XXX Fifty shades of grey, Sadomaso XXX
Jetzt habt ihr mich also soweit, daß ich auch noch meinen Senf dazu geben muß.
Ich schicke voraus, ich kenne weder den Film, noch den Roman, aber das scheint auf andere Teilnehmer ja auch zuzutreffen. Was mir auffällt ist, daß scheinbar zwei getrennte Themen - BDSM, oder einfacher zu verstehen Sadomasochismus (Ja, ich kenne den Unterschied) und klassische Beziehungsmuster - vermischt werden. Möglich, daß der Film gerade dies provoziert, und ihr somit völlig recht habt.
Möglich auch, daß ich euch stattdessen eine völlig neue Perspektive eröffnen kann, die ich bisher vermisse. Die Frage, die sich in dieser Diskussion scheinbar stellt ist doch, wieso die Protagonistin in dieser Geschichte sich freiwillig in Abhängigkeit begibt, und warum das Thema so großen Erfolg in "bürgerlichen" Kreisen hat.
Ich theoretisiere, daß dies aus zwei Gründen geschieht: Unterbewusste Angst vor Ekstase (Bitte noch nicht lachen) und unterbewußt eingegrabene Sehnsucht nacht klassischen Sexualbildern (Bitte noch nicht wütend werden).
Zuerst das schwer verstehbare: Unterbewusste Angst vor Ekstase. Zufälligerweiße konnte ich zur Weihnachtszeit bei einem Verwandtenbesuch in einem Buch von einer erstaunliche Theorie lesen. Ich glaube es war ein Buch über Selbsterkenntnis, Selbstmotivation oder Ähnliches. An den Autor erinnere ich mich leider nicht. Dieses Werk ist ziemlich verschwurbelt, sperrig und zudem auf Englisch geschrieben. Aber was mich gepackt hat ist die Behauptung, Menschen, gewohnt mit ihrem Geist den Körper zu kontrollieren, wären geschockt zu erfahren, daß es beim Sex umgekehrt ist: Der Körper kontrolliert den Geist. Daher das menschliche Bedürfnis sich das Gegenteil zu beweisen, um das eigene Weltbild wieder geradezurücken. Angenommen, da ist tatsächlich etwas dran, ergibt sich für mich zum ersten mal eine nachvollziehbare Erklärung dafür, warum Menschen seit Jahrtausenden sich Holzpfeile durch die Backen spießen, sich für Monate lebendig eingraben lassen, über glühende Kohlen laufen oder sich als Fakir auf Nagelbetten legen. Nur um sich zu beweisen, daß eben doch der Geist den Körper kontrolliert, und damit ein Gefühl von Sicherheit zu erfahren (Religiöse oder ideologische Begründungen haben natürlich nur die Aufgabe dem ganzen einen seriösen Touch zu geben und die Wirklichkeit zu verschleiern). Diese Theorie finde ich ganz erstaunlich, da immerhin nachvollziehbar, wenn auch nicht unmittelbar zu beweisen.
Doch was macht nun ein Mensch, der eben diesen Schock mit sich herumträgt und denoch sexuelle Ekstase sucht ? Ganz einfach, er überträgt in BDSM Spielen die Verantwortung für seine Ekstase an einen Partner, der dominiert. Damit ist der Dominierte seine "Verantwortung" los und kann sich genußvoll der Ekstase hingeben, ohne sich den "Vorwurf" machen zu müssen, er habe sich und seinen Körper nicht ausreichend unter Kontrolle. Eine solche Unterwerfung kann damit letztenendes als eine Befreiung empfunden werden. Paradox, aber real.
Und jetzt das schwer akzeptierbare: Unterbewußt eingegrabene Sehnsucht nacht klassischen Sexualbildern. Zugegebenermaßen ist das meine eigene Theorie, aber eine gewisse Passgenauigkeit mit der Wirklichkeit ist nicht zu leugnen. Wir leben in einer Zeit der "Kampfgleichberechtigung" mit Quotenregelungen an sämtlichen Ecken und Enden, angeblich Frauen diskriminierenden "Fahrradfahrern" (weil grammatikalisch männliche Form) in Gesetzestexten bis hin zu der baff machenden EU Erkenntnis, die Begriffe "Vater" und "Mutter" seien diskriminierend (Hääääääää ?), da zu sehr mit klassischen, selbstverständlich abgrundtief bösen Rollenbildern verknüpft. Was all diese klugen Herrschaften nicht berücksichtigen können, weil sie es nicht wollen, ist die Tatsache, daß wir genetisch noch immer fortschrittliche Höhlenmenschen sind (Die gesellschaftliche Diskussion rund um gesunde Ernährung gäbe es ohne diese Diskrepanz wohl gar nicht).
Doch tief eingegrabene Sehnsüchte haben wir nicht nur am Esstisch, sondern eben auch im Bett. Männer wollen große milchgebende Brüste und liebevoll sorgende Sanftmut. Frauen wollen muskulöse, ergo erfolgreiche Jäger und schutzversprechenden "Biß" vor einer rauen, bedrohlichen Außenwelt (notwendigerweise verallgemeinere und heterogenisiere ich jetzt stark). Und an kaum einem Ort regieren diese Instinkte so stark wie auf der Matraze. Eine Möglichkeit (
Freiwillig ) einer Frau diesen Instinkten nachzugeben ist eben, sich einem dominanten, evtl. sogar sadistischen Partner hinzugeben. Dieser mag sie zwar einschränken und bestimmen, könnte ihr aber auch unterbewußt "beweisen", daß er bietet, wonach ihr Instinkt verlangt.
Oder etwas kürzer ausgedrückt und alltagstauglicher:
Totale geschlechtliche Gleichmacherei ist der Tod einer jeden Leidenschaft. Was geschieht mit einer Frau, die einen Partner hat, der nicht mehr von einer Patentante zu unterscheiden ist ? Sie wacht eines Morgens auf und fragt sich "...Wer ist eigentlich dieser Waschlappen da neben mir... ?".
Für mich sind dies die Erklärungen, warum immer mal wieder in "skandalisierter" Weise in den Medien Frauen auftauchen, die nach "verbotener" Führung suchen, und damit alle Feministinnen auf die Palme bringen. Und vielleicht ist es auch die Erklärung warum "salonfähiger" Sadomasochismus mit "50 shades of grey" wieder so erfolgreich ist: Weil in jeder Leserin und jedem Leser halt auch ein Höhlenmensch auf der Suche nach Erfüllung steckt.
Ich glaube es gibt in diesem Forum eine gewisse weitere Persönlichkeit, die eigene Erfahrungen dazu beitragen und sagen könnte: Da ist was dran... oder ...totaler Mumpitz.
Die ebenfalls in dieser Diskussion aufgetauchte Frage, warum Frauen auch wieder klassische Familienbünde mit Abhängigkeitsverhältnis suchen mag sich mit sexuellen Motivationen überschneiden, aber Ausführungen über Arbeitsmarktsituation und unsicheren Lebensweg betreffen doch eigentlich andere Ursachen.
Und jetzt meine Lebensversicherung: ICH BIN FÜR GLEICHBERECHTIGUNG. SIE IST RICHTIG UND WICHTIG ! Niemand möge mir das Gegenteil unterstellen bitte. Und ferner: Es möge bitte niemand diesen Beitrag an Alice Schwarzer weiterleiten. Ich wette die bringt mich um.
Aber vor der habe ich keine Angst. Ich habe nur Angst vor den jetzt startenden Grübeleien: "Aha, Hm Hm interessant. Woher hat dieser Dschungeldrache denn sowas. Alles nur ausgedacht...?"