (Felix Klare) kommt dieses Geständnis nur mühevoll über die Lippen. Ehefrau Leonie (Lisa Wagner) faßt es nicht: Ausgerechnet jetzt! Das neue Haus ist grad erst bezogen, ein Kind ist unterwegs. Und der reuige Manuel hat eine weitere böse Überraschung parat: Direkt nach dem Seitensprung mit seiner Kollegin Caroline von Studt (Julia Thurnau) hat der Jurist im nächtlichen Park auf einen aggressiven Junkie eingeschlagen, um einer Frau zu helfen. Jetzt liegt der Mann in der Gerichtsmedizin. Und Manuel wähnt sich als Mörder, denn die ehemalige Drogenabhängige Joy (Lili Zahavi) will alles gesehen haben. Nachdem Leonie den ersten Schock überwunden hat, läßt sie sich auf ein heikles Arrangement ein, denn ihr Traum vom Glück soll auf keinen Fall platzen...

Verlustängste im Eigenheim - Klare und Wagner überzeugen als Mittelschichtspaar mit Architektentraumhaus und Designermöbeln, dem alles aus den Händen zu gleiten droht. Psychologisch ist das gut ausgearbeitet und facettenreich gespielt. Der Thrill der verzwickten Geschichte entsteht dadurch, daß die drei Hauptfiguren in einem Spannungsfeld von Kontrolle und Kontrollverlust zueinander stehen. Hier wird die Abgründigkeit jeder einzelnen Figur in nachvollziehbarer Weise gezeigt, ohne eine Wertung vorzunehmen. Allerdings wirkt so manche Drehbuchwendung etwas unglaubwürdig, was die Story dann gleichzeitig auch wieder außergewöhnlich macht.

Ein konstruiertes, aber packendes Lehrstück über Recht und Moral. Grandios besetzt!

+++ +++ +++
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Barakidon »

LAST COWBOY STANDING (SF/D 2009)

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Für die finnische Familie Kallios beginnen die 70er Jahre wie im Bilderbuch: Finnische Langstreckenläufer siegen bei der Olympiade in München. Die glückliche Familie zieht in ein schickes Neubauviertel, in einen modernen Bungalow mit Marimekko-Tapeten. Es ist sogar noch Geld für ein neues Auto da. Die Kinder, die Brüder Rupert (8) und Evert (6), gehen voll in ihrem Cowboy- und Indianerspiel auf und freunden sich mit den Nachbarsmädchen an. Doch als Rupert einen folgenschweren Liebesbrief einer fremden Frau an seinen Vater findet, zerbricht die elterliche Ehe und die heile Familienwelt. 10 Jahre später will sich Rupert von seiner Schuld an der Vergangenheit, den Brief damals der Mutter gezeigt zu haben, befreien. Von seinen Kindheitserinnerungen verfolgt, versucht er in der Kette der Ereignisse, die zur Tragödie führten, einen Sinn zu erkennen.

Die Story an sich ist eigentlich schon recht ausgelutscht, doch wird sie hier bemerkenswert dargestellt. Anfangs erschreckt die Geschichte mit kurzen, surrealen Sequenzen. Dazu kommen Magic Effects und kleine Animationsspielchen. Die Handlung verläuft im Weiteren etwas lückenhaft, wobei das Entscheidende nur angedeutet wird und verteilt bunt gemischt Einzelszenen in Retrospektive und Jetztzeit. Das individuelle Drama von Vater und Mutter erschließt sich erst nach und nach.

Die Musik läßt mit "My Boy Lollipop" und "Sugar Baby Love" die 70er Ära wieder auferstehen, mit all dem dazugehörigen optischen Charme. Leider ist die Spielweise der Akteure etwas hölzern und die Dialoge sind umständlich. Die einzelnen Szenen ziehen sich in die Länge, weil kaum Schnitte vorhanden sind.

Fazit: Was als eine Art Lausbubengeschichten beginnt, endet als tragisches Vater-Sohn-Drama. Und das geht dann schon etwas unter die Haut. Allerdings fehlt dem deutschen Titel eindeutig der Bezug zum Film.

Für welches Zielpublikum der Film gedacht ist, hat sich mir nicht ganz erschlossen. Für die Spaßgesellschaft ist er zu ernst, für Mainstreamer zu ungewöhnlich.

+++ 1/2 ---
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Barakidon »

STÄRKE 6 (D/CH 2013)

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Geologin Mara Graf steht unter Schock. Ihr Geliebter Gian ist tot. Er starb bei einer geologischen Unterwassererkundung im idyllischen Urner See, eine rätselhafte Druckwelle war der Auslöser. Mara holte ihn nach oben, konnte ihn aber nicht mehr wiederbeleben. Fieberhaft forscht die Wissenschaftlerin nach der Ursache des Unglücks - doch eine Zeugenaussage der Offiziers Sebastian Scherrer läßt sie als Beziehungstäterin dastehen...

Im Abspann erfährt man, daß auf dem Grund der herrlichen Schweizer Seen tatsächlich gefährliche Altlasten schlummern. Daraus wird hier ein solider Mix aus Drama, Thriller und Katastrophenmelodram gestrickt. Trotz kleiner Story-Schwankungen und diversen Klischees wird der Film nie langweilig, dank packender Tauchbilder und der hinterhältigen Auflösung.

Solide und durchaus spannend, mit heiklem Hintergrund. +++
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Barakidon »

THE WAY BACK - DER LANGE WEG (USA 2010)

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Gegen Ende des 2. Weltkriegs brechen sieben Gefangene aus einem unmenschlichen sibirischen Arbeitslager aus. Dabei ist das Entkommen aus dem tödlichen Gulag das kleinste Problem: Um ihre Freiheit zu erlangen, müssen die Männer zu Fuß und ohne Ausrüstung eine schier unüberwindbare Strecke zurücklegen. Ihr Ziel: das über 6.000 Kilometer entfernte Indien! Die Gruppe um Mr. Smith (Ed Harris), Valka (Colin Farrell) und Janusz (Jim Sturgess) muss neben Hunger und Durst der wilden Tundra Sibiriens, den Sandstürmen der Wüste Gobi sowie der Eiseskälte des Himalaya trotzen. Dabei entdecken sie auf ihrem beschwerlichen Weg nicht nur den Wert des menschlichen Lebens, sondern auch die wahre Bedeutung von Freundschaft.

Peter Weir, der den Spagat zwischen Anspruch und Massentauglichkeit wie kaum ein anderer beherrscht, liefert hier ein erstaunlich konventionelles Werk ab. Konventionell deshalb, weil Weir sich eher an die Regeln eines klassischen Abenteuerfilmes hält und die Charakteure für seine Verhältnisse seltsam blass und profillos bleiben. Eigentlich schade, denn er hatte einen sehr guten Cast zur Verfügung, der seine Arbeit zwar tadellos erledigt, aber interessanter geschriebene Figuren verdient gehabt hätte.
Auch wird das Gefühl von akuter Gefahr - die eigentlich ständig da ist, was man auch merkt - nicht in seiner Gesamtheit vermittelt, ebensowenig wie Angst, Zerissenheit und die große Auswegslosigkeit. Es wirkt, als hätte Weir in Momenten der wirklichen Bedrohung weggeschnitten und ist dann immer erst wieder eingestiegen, wenn es mit der Gruppe langsam bergauf ging und sich das Blatt wieder positiv zu wenden schien.

Positiv zu bewerten ist der lohnenswerte Ansatz - keine standardmäßige Effekthascherei, kein zu ausgiebiges Ausschlachten von Leid und Schicksal - doch natürlich leidet darunter dann wieder die Glaubwürdigkeit.

Der Film ist keinesfalls schlecht oder gar langweilig, aber meiner Meinung nach auch nicht packend genug. Der Trip ums Überleben hätte etwas konsequenter umgesetzt werden sollen. Da helfen letztlich auch die herrlichen Landschaftsaufnahmen nicht wirklich. Zudem ist der Teil, der in der Wüste spielt, - genauso wie das Ende - zu lang geraten, während die Überquerung des Himalaya in einer Minute abgehandelt wird.

Fazit: Tolle Landschaftsbilder und interessante Besetzung, prima Story, aus der aber leider zuwenig herausgeholt wurde. +++ ---
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Barakidon »

THE HUNTER (AUS 2011)

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Der Tasmanische Tiger, auch Beutelwolf genannt, gilt seit 1936 als ausgestorben (Zu Beginn des Filmes sieht man tolle Archivaufnahmen eines echten Tasmanischen Tigers. Vermutlich das letzte Exemplar, das 1936 in einem Zoo in Hobart starb). Es ist jedoch keine naturkundliche Neugier, die einen anderen einsamen Wolf die Gerüchte um ein letztes gesichtetes Exemplar verfolgen läßt: Martin David ist Auftragsjäger, der für einen Biotechnologiekonzern die DNA des Tieres sichern soll. Während er in der tasmanischen Wildnis Fallen auslegt, freundet Martin sich mit einer vom Vater verlassenen Familie an. Und irgendwann plagen ihm Zweifel an seinem Tun...

Eine intensive Charakterstudie eines Mannes, der von inneren Dämonen geplagt wird. Der Film ist eine bedächtig erzählte Engführung aus Ökofabel, Thriller und Familientragödie. Nicht nur die Naturkulisse ist hiebei faszinierend, sondern auch die charismatische Gesichtslandschaft von Willem Dafoe.

Es sei jedem dahingestellt, in welches Genre er den Film einordnen möchte, ich sehe das Ganze letztlich als Drama, denn das Ende hat mich schockiert und mitgenommen:
Spoiler:
Ganz am Schluß trifft Martin tatsächlich auf ein Exemplar des Beutelwolfs (übrigens toll animiert). Und ich habe so sehr gehofft er läßt ihn laufen, vor allem da er im Verlaufe der Handlung an seinem Job zweifelte. Doch er legt an und erschießt das Tier. Er geht zu dem toten Wolf, kniet sich vor ihm hin und bricht in Tränen aus - wahrscheinlich weil er genau jetzt merkt, was er da eigentlich getan hat - das wahrscheinlich letzte Exemplar seiner Art erlegt.


Leiser, vielschichtiger Film mit einem markanten Star. +++ +++ +++
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Paul Naschy
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Paul Naschy »

Nightcrawler (US 2014) +++ +++

Drama-Action-Thriller, diesen Film bekomme ich leider nicht in eine passende Schublade.

Jake Gyllenhaal fiel mir zum ersten mal extrem positiv erst bei "Prisoners" auf. In Nightcrawler spielt er einen Kleinganoven, der ständig am finanziellen Limit kratzt und als Schaulustiger bei einem Unfall die Chance seines Lebens sieht: ab sofort ist er mit Kamera und Polizeifunk-Scanner auf den Überholspuren der Stadt unterwegs, um möglichst blutige Vorfälle zu filmen und diese ans Frühstücks-Fernsehen zu verkaufen. Dabei wird er immer skupelloser und fängt an, die Szenen selbst zu inszenieren bzw zu provozieren.

Neben dem Hauptprotagonisten hat der Film auch in der Nachrichten-Chefin einen sehr interessanten Charakter zu bieten.
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Godzilla-2000 »

Barakidon hat geschrieben:Der Tasmanische Tiger, auch Beutelwolf genannt, gilt seit 1936 als ausgestorben (Zu Beginn des Filmes sieht man tolle Archivaufnahmen eines echten Tasmanischen Tigers. Vermutlich das letzte Exemplar, das 1936 in einem Zoo in Hobart starb).
Diese Aufnahmen vom Beutelwolf sind auch bei Youtube zu sehen. Ein seltsames und etwas unheimliches Gefühl, echten Aufnahmen eines ausgestorbenen Tieres beizuwohnen. Ich glaube, viel mehr Material, als hier zu sehen ist, gibt es dazu auch gar nicht:
http://www.youtube.com/watch?v=odswge5onwY
http://www-sf-films-db.blogspot.com/

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Es gibt keine amerikanischen Godzilla-Filme.
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Barakidon »

Für mich eines der schönsten und faszinierendsten Tiere die noch zu Menschenzeiten gelebt haben. Mir geht es da dir, bei solchen Aufnahmen läuft es mir eiskalt den Rücken runter und ich bekomme Gänsehaut. So ging es mir auch beim Film, den ich jeden der ihn noch nicht gesehen hat, nur empfehlen kann.
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Kaijufan90 »

The Hunter hatte ich auch vor kurzem gesehen, übrigens ein wirklich sehr guter Film. +++ +++ +++

Kurz noch meine Meinung zum Ende:
Spoiler:
Ich vermute eher das David das Tier deswegen erschossen hat, um ihm vor dem Schicksal als Tier im Zoo oder sogar für wissenschaftliche Experimente genutzt zu werden, ersparen wollte. Aus diesem Grund hat er vermutlich auch am Ende die Leiche verbrannt , um seine Existenz zu verschleiern.
Godzilla, Gamera & Co. 4-ever!!!

Du sollst den Mann im Gummianzug ehren!!!
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Barakidon »

Ja, vielleicht. Wie auch immer, man erwartet es so nicht und dadurch ist es umso schockierender.
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Barakidon »

NEMESIS (D/I 2010)

Bevor sie sich trennen, wollen Claire (Susanne Lothar) und Robert (Ulrich Mühe) noch ihr Haus in Italien verkaufen. Dort wurde Claires Schwester ermordet, die ein Verhältnis mit Robert hatte. Der Mord ist aber noch ungeklärt...

Dieses Psychodrama ist der letzte gemeinsame Film des Ehepaars Mühe/Lothar. Das 2006 gedrehte Ehehöllendrama blieb der letzte Film mit Ulrich Mühe (gest. 2007). Susanne Lothar stimmte erst 2010 einer öffentlichen Vorführung zu, regulär ins Kino kam der Film erst Ende 2010.

Leider kein starkes Werk, denn Regiedebütantin Nicole Mosleh drehte ein holpriges Kammerspiel zwischen Bergman und BLAIR WITCH PROJECT, dessen groteskes Finale abstößt.

Trotz großer Darsteller ein eher flauer Psychokrimi. +++ ---
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Barakidon »

IM FEUER (USA 2004)

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Alarm! Ein altes Getreidesilo steht in Flammen. Nach einer Explosion stürzt Feuerwehrmann Jack (Joaquin Phoenix) durch die geborstenen Decken. Reglos daliegend, wartet er auf Rettung - und läßt sein Leben Revue passieren, seine Liebe, Heirat, Kinder, Einsätze sowie deren vielen Opfer. Derweil planen seine Kollege eine Rettungsaktion...

Leicht pathetisch serviert dieses Actiondrama die Geschichte vom harten Alltag einer eingeschweißten Männerclique - flambiert mit atemberaubenden Löscheinsätzen. Mit Joaquin Phoenix und John Travolta als Fire-Chief hervorragend besetzt.

Spoiler:
Leider ohne Happy End, denn gegen Schluß wird es dramatisch und traurig.


Löscht auf jeden Fall den kleinen Actionhunger und bietet zugleich Tiefgang und Dramatik. +++ +++ +++
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Barakidon »

SCHWARZER OZEAN (B/F/D 2010)

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Ein Knall, grelles Licht, dann steigt eine pilzförmige Rauchwolke am Horizont auf: 1972 werden die jungen Matrosen Massina, Moriaty und Da Maggio an Bord eines Kriegsschiffes im Südpazifik Zeugen einer lange geheimgehaltenen Atombombenexplosion. Das Erlebnis wird zum Wendepunkt des kameradschaftlichen Miteinanders, das bislang von Abwarten und Herantasten geprägt war. Negative Gefühle entladen sich in Konflikten, als Katalysator für positive Gefühle dient der Hund Giovanni.

Wie Monotonie und falsche Seefahrerromantik in latente Gewalt umschlagen, beschreibt die Belgierin Marion Hänsel in betont ruhigen, stark stilisierten Einstellungen, die bisweilen opernhafte Wucht entwickeln. Die bedrückende Atmosphäre an Bord wird verdichtet und der Irrsinn der Naturzerstörung wird zu einer Studie über Isolation und Ausweglosigkeit. Die unaufdringliche Symbolhaftigkeit fordert viel Geduld vom Zuschauer.

Realer Hintergrund für den Film sind die Tests von 1966 bis 1996. In diesem Zeitraum zündeten die Franzosen auf dem Muruoa-Atoll 188 Atombomben, 41 davon oberirdisch.

SCHWARZER OZEAN ist eine kunstvolle Studie über Desillusionierung. +++ +++ 1/2


TAGEBUCH EINER NYMPHOMANIN (E 2008)

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"Du willst ja immer nur vögeln" - So in etwa lautet die Aussage, die Valerie von einem ihrer Liebhaber zu hören bekommt, und das gibt ihr zu denken. Ist ihr Hunger nach Sex zu intensiv? Nachdem Valeries Liebe mit Jaime scheitert, will sie als Edelprostituierte ihre Leidenschaft zum Beruf machen.

Schimpft sich Erotikdrama, ist aber mehr Ersteres als Letzteres. Was anfangs wie ein Softporno wirkt, nimmt ab der Hälfte zumindest etwas an Fahrt auf was die Geschichte angeht, wird gegen Ende sogar bedingt interessant und hinterläßt am Ende die Botschaft: "Genieße das Leben".

Weniger Sexszenen und etwas mehr Tiefgang, dann hätte man den Film sogar als gutes Erotikdrama durchgehen lassen können. Gewundert hat mich allerdings, hier Geraldin Chaplin als sterbende Oma wiederzusehen.

Letztlich ist der Film für einen Porno zu harmlos, für ein gutes Erotikdrama zu anspruchslos.

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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Barakidon »

SEIN LETZTES RENNEN (D 2013)

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Paul Averhoff (Dieter Hallervorden) hat 1956 beim Marathon in Melbourne olympisches Gold gewonnen. Er ist eine Legende! Und nun? Endstation Altersheim? Widerwillig befolgt Paul den Rat seiner Tochter Birgit (Heike Makatsch) und zieht mit Frau Margot (Tatja Seibt) in eine Seniorenresidenz. Doch Singen und Kastanienmännchen basteln ist nur was für trübe Tassen. Paul schnappt sich seine Sportschuhe und beginnt für den Berlin-Marathon zu trainieren. Heimleiterin Rita (Katrin Sass) ist schwer genervt, denn er bringt den kompletten Betrieb durcheinander. Aber Paul läßt sich nicht beirren und läuft und läuft - selbst als seine Frau stirbt. Denn ihr Rat an ihn war: "Immer weiter laufen".

Dieses Familiendrama über Selbstbestimmung und die trostlose Verwahrung alter Menschen in Heimen balanciert wunderbar auf dem schmalen Grat zwischen Schmunzeln und Zutiefst-berührt-sein. Wie Hallervorden den Didi abstreift und sich Tag für Tag in den seelischen Prozess zwischen Leben, Vergänglichkeit und Tod einläßt, ist enorm. Mal rührend, mal rebellisch überzeugt er in seinem humorvoll-hintergründigen Kinocomeback als Charakterdarsteller und hat es bei mir sogar geschafft, manchmal Gänsehaut zu erzeugen. Sein Spiel zwischen Ernst und aufblitzendem Schalk wurde zurecht mit dem Deutschen Filmpreis, der Lola, ausgezeichnet.

Umgeben ist Hallervorden von einem wunderbaren Schauspielerensemble, von Tatja Seibt bis Otto Mellies, von Frederick Lau bis Heike Makatsch.

Ich schaue sehr oft deutsche Filme aller Genres, aber ich habe selten einen so guten gesehen. Wohl der beste deutsche Film 2013. Und trotz aller Dramatik erzeugt der Film eine Spannung, die einen bis zum Ende nicht losläßt.

Herausragend bis Meisterwerk! +++ +++ +++ 1/2
Zuletzt geändert von Barakidon am Fr 05.12.2014, 09:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Filmemacher sollten bedenken, dass man ihnen am Tag des Jüngsten Gerichts all ihre Filme wieder vorspielen wird.

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Paul Naschy
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Paul Naschy »

hallervorden hat ein bisschen mehr auf dem kasten als nonstop nonsens, das war mir seit seinen polit-satire-geschichten klar. das letzte rennen werde ich mir auch ansehen, danke für den tipp! +++
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Barakidon »

Paul Naschy hat geschrieben: das letzte rennen werde ich mir auch ansehen, danke für den tipp! +++
Mach das unbedingt! Wirst du nicht bereuen.
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Barakidon »

TAKE SHELTER - EIN STURM ZIEHT AUF (USA 2011)

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Öliger Regen fällt vom Himmel, Blitze zucken aus schwarzen Wolken - die Träume von Familienvater Curtis sind voller Schreckensvisionen. Düstere Vorahnungen? Oder geht die Fantasie mit ihm durch? Weil er die Antwort auf diese Frage nicht weiß, verbirgt er die Träume vor Gattin Samantha, beginnt aber einen Schutzbunker zu bauen...

Ein Mann sieht die Apokalypse nahen - Der Katastrophenfilm als psychologisches Kammerspiel. Ein symbolgeladenes Werk, ebenso fesselnd wie verstörend und düster. Mit einem kurzen, aber erschreckenden Ende.

Wetter oder Wahn - Eine verstörende Endzeitmetapher! +++ +++ +++
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Barakidon »

SIN NOMBRE - ZUG DER HOFFNUNG (MEX./USA 2009)

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Chiapas, Südmexiko. Teenager Casper gehört zur berüchtigten, ultrabrutalen Mara Salvatrucha. Die in ganz Lateinamerika aktive kriminelle Gang ist seine Ersatzfamilie. Als er in Ungnade fällt und um sein Leben fürchten muß, bleibt nur die Flucht. Auf dem Dach eines Güterzuges nach Norden in die USA, unter Dutzenden illegaler Reisender, kommt er Sayra aus Honduras näher. Doch die Schergen der Gang folgen ihm...

Eine Liebe im Gangstermilieu Mexikos, wo das Leben eines Menschen nichts zählt. Wuchtiger, visuell beeindruckender Mix aus Railroadmovie, Lovestory und Gangsterdrama. Ungemein kraftvoll, kompromißlos und aufwühlend! Ein Film der lange nachwirkt.

Den Regisseur Cary Fukunaga (JANE EYRE) sollte man sich auf jeden Fall merken! +++ +++ +++
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Barakidon »

EXCISION (USA 2012)

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Die junge Pauline ist das häßliche Entlein der Familie: Bei Mutter Phyllis dreht sich alles um die todkranke Schwester, in der Highschool wird sie gemobbt, der erste Sex führt ins Desaster, Lehrer und Priester kapieren nichts. Dabei hat Pauline gefhrlich morbide Neigungen entwickelt...

Dieses Psychohorrordrama zeichnet das Abdriften einer Frau in den Wahn in opernhaften, teilweise verstörenden Bildern nach. Ein schwarzhumoriges Drama einer grausamen Jugend zwischen CARRIE und Jodorowsky mit Ekelelementen und viel Blut, aber auch satirischer Coming-of-Age-Horror.

Anna-Lynne McCord ist als Pauline perfekt besetzt, ihre Mutter spielt Ex-Erotikstar Traci Lords.

Ein verstörendes, kunstgetränktes Drama mit bizarren Traumbildern von Sex und Gewalt. +++ 1/2
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Barakidon »

SCHERBENPARK (D 2012)

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Ihr Stiefvater wurde für den Mord an ihrer Mutter verknackt, nun gibt der Verbrecher in einem Zeitungsinterview den reuigen Sünder. Stieftochter Sascha (Jasna Fritzi Bauer) findet das zum Kotzen und stellt den verantwortlichen Redakteur Volker Trebur (Ulrich Noethen) zur Rede. Der will es wiedergutmachen. Als Sascha zu Hause mal wieder Probleme hat, darf sie bei Trebur und dessen Sohn Felix (Max Hegewald) einziehen...

Jugenddrama von Bettina Blümner nach dem Roman von Alina Bronsky.

Trotz gewagter Storykonstruktionen überzeugt Bauer als zornige junge Russlanddeutsche aus der Plattenbausiedlung. Obwohl die Thematik recht dramatisch ist, ist SCHERBENPARK ein leichter Film mit sympathischen Figuren, spritzig-bissigen Dialogen und eben einer tollen Hauptdarstellerin.

Unsentimentale, kraftvolle Verfilmung mit kleinen Makeln - aber dieses Mädel schafft alle(s)! +++ +++
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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Barakidon »

DRAUSSEN IST SOMMER (D/CH 2012)

Die 14-jährige Wanda (Maria-Victoria Dragus) spürt, daß der Umzug in die Schweiz die bestehenden Probleme der Familie nicht lösen wird, auch wenn die Eltern das meinen. Ihr Bruder sprich nicht mehr, die Eltern driften auseinander, die Mutter (Nicolette Krebitz) wird immer apathischer. Während Wanda die Mißstimmung zu bessern versucht, sammelt sie erste Erfahrungen mit Jungs...

Mitunter etwas sperrig wird hier leise und kühl das Leben einer bedrohten Familie aus der Sicht Wandas geschildert. Letztlich herausgekommen ist ein sensibles Portrait einer bedrohten Familie, das stimmungsvoll und in nüchternen Bildern erzählt wird. Die stark spielende Maria-Victoria Dragus (übrigens auch in einer Nebenrolle in dem zuvor rezessierten SCHERBENPARK zu sehen) spiegelt dabei die ganze Pein und Trotzigkeit eines Teenagers wieder.

Ein berührendes, ohne Krawall und Kitsch inszeniertes Werk, genau beobachtet, mit poetischen Momenten.

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Re: Zuletzt gesehenes Drama

Beitrag von Barakidon »

BADLANDS - ZERSCHOSSENE TRÄUME (USA 1973)

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Die 15-jährige Holly (Sissy Spacek in ihrem Debüt) zieht mit dem Vater (Warren Oates) in die Provinz und verliebt sich in den Müllarbeiter Kit (Martin Sheen), der wie James Dean aussieht und sich auch so gibt. Der eifersüchtige Vater erschießt zur Strafe ihren Hund - und wird von Kit im Affekt getötet. Eine Lawine der Gewalt bricht los...

Eine wahre Story von 1958 lieferte Terrence Malick die Idee für seine poetisches bis grausames Regiedebüt.

Kraftvolle Aufnahmen prachtvoller Landschaften, Wälder oder Felder ergeben atmosphärische, beruhigende Bilderfluten, die immer wieder im Konflikt mit der brutalen, rohen Handlung stehen, die sich parallel dazu abspielt. Die Bluttaten von Kit laufen nicht als Gewaltorgie ab, sie geschehen beiläufig, unspektakulär.

Markante Bilder, eine fantastische Musikuntermalung sowie unschuldig-naive Voice-Over-Passagen von Sissy Spacek vermitteln den Eindruck eines fiebertraumartigen Märchens, in dem die Figuren blind getrieben von der Liebe zueinander langsam vom Paradies in die Hölle wandeln.

Malick bleibt dem Zuschauer auch Fragen schuldig: Wo liegt das Motiv im Verhalten der Beiden? Worin sind ihre Gefühle und die aus dem Off erklärenden Gedanken begründet? Hier soll man wohl gezwungen werden, die Antworten selbst hinein zu interpretieren.

Am Ende wird der Traum von schöner Liebe von der Realität zerstört. Der abschließende Off-Kommentar von Holly läßt einen unbefriedigt zurück.

BADLANDS ist eine pessimistische, stilsichere, lakonisch-poetische Reflexion über Gewalt.

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