MonsterZero’s Westernscheune – Folge 5: Eine Flut von Dollars (1966)
Inhalt: Jerry Brewster sitzt fünf Jahre wegen Raubes in einem Armeegefängnis.
Er und sein Partner Ken Seagull hatten einen Geldtransport überfallen und als ihnen die Armee auf den Fersen war entschieden sie durch Kartenziehen, wer sich schnappen lässt und wer entkommt.
Als Jerry nachhause kommt, findet er seine Ranch verlassen vor.
In dem Tagebuch seiner Frau erfährt er, dass Seagull nun Milton heißt und, dass er das Geld nutze um reich zu werden.
Er schlug seiner Frau ein Darlehn ab um die Ranch halten zu können und als sie starb, entführte er seinen Sohn.
Jerry schwört Rache, doch ehe er seine Ranch verlassen kann, fallen schon die ersten Schüsse von Miltons Killern…
„Sieh mich an Seagull und sieh ganz genau hin. Erkennst du mich? Erkennst du den Mann dessen Frau du getötet hast? Der fünf Jahre für dich im Gefängnis gesessen hat?“ - Jerry Brewster / Jim Houston
Dino De Laurentiis hatte einen Vertrag mit United Artist (MGM) an Land gezogen.
Diese hatte vor kurzem mit einem billigen Italowestern, „Für eine Handvoll Dollar“, den sie günstig einkauften und in den Staaten vermarkteten den großen Reibach gemacht und waren nun interessiert an weiterer Ware dieser Art.
De Laurentiis, mit seinem großen Studio in Italien, wollte liefern und so fragte er seinen Freund Carlo Lizzani ob er nicht einen Western für ihn machen könne.
Lizzani willigte ein, da ihn De Laurentiis Arbeit beschaffte, als es mit dem italienischen Neorealismus zu Ende ging und er ihm somit noch einen Gefallen schuldete.
Ans Drehbuch setzte man Piero Regnoli, der gerade das Screenplay zu "Navajo Joe - An seinen Stiefeln klebte Blut" beendet hatte und welcher etwa zeitgleich mit „Eine Flut von Dollars“ gedreht wurde.
Regnoli, der später noch den schrägen „Drei Pistolen gegen Cesare“ schreiben sollte, übrigens ebenfalls mit Thomas Hunter, verfasste einen ziemlich amerikanischen Western, mit einem klassischen Rachemotiv.
Dies verwundert nicht weiter, da das Genre immer noch recht jung war und sich nach wie vor stark an den amerikanischen Western orientierte, der Umschwung begann aber schon im selben Jahr mit „Django“ und einigen anderen Titeln.
De Laurentiis fand seinen Hauptdarsteller nicht sondern wurde von ihm umgerannt, als er gerade Mal wieder in den Staaten war.
Dino hatte zu der Zeit schon ein Bein in Hollywood und produzierte unter anderem bereits „Die letzte Schlacht“ und „Barabbas“ mit.
Der Mann der ihn wirklich umrannte, war Thomas Hunter, welcher außer „Was hast du denn im Krieg gemacht, Pappi?“, wo er eine sehr kleine Nebenrolle spielte, keinerlei schauspielerischen Erfahrungen hatte, allerdings gefiel De Laurentiis sein Aussehen.
Er sah in ihm eine Art zweiten Clint Eastwood und wollte ihn unbedingt als Darsteller.
Ebenfalls aus den Staaten brachte er Dan Duryea mit, der schon mit James Stewart in „Winchester 73“ zu sehen war und gerne als Bösewicht besetzt wurde.
Interessanterweise, darf er in „Eine Flut von Dollars“ den Guten geben und hat sichtlich Spaß an dieser, zudem noch etwas größeren Rolle.
Als dritten Amerikaner holte sich Dino Henry Silva ins Boot.
Dieser hatte gerade „Tausend Gewehre für Golden Hill“ fertig gestellt und war in Western kein Unbekannter, so spielte er unter anderem ein Jahr vorher in „Sieben reiten in die Hölle“.
Obwohl Silva danach in viele italienischen Produktionen zu sehen war, sollte „Eine Flut von Dollars“ sein einziger italienischer Western bleiben.
Für die weibliche Hauptrolle wurde auf Nicoletta Machiavelli

zurückgegriffen, mit der De Laurentiis bereits für „Thrilling“ zusammenarbeitete und welche bei ihm unter Vertrag stand.
Als Bösewicht nahm man Nando Gazzolo, welcher keine Western-Erfahrung hatte, aber noch im selben Jahr in „Django - Nur der Colt war sein Freund“ mitspielen sollte.
Lizzani hat mit „Eine Flut von Dollars“ ein merkwürdiges Mischwesen erschaffen.
Auf der einen Seite ist der Film sehr klassisch amerikanisch, auf der anderen Seite und das dürften die Ideen von Lizzani gewesen sein, ist der Film sehr kreativ und vor allem jeder Zeit schön in Szene gesetzt von Kameramann Antonio Secchi.
Secchi, immerhin verantwortlich für Klassiker wie „Töte, Amigo“, „Ein Loch im Dollar“ und „Django - Unbarmherzig wie die Sonne“, schafft es den Film durch einige wundervolle Einstellungen, darunter ein genialer One Shot in dem man Hunter in ein Haus gehen sieht, von Verfolgern gejagt, er dann aus dem Fenster springt und welches dann explodiert, völlig ohne Schnitte.
Auch sonst wählte Secchi einige interessante Winkel aus, gerade in den Szenen von Henry Silva, der in dem Film großartig durchgeknallt spielen darf.
Secchi schafft es sogar den furchtbaren und extrem trockenen Anfang durch einige sehr schöne Aufnahme der rasenden Kutsche aufzuwerten.
So trocken wie der Anfang daher kommt, schien mir auch das ganze Script gewesen zu sein, weshalb Lizzani Silva wahrscheinlich so herrlich überdreht agieren ließ.
Silvas Rolle muss wirklich auf irgendeiner Droge sein, er gibt definitiv einen, wenn nicht sogar den durchgeknalltesten Mexikaner in einem Italowestern und hat sichtlich Spaß daran und trägt neben der Kameraarbeit von Secchi dazu bei den Film über das Mittelmaß zu heben.
Anders als Silva schien mir Thomas Hunter nicht so genau zu wissen, was er da macht.
Sein spiel ist sowohl minimalistisch als auch überdreht und es fällt mir schwer, einzuschätzen, ob dies so geplant war.
Wenn ich an die Szene in seinem Ranchhaus denke, wo er William Shattner ähnlich den Namen seines Feindes schreit um dann raus zu rennen, sich auf die Knie zu schmeißen und es noch einmal zu machen, wirken schon sehr overactet.
Vielleicht bekam seine Figur in dem Moment aber tatsächlich einen psychischen Knacks, was ihn wiederum zum passenden Gegenspieler des, definitiv verrücken Silva macht.
Schließlich macht sich Brewster ja auf mit dem Wissen, dass er seine Rache wahrscheinlich nicht überleben wird.
Doch trotz dieser netten „Ausfälle“ verfällt der Film spätestens, als Brewster seinen Sohn wieder findet und mit dieser merkwürdigen Handbewegung anfängt zur alles wird gut Familienunterhaltung.
Dies steht wiederum im krassen Gegensatz zu der einige Zeit davor stattfindenden Barschlägerei, in welcher gar die Hand eines Kontrahenten, recht blutig, mit einem Messer auf dem Rouletttisch gepint wird, oder gar die Entfernung eines Tattoos via Messer.
Auch die Zelebrierung, des Zusammenschießens, der schlecht vorbereiteten Gegner, seitens Miltons Gang, wirkt in dem Kontext des Vati hat seine knuffigen etwas nervenden Sohn wieder und alles wird wieder gut Stimmungsumschwungs, befremdlich.
Ich kann mir nur vorstellen, dass dies Zugeständnisse an das US-Publikum waren, wie dieses entsetzliche Happy End, welches leider auch das Ende der Koch DVD ziert, da es sich um den US-Cut handelt und welches in der italienischen Fassung, in dieser Form, so nicht vorhanden war.
Als wüsste der Film nicht was er sein will.
Wenn man ihn so betrachtet, passt er gut in die Zeit, als sich der Italowestern Stück für Stück von den US-Vorlagen löste.
Dies ist zwar ein interessanter Gedanke hilft dem Film aber kein Stück.
Nando Gazzolo, der einfach kein ernstzunehmender Gegner ist, macht die Sache dann auch nicht besser.
Zwischen den unausgeglichenen und zum Teil so spielenden, als ob er nicht wüsste was er tut, Hunter und den absichtlich überdrehten Silva, wirkt Frau Machiavelli als angenehmer und nett anzusehender Ruhepol, den man auch braucht.
Ähnliches gilt für Dan Duryea.
Das schlimme und gleichzeitig faszinierende ist, dass ich beim besten Willen nicht ausmachen kann, ob daran nun das Drehbuch, Lizzanis Unerfahrenheit im Genre, wie erklärt man dann aber „Mögen sie in Frieden ruhen“, die Unfähigkeit Hunters Gefühle im richtigen Maß aufzudrücken oder Zugeständnisse an den US-Markt Schuld sind.
Ich meine der Film ist recht strukturiert und hat einige Härten, bis Brewster seinen Sohn wieder findet und der Film diese merkwürdige, alles wird wieder gut Stimmung annimmt, welche aber von harten Szenen wieder unterminiert wird, die dann wieder nicht recht passen wollen um dann aber wieder ein Ende zu servieren in dem man nie, auch nur eine Sekunde Angst um einen der Hauptakteure hat.
Ähnlich unausgewogen wie der Film, ist der Soundtrack von Ennio Morricone.
Auch hier finden sich Zugeständnisse an den US-Markt, in Form eines in Englisch gesungenen Titelliedes, übrigens von Gino.
Deshalb ist der Soundtrack jetzt nicht schlecht, doch ist er ein wenig wie eine Mischung aus „Für ein paar Dollar mehr“ und „Navajo Joe“, als hätte Ennio die Stücke, die über waren gemischt zu diesem Soundtrack, der aber dennoch ab und an seine Momente hat.
Leider rettet die deutsche Synchronisation dann auch nichts mehr, ich bin sogar der Meinung, dass sie eher verschlimmbessert.
Christian Rode auf Thomas Hunter passt so gar nicht, Randolf Kronberg macht aber wiederum einen phantastischen Job bei Silva.
Also auch hier Zweispalt.
Fazit: Eine wirklich merkwürdige Mischung, die ich zumindest nicht komplett einschätzen kann, als sei der Film innerlich zerrissen.
Henry Silva, die gute Kamera und die bezaubernde Nicoletta Machiavelli

, sowie einige nette Einfälle, hieven den Film so gerade über die Mittelmäßigkeit.