Rezension: Mark Brandis - 23 - Die Triton-Passage

Commander Perkins, Perry Rhodan und andere Weltraumrecken geben sich hier die Ehre.
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MonsterAsyl
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Rezension: Mark Brandis - 23 - Die Triton-Passage

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Mark Brandis - 23 - Triton-Passage

Zum Inhalt:
Seit fast einem Dreivierteljahr teilen sich die beiden Cmdr. Mark Brandis und Elmar Busch das Kommando auf dem neuen Schiff der Union, der Explorator. Ihre Aufgabe ist es, den möglichen Ausbruch eines Sterns in eine Supernova zu beobachten. Da das Raumschiff währenddessen bewegungslos bleiben muss, gerät der Einsatz schnell zur langweiligen Routine. Da meldet sich Vega-Chef John Harris und teilt mit, ein Schiff der Republiken sei im Orbit des Neptun gestrandet. Wieder einmal steht Mark Brandis vor der Frage, was er tun soll, einem Befehl oder seinem Gewissen folgen?


Zur Produktion:
Im Gegensatz zu den letzten drei Mark Brandis-Folgen, welche jeweils zwei CDs umfassten, benötigt Interplanar diesmal nur eine, um die Geschichte der Triton-Passage zu erzählen. Die Adaption von Romanvorlagen für ein anderes Medium gestaltet sich grundsätzlich schwierig, zumal der Autor ständig Kompromisse hinsichtlich des Umfangs oder der Erzählstruktur eingehen muss. Von daher kann man nur bewundern, wie es Drehbuchautor Balthasar v. Weymarn kontinuierlich gelingt, nicht nur den Geist, sondern auch den Kern der literarischen Vorlage einzufangen. Die dreiundzwanzigste Folge bildet da keine Ausnahme, allerdings war ich diesmal nicht ganz so zufrieden mit dem Ergebnis wie üblich.
Der ruhige, fast gemächliche Anfang hat mir sehr gut gefallen, und die Art und Weise, wie von Weymarn danach die Spannung Satz für Satz erhöht, war richtig fesselnd. Neben der pulsierenden Handlung, sind es vor allem die detailgenauen Beschreibungen der lebensunwirklichen Planeten, die ein intensives Hörerlebnis garantieren. In dem Moment jedoch, als die Explorator den Triton verlässt, kommt die Geschichte für mich leider quasi zum Stillstand. Der dramatische Höhepunkt ist klar überschritten, und alles was nun noch folgt, wirkt wie angehängt. Das kann natürlich am Roman liegen, aber wenn Mark Brandis plötzlich zur Gitarre greift und mit einer Sechzehnjährigen Flötenspielerin gleich zwei Musikstücke hintereinander zum Besten gibt, liegt der Verdacht nahe, daß die Laufzeit gestreckt werden sollte. So oder so empfand ich gerade diese Szene einfach übertrieben. Erst wird zusammen musiziert, und dann, damit es auch wirklich jeder Hörer die Botschaft begreift, läßt sich das Mädchen auch noch harmonieselig darüber aus, wie schön es doch sei, etwas gemeisam und über Grenzen hinweg zu machen.
Bei solchen Poesiealbum-Sätzen fühle ich mich als Brandis-Hörer nicht mehr ernst genommen und deshalb wäre hier in meinen Augen weniger mehr gewesen.
Die Produktion an sich siedelt wie gewohnt auf dem obersten Level. Ob es der dezente, futuristische Wecker oder die mit Absicht verzerrten Funksprüche sind, hier klingt alles so, wie es sich der SF-Fan wünscht. Schleusen und Türen weisen das genretypische Zischen auf, und wenn sich ein Schott schließt, hat man akustisch das Gefühl, in einer riesigen Halle zu stehen. Selbst so kleine Details wie das Geräusch, welches bei der Verzögerung im Funkverkehr durch die ungeheuren Entfernungen entsteht, wurden nicht vergessen. Neben den vielfältigen Geräuschen und Toneffekten, ist es natürlich auch die Musik, die für die passende Atmosphäre sorgt. Dabei wechseln sich wabernde Synthesizertöne mit sphärischer Musik à la Jean Michel Jarre ab. Maßlos übertrieben empfand ich dagegen die schon oben erwähnte Duettszene, bei der die Melodien von Brandis(Gitarre) und Tuva Eidsvag(Flöte) zu allem Überfluss auch noch durch ein ganzes Orchester aufgenommen und weitergetragen werden. Das hat für mich einfach einen unnötig seichten Hollywood-Beigeschmack, der nicht so recht zur sonstigen Thematik dieser anspruchsvollen Serie passen will.


Zu den Sprechern:
Einer der Gründe, warum Hauptdarsteller Michael Lott(Cmdr. Mark Brandis) immer überzeugt, ist sicherlich seine intensive Spielweise. Schon der Anfang, als er geweckt wird, ist großartig. Sämtliche Laute die er dabei von sich gibt, klingen vollkommen realistisch, und daß er Morgengymnastik treibt, erfährt der Hörer nur anhand seiner präzisen Darbietung, nicht durch Erklärungen. Lott trägt die Serie wie kein anderer, und ich bin mir fast sicher, daß er auch die Gitarre selbst spielt. Ebenfalls sehr gut ist Mira Christine Mühlenhof(Bordsystem CORA) als computergenerierte Stimme. Ihr Part erscheint auf den ersten Blick einfach, aber man darf nicht vergessen, wie schwierig die Umsetzung der vollkommen emotionslosen Sprache ihres Charakters ist. Darüber hinaus müssen die Pausen zwischen den einzelnen Wörtern ebenfalls exakt eingehalten werden, um den Eindruck totaler Künstlichkeit zu schaffen. Roman Kretschmer überzeugt als ruppiger Commander Elmar Busch, dem die Anwesenheit von Brandis spürbar gegen den Strich geht. Ein Wiederhören mit Claudia Urbschat-Mingues(Dr. Rebecca Levy) freut mich immer, auch wenn ihre Auftritte meist eher klein ausfallen. Doch selbst in wenigen Sätzen gelingt es ihr mühelos, eine große Verbundenheit mit Brandis zu vermitteln. Gerhart Hinze(John Harris) ist gewohnt souverän als der sachliche, stets unverbindliche Vega-Direktor, genauso wie Dorothea Anna Hagena(Ruth O´Hara), die ewig zu kurz kommende Ehefrau von Mark Brandis. Daß Wolf Frass(Prolog) in jeder Folge genannt wird, ist nicht nur ein netter Zug des Labels, sondern stellt gleichzeitig die permanente Würdigung seiner beeindruckenden Leistung dar. Ich bekomme auch nach 23 Folgen noch immer eine Gänsehaut, wenn der Prolog einsetzt. Über Nao Tokuhashi(Cpt. Chen) lässt sich wegen ihres doch sehr begrenzten Auftritts nicht viel sagen, allerdings hörte sich ihr Vortrag für mich teilweise etwas abgelesen an. Gleiches gilt für Anastasia Conze(Lt. Catalina Minulescu) deren Part zwar umfangreicher ist, aber für meinen Geschmack gelegentlich etwas zu emotionslos rüberkam. Urs Remond(Lt. Roland Wagner) bietet dagegen eine breite Gefühls-Palette, deren Ausdruck jederzeit natürlich wirkt, und Bettina Zech(Tuva Eidsvag) ist klasse als extrem introvertiertes, junges Mädchen, hinter dem mehr steckt, als man zunächst ahnt. Stefan Peters(Magnus Sauerlein) macht in seiner Rolle als freundlicher, dienstbeflissener Adjudant eine genauso gute Figur wie Rüdiger Evers(Dr. Egon Mildrich) als der unfreundliche, beinahe gehässig zu nennende Bürohengst. Hongyu Zhu(Wang Yao) ist der Minister mit dem gewissen Unterton in der weichen Stimme. Hartmut Breuer, Anne Elsen, Isabel Grünewald und Henning Schäfer werden zwar genannt, allerdings ohne Zuordnung einer Rolle.


Fazit:
Gelungenes Weltraum-Abenteuer, wenn auch mit leichten Abstrichen.

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Keeper of the Monsters

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