XXX Der Unsichtbare tritt in Erscheinung XXX
So, wie gewünscht und angedroht... habe ich mir nun also eine der ganz frühen Arbeiten unseres geliebten Meisters cineastisch übersprudelnder Fantasie - Eiji Tsuburayas - angesehen: "Der Unsichtbare tritt in Erscheinung" (Keine deutsche Version, im japanischen Original "Tomei Ningen arawaru").
Und eine Besprechung erweist sich als schwierig, da der Film recht dialoglastig ist, was den genauen Nachvollzug der auf japanisch erzählten Geschichte erschwert. Auch anderweitig scheint im Internet noch nichts näheres in einer westlichen Sprache zu diesem Werk vorzuliegen. Ich hoffe also man möge mir meine Unvollkommenheit, so sie sich erweisen wird, nachsehen.
Die Daten:
Titel: "Tomei Ningen arawaru" (Übersetzt "Der Unsichtbare tritt in Erscheinung")
Ursprungsland: Japan
Erstaufführung: 25. oder 26.9.1949
Geschichte: Akimitsu Takagi
Drehbuch: Nobuo Adachi
Darsteller: Chizuru Kitagawa (Machiko Nakazato, die Mutter), Takiko Mizunoe (Ryûko Mizuki, eine
Revuesängerin), Daijirô Natsukawa (Kyôsuke Segi, die ältere Tochter ?), Mitsusaburô Ramon,
Ryûnosuke Tsukigata (Kenzo Nakazato, der Erfinder), Shôsaku Sugiyama, Kanji Koshiba
(Shunki Kurokawa, der Unsichtbare), Kichijirô Ueda, Hiroshi Ueda, Shôzô Nanbu, Shinobu
Araki, Saburô Date, Tominosuke Hayama, Jun Fujikawa, Sôji Shibata
Musik: Goro Nishi
Spezialeffekte: Eiji Tsuburaya
Produzent: Daiei Filmgesellschaft
Bild: 35 mm Film, Schwarz-Weiß, Bildformat vermutlich 1:1,37
Ton: Mono
Dauer: 82 Minuten (Bei 30 Videobildern pro Sekunde), 86 Minuten (Lt. Internetseite Wikipedia)
Die Geschichte:
Zur besseren Übersicht zuerst einmal die Hauptpersonen der Geschichte. Der Erfinder eines Unsichtbarkeits-serums Kenzo Nakazato, sein jüngerer Assistent Shunki Kurokawa (?), sein älterer Assistent, ein schmieriger Geschäftskollege (?, eventuell der Finanzier des Erfinders), die Revuesängerin Ryuko Mizuki (Vermutlich die Schwester des jüngeren Assistenten), Machiko Nakazato (Frau des Erfinders ?), die ältere Tochter der Familie, die jüngere Tochter der Familie, das Käuferpaar einer wertvollen Juwelenkette.
Die Geschichte des Films scheint sich in Kobe, einer bedeutenden japanischen Hafenstadt, zuzutragen.
Der Film beginnt mit einem Gespräch zwischen Forscher Nakazato und seinen beiden Assistenten im Labor seines Privathauses. Mutter Nakazato und die zwei Töchter leben im selben Haushalt. Etwas später erhält Nakazato Besuch von einem schmierig wirkenden Charakter, eventuell ein Geschäftsfreund. Nakazato erzählt ihm von einer unglaublichen Entdeckung, doch sein Besucher glaubt ihm nicht. Als er sich unbeobachtet glaubt, öffnet Nakazato durch drehen des Wasserhahnes ein Geheimfach hinter dem Spiegel des Labor-Waschbeckens. Doch Schmierfink (Lassen Sie mich ihn so nennen) beobachtet ihn heimlich durch einen weiteren Spiegel. Mit Chemikalien aus dem Fach mixt Nakazato ein Serum und träufelt einem Meerschweinchen einige Tropfen ein. Vor den Augen beider Männer verschwindet das Meerschweinchen scheinbar spurlos, obwohl es noch immer zu fühlen ist.
Die ältere Tochter betritt das Labor und scheint den Besucher an einen geplanten Besuch der Revueschau im "Kobe Daiei" Theater zu erinnern. Dort tritt unter anderem die auffällig androgyn wirkende Sängerin Ryuko Mizuki mit Gitarre auf. Sie trägt einen weißen Smoking wie dereinst Marlene Dietrich. Nach der Vorstellung im Hotel Kanko House: Sängerin Mizuki unterhält sich mit Schmierfink, ihrem als jüngerer Assistent arbeitenden Bruder, der älteren Tochter und gibt jungen Mädchen Autogramme. Nun trägt sie ein auffällig strenges Safari-kostüm mit seitlichem Gesichtsschleier, wie bei der Uniform von Fremdenlegionären.
Nochmals etwas später besucht die illustere Gruppe das Kunstgeschäft "Tenpodo". Schmierfink beobachtet ein Pärchen, das sich eine prachtvolle Brillantgefasste Juwelenkette zeigen lässt (Angeblich "Die Tränen der Liebenden" genannt). Ein unauffälliger Blick in den Spiegel... das Funkeln der Juwelen entfacht sichtbar Schmierfinks Gier... .
Spät Abends nähern sich zwei vermummte Gestalten dem Hause des Erfinders. Gerade als ihm ein Versuchstier, eine unsichtbare Katze, entwischt kommen die Gestalten wortlos auf ihn zu... Derweil sorgt die unsichtbare Katze im Wohnzimmer bei den Töchtern für Verwirrung. Klaviertasten spielen von alleine, eine Lampe und Vase gehen zu Bruch. Ungläubig beobachten Mutter und Töchter Katzenspuren, die wie von Zauberhand auf dem Fussboden erscheinen. Die ältere Tochter will Vater aus dem Labor holen, doch dieser ist spurlos verschwunden.
Die Assistenten beobachten erstaunt die Käfige, in denen ihr Arbeitgeber unsichtbare Versuchtiere hält. Die jüngere Tochter bringt einen Brief ins Labor, die ältere liest ihn vor. Es handelt sich um einen Erpresserbrief der Entführer. Just da taucht erneut Schmierfink auf und berät sich mit der Familie was zu tun ist. Der jüngere Assistent sucht vergeblich im Labor nach der Unsichtbarkeits-Chemikalie. Schmierfink kommt dazu und überreicht dem jüngeren Assistenten einen Bündel Geldscheine (Etwa um seinen Arbeitgeber aus der Hand der Entführer freizukaufen, oder um dem blanken Assistenten finanziell zu helfen ?).
Später in einem Apartementhaus lockt ein Unbekannter den jüngeren Assistenten mit Hinweisen auf den Erfinder in seinen Wagen und fährt mit ihm davon.
Am Tage hält ein Wagen vor dem Kunstgeschäft Tenpodo, ein gänzlich mit Gesichtbandagen verhüllter Mann steigt aus. Die bizarr wirkende Person unterhält sich mit dem Geschäftsführer. Doch offenbar vertritt dieser eine gänzlich andere Meinung, der Bandagierte ist erbost (Möglicherweise will der Geschäftsführer nicht den Käufer der Juwelenkette verraten). Der Bandagierte entkleidet sich, doch sein Körper ist unsichtbar ! Er greift den Geschäftsführer an und verlässt das Geschäft durch das Bürofenster. Später untersucht die Polizei den Angriff.
In einem Kneipenviertel macht ein Betrunkener unliebsame Bekanntschaft mit dem Unsichtbaren, und wird seiner Kleidung beraubt. Nach Konfrontation mit einem Polizisten entledigt sich der Unsichtbare erneut seiner Kleidung.
Um die Entführung zu klären sucht die Polizei im Labor nach Hinweisen und entdeckt dabei das Geheimfach. Sie findet ein Notizbuch mit offenbar wichtigen Hinweisen auf die Erfindung. Der ältere Assistent erfährt zusammen mit den Polizisten von offenbar erschütternden Details aus diesen Notizen.
Im Kunstgeschäft Tenpodo wird der Geschäftsführer erneut mit dem Unsichtbaren konfrontiert und angegriffen. Ein Besucher wird von dem Unsichbaren mit einer Vase niedergestreckt (Vermutlich verrät ihm der Geschäfts-führer nun aber den Käufer der Kette). Der Unsichtbare taucht daraufhin im Apartementhaus des Käuferpaares auf und verletzt den Mann mit einem Barhocker. Da taucht die Revuesängerin auf und die beiden Damen schließen sich mit der Kette im Apartement ein.
Schmierfink gibt im Hause des Erfinders eine Pressekonferenz. Er betritt das Labor und unterhält sich mit der älteren Tochter und dem älteren Assistenten, die sich offenbar zueinander hingezogen fühlen. Schmierfink könnte den Assistenten finanziell erpressen, dieser scheint peinlich berührt. Er zieht seinen Kittel aus und geht zur Polizei.
Ein Wagen bringt den Unsichtbaren erneut ins Apartementhaus des Käuferpaares. Dort besucht gerade der ältere Assistent die Frau des Kettenkäufers und Sängerin Mizuki. Mit Mizuki trifft er eine Vereinbarung (Vermutlich hat er einen Verdacht, und möchte eine Falle stellen, sie überlegt kurz und ist einverstanden). Mizuki und die Frau des Kettenkäufers zeigen Schmierfink die Juwelenkette (Ein Verlobungsgeschenk für die ältere Tochter ?). Doch sie misstrauen ihm, so legt Mizuki die Kette unbeobachtet nicht zurück in das Schmucketui sondern in ihre Handtasche.
Später lassen sich Schmierfink und die Sängerin zum Hause des Erfinders fahren. Doch an einem Tunnel-ausgang werden sie von dem bandagierten Unsichtbaren überfallen, und die Kette wird geraubt. Der Unsichtbare entfernt seine Bandagen - doch er ist sichtbar ! Er ist ein Identitätsbetrüger und unwissend der Polizei in die Falle getappt. Die Polizisten kommen aus ihrem Versteck und jagen den Betrüger durchs Unterholz.
Im Hause des Erfinders erhält der ältere Assistent Besuch durch den echten Unsichtbaren. Bei einer Zigarette erzählt dieser was geschehen ist:
Er ist tatsächlich der jüngere Assistent, der vor Tagen von Unbekannten in ein Auto gelockt und in ein Geheim-versteck gebracht wurde, in dem der Erfinder des Unsichtbarkeitsserums gefangen ist. Man hält ihn dazu an, sich mit seinem Arbeitgeber durch eine geschlossene Türe zu unterhalten. Froh über dessen Wohlbefinden mixt er nach einem schriftlichen Rezept seines Arbeitgebers das begehrte Serum. Eine der Zutaten trägt den hübschen Namen "Atomium Invisible". Der Assistent trinkt die Mischung... und wird unsichtbar ! Bandagiert und eingesperrt wird der jungen Assistent nun offenbar erpresst.
Damit endet die Schilderung des jungen Assistenten an seinen älteren Kollegen. Der ältere Kollege soll nun erneut ein Serum mixen (Um den Entführern einen Vorrat zu liefern ?), schreckt aber in letzter Sekunde zurück, als er sich an die dramatischen Notizen seines Arbeitgebers erinnert (Ist der Vorgang irreversibel ?). Unwissend betritt die ältere Tochter das Labor, unterhält sich mit Ihrem Angehimmelten, und bringt damit den Unsichtbaren aus der Fassung (Eifersucht oder wegen einer finanziellen Erpressung ?). Er bricht gewaltsam durch ein Fenster ins Freie.
Die Polizei hat inzwischen den kleinlauten Betrüger gefangen, und führt ihn an der Leine durchs Gestrüpp. Unversehens wird der Betrüger hinterrücks von einem Messer durchstochen und stirbt ! Eine unsichbare Gewalt entreißt einem der Polizisten das gestohlene Schmucketui und liefert es seinem Erpresser im Auto aus. Der Unsichtbare muß jedoch erkennen, daß es sich nicht um die gesuchte Kette handelt (Sie wurde ja von der Sängerin ausgetauscht). Die Sängerin freut sich derweil im Hause des Erfinders in Anwesenheit von Schmierfink über das gelungene Täuschungsmanöver. Sie legt der älteren Tochter die prachtvolle Kette an (Ein Verlobungs-geschenk für sie und den Assistenten ?).Schmierfink ist verärgert über diese Täuschung, lässt sich aber nichts anmerken. Er fasst einen neuen Plan, und entlockt der Mutter die sehr erfreute ältere Tochter mit unbekannten Versprechungen in seinen Wagen.
Mutter Nakazato spricht mit dem älteren Assistenten (Über die gemeinsame Fahrt von Schmierfink und der Tochter ?), sie werden von dem Unsichtbaren belauscht. Dieser ist erneut erbost (Eifersucht ?) und stiehlt kurzerhand das Polizeimotorad mit Beiwagen vor dem Haus, um Schmierfink und der älteren Tochter zu folgen. Im Wagen hat Schmierfink erneut nur Augen für die Juwelenkette am Hals der Tochter. Zum Erstaunen der Menschen rast das verfolgende Motorrad scheinbar führerlos durch die japanische Landschaft bis zum Domizil Schmierfinks.
In diesem Versteck angekommen, unterhalten sich Schmierfink und die Tochter. Sie werden von dem banda-gierten Unsichtbaren beobachtet, der ohne Wiederstand das Haus betritt und zum Gefängnis des Erfinders vordringt. Doch die Verbrecherbande hat Verdacht geschöpft und versucht in die Kammer einzudringen, in dem der Unsichtbare den Erfinder zu befreien versucht.
Durch das führerlose Motorrad alarmiert verfolgt ein Großaufgebot der Polizei dieses bis zum Hause der Entführer. Dort streitet derweil Schmierfink mit der älteren Tochter, offenbar lässt er seine Maske fallen. Der Motoradfahrende Unsichtbare dringt in das Anwesen ein. Im Keller kämpfen derweil die Entführer mit dem bandagierten Unsichtbaren, doch der Kampf wird durch eindringende Polizisten mit Schußwaffen beendet. Oben im Wohnzimmer nimmt der Unsichtbare die Kette und bedrängt die ältere Tochter. Der ältere Assistent schlägt ihn mit einem Ständer für Kaminbesteck nieder. Dennoch kann der Unsichtbare den Raum noch verlassen und begibt sich zu Schmierfink, der von alle dem nichts mitbekam. Der Unsichtbare liefert ihm die lange geforderte Juwelenkette aus. Doch die erhoffte Erlösung bleibt aus, Schmierfink eröffnet ihm offenbar erschreckende Wahrheiten (Auch Nakazato kann den Vorgang nicht umkehren ?). Im Keller entfernt der bandagierte Unsichtbare seine Bandagen, zum Vorschein kommt... Sängerin Mizuki ! Sie hat für Nakazato ihr Leben riskiert und redet ihn als "Sensei - ehrenwerter Lehrer" an (Welche Beziehung hat sie zu ihm ?).
Der verzweifelte Unsichtbare dringt in den Keller vor und trifft auf Erfinder und Sängerin. Im Hause kommt es zu einem Schußwechsel mit der Polizei, die die Bande festnimmt. Schmierfink steht offenbar nicht unter Verdacht, wird aber am nahegelegenen Strand verbal in die Enge getrieben und versucht sich mit einer Pistole zu verteidigen. Er wird daraufhin durch den Unsichtbaren angegriffen, und mit seiner eigenen Waffe angeschossen. Der Unsichtbare bedroht mit dieser Waffe die Polizisten. Seine Schwester erscheint und versucht ihren Bruder in einem ergreifenden Wortgefecht zur Aufgabe zu überreden. Doch er wimmelt sie ab und versucht zu entkommen. Leider scheinen nun einige Sekunden Film zu fehlen. Es scheint als sei der Unsichtbare getroffen und wate mit letzter Kraft auf die Brandung zu. Er geht in das Wasser, stirbt an seiner Schußverletzung und wird wieder sichtbar. Seine Schwester bricht weinend am Strand zusammen, Nakazato spricht ruhige Worte. Eine Schrift wird eingeblendet, möglicherweise ein moralisches Schlußwort. Ende.
Kritik:
Eine abschließende Kritik ist aufgrund der sprachlichen Verständnislücken natürlich schwer. Immerhin aber scheint dieser Film eine moralisch geprägte Botschaft rund um Gier und die Schattenseiten zu großer Macht in sorgfältigen Zügen zu erzählen. Unklar bleibt ohne nähere Japanischekenntnisse leider, was die dramatischen Notizen des Erfinders besagen, welche Rolle eine Revuesängerin dabei spielt, warum diese so betont burschikos auftritt, und warum die Juwelenkette von einem Pärchen erworben wird, dann in den Händen der Sängerin landet, und letztenendes von der älteren Tochter getragen wird. Die Sängerin redet den Erfinder als "Sensei" an, bekleidet aber keinen wissenschaftlichen Posten, sondern arbeitet in der Unterhaltungsbranche. Recht misteriös... . Weniger misteriös, aber nicht überzeugend ist die Behauptung des Filmes, daß ein durchschnittlich gebauter nackter Mann (Der Unsichtbare), nur durch packen seines Gegeners am Kragen diesem bereits überlegen sei. Ein paar Hiebe mit einem Gegenstand auf den nackten Körper, oder ein kräftiger Tritt auf die unbeschuhten Füße würden einen unsichtbaren, nackten Mann sicher schnell außer Gefecht setzen. Man darf dies wohl als Regie-Zugeständnis an die Dramatik der Situation werten. Interessantes Detail: In der Vorschau des Filmes wird der Assistent Kurokawa noch bewußtlos geschlagen, bevor man ihn in ein Auto verlädt. Im Film hingegen steigt er freiwillig ein.
Die Darsteller erfüllen ihre Aufgabe gut routiniert, wenn auch die ältere Tochter, als eine begehrte Frau, für heutige Begriffe auffallend brav und bieder daherkommt. Schmierfink, als Zentralcharakter, wirkt stets überzeugend "aufgesetzt freundlich". Man sieht ihm sein falsches Spiel an, aber auch nur, wenn man eingeweiht ist. Eine gute Arbeit des Schauspielers.
Positiv fällt die Musik von Goro Nishi auf, die den Film mit dem Thema des Unsichtbaren eröffnet, das geheim-nisvoll von fataler Gefahr und melancholischer Verlorenheit erzählt. Harte, reißerische Action findet man hingegen weder in den Bildern, noch in der Musik wieder. Stilistisch möchte ich die Musik zwischen der Härte von Akira Ifukube und klassischen, westlichen Synfoniekompositionen einordnen. Stellenweise erinnert Nishis Stil ein wenig an Bernard Hermann. Der Schnitt verschenkt leider einen Teil der musikalischen Wirkung, wenn Musik zu abrupt beendet, und der Zuschauer unsensibel aus einer emotionellen Stimmung herausgerissen wird.
Die Regie zu beurteilen fällt ohne Dialogverständnis wiederum sehr schwer. Positiv aufgefallen ist mir, wie Schmierfinks Gier deutlich gemacht wird: Eine Großaufnahme zeigt seine starren Augen, die Juwelenkette wird effektvoll über seinem Gesicht eingeblendet. Dieser wortlose, den Zuschauer an der Hand führende Erzählstil hat mich ein wenig an Fritz Lang erinnert ("M"). Ebenfalls erwähnenswert ist, wie die Kamera des öfteren die Perspektive des Unsichtbaren einnimmt. Diese Technik verhindert die Vorstellungskraft des Publikums für einen nicht sichtbaren Charakter zu überstrapazieren. Enttäuschend hingegen die Verfolgungsjagd des Motorades. Bei gemächlicher Geschwindigkeit und ohne Umgebungsgeräusche mag sich keine Spannung einstellen.
Und nun zu dem Thema, dem der geneigte Fan wohl am meisten entgegenfiebert: den Spezialleffekten unter der Leitung von Eiji Tsuburaya. Um zu zeigen, wie ein unsichtbarer Körper seine Umgebung beeinflusst benutzte Tsuburaya eine Palette unterschiedlicher Tricks: Pistolen werden an kaum sichtbaren Schnüren geführt, an der Vase auf dem Klavier hingegen hängt recht eindeutig ein dünner Faden, der eine unsichtbare Katze simuliert. Als diese Katze ihre sichtbaren Wasserspuren auf dem Boden hinterlässt, scheint Tsuburaya sowohl die aufgetragenen Spuren als auch die entlangfahrende Kamera vom Stop-motion Verfahren profitieren zu lassen. Die Bilder dieser Sequenz wurden demnach einzeln, wie unbewegte Fotografien, aufgenommen, bis die ganze Sequenz nach vielen Stunden Arbeit wenige Sekunden des Filmes erzählt. Auswirkungen herum-fliegender Pistolenkugeln werden wie gewohnt durch kleine Explosionsladungen, oder eventuell durch unter Federspannung stehenden, schlagenden Nägeln simuliert. Das führerlose Motorad wurde vermutlich mit einer Stange von einem anderen Fahrzeug angeschoben. Zu den aufwendigsten Szenen gehören natürlich die Doppel-belichtungen, durch die sich Kleidung wie von Geisterhand vom Körper des Unsichtbaren schält, bezieh-ungsweise an diesen anlegt. Auch für die damalige Zeit ist die Qualität des angewandten Wandermasken-verfahrens leider nur durchschnittlich, aber für Tricks aus Japan selbst waren sie vermutlich avantgardistisch. Ästhetische Einbußen bestehen in den stark flackernden Rändern der Kleidung, die dadurch geradezu nervös zu zucken scheint. Vermutlich sind winzige Ungenauigkeiten in der exakten Positionierung des Filmbildes bei seinen vielen Kopierdurchläufen, sowie "ausblutende" Kontrastbereiche einzelner Bildteile die Ursache dafür. Heutzutage lässt sich natürlich all das wunderbar per Computer herausretuschieren, oder die Kleidung entsteht gleich ganz als computergenerierte Simulation (Und sieht dementsprechend schlimm aus). Doch bis in die 90er Jahre hinein konnte nur die aufwendige Kombination vieler Einzelkopierschritte, zusammen mit Erzeugung einer "Wandermaske" aus speziell reagierendem und entwickeltem Filmmaterial einen solch aufwendigen und empfindlichen Effekt erzeugen. Wenn auch dieser Trick für Schwarz-Weiße Filme etwas einfacher ausfällt als für Farbfilme, so gebührt Tsuburaya doch Respekt für den Einsatz eines solchen Aufwandes zu so früher Zeit.
Und so verhält es sich dann auch mit dem ganzen Film: Schön, wenn man ihn gesehen hat und man dieses Beispiel japanischen "Tokusatsus" (Spezieller Effekte) bewundern kann; immerhin 5 Jahre vor "Godzilla". Hat man ihn aber nicht gesehen, hat man auch nichts dramatisches verpasst. Der Film vermag zu unterhalten, sobald man seine Dialoge versteht sicher um so mehr, und er bleibt durch seine moralische Botschaft wohl sogar im Gedächtnis, aber er brennt sich nicht als ein unvergessliches Ereignis ein, wie dies ein klassisches "Daikaiju" (Riesenungeheur) vermag. Interessant mag noch die Szenerie sein, die fast ausschliesslich moderne, westliche Einflüsse zeigt. Das Labor, die Häuser, die Autos, die Kleidung... all dies unterscheidet sich nicht wesentlich von dem was man aus dem Hollywood dieser Zeit kennt. Der im Haus getragene Kimono der Mutter ist das einzige auffällige optische Zugeständnis an japanische Traditionen.
Insofern also macht ausgerechnet der Unsichtbare nicht nur frühen japanischen Filmavantgardismus, sondern auch ein Stück vergangenes Japan der Nachkriegszeit erneut sichtbar.
Mein Gesamturteil: Schulnote 2-3.