Rezension: Mark Brandis - 30 - Planetaktion Z

Commander Perkins, Perry Rhodan und andere Weltraumrecken geben sich hier die Ehre.
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MonsterAsyl
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Rezension: Mark Brandis - 30 - Planetaktion Z

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Mark Brandis - 30 - Planetaktion Z

Zum Inhalt:
Was als Routine-Rettungseinsatz der "Florence Nightingale" beginnt, entwickelt sich für Vormann Grischa Romen schnell zum Alptraum.
An Bord des Luxuskreuzers "Barrakuda" entdeckt er zunächst nur Tote sowie den betrunkenen Millionenerben Gregor Chesterfield und den lebensgefährlich verletzten Präsidenten Hastings. Von den für die Morde verantwortlichen Attentätern findet er, trotz größter Bemühungen, keine Spur. Er erfährt lediglich, daß sie, genau wie er selbst, allesamt zu den Tzigani gehören. Als die "Nightingale" zur Erde zurückkehrt, stirbt Hastings, Grischa Romen wird verhaftet. Die Volksseele kocht, und die Welt sieht sich plötzlich wieder mit Antisemitismus konfrontiert, obwohl man diesen, durch Genmanipulation an der Bevölkerung, eigentlich überwunden zu haben glaubte.

Zur Produktion:
Meiner Meinung nach hätte dieses Hörspiel zu kaum einem passenderen Zeitpunkt erscheinen können. In Tagen, in denen diffuse Ängste vor allem Fremden immer wieder Bürger auf die Straßen treiben, sollte auch die Kultur versuchen, entsprechend Stellung zu beziehen.
Das Label Interplanar leistet mit der Folge "Planetaktion Z" einen kleinen, wie ich finde sehr gut gemachten Beitrag. Die Prämisse, Rassismus als Gendefekt und damit als eine Art Krankheit anzusehen, wird sicher nicht jeder Hörer akzeptieren können, aber hier sollte man bedenken, daß es sich ja um eine Science-Fiction-Geschichte handelt. Vernünftigerweise konzentriert sich Balthasar v. Weymarn in seinem Skript auf die Ausarbeitung und Vertiefung von Einzelcharakteren. Statt des titelgebenden Mark Brandis, rückt diesmal das Schicksale der unter Generalverdacht gestellten Tzigani, allen voran Grigori "Grischa" Romen, im Vordergrund. Er steht exemplarisch für sämtliche Verfolgten und muss jede Phase des ausufernden Fremdenhasses, bis hin zur Deportation in ein Lager auf dem Mond, durchmachen. Das mag zunächst vielleicht nicht sonderlich spannend klingen, aber da der Hörer mehr oder weniger die ganze Zeit an Romens Seite ist, fühlt er sich ihm eng verbunden und fiebert so bis zur letzten der 78 Minuten Spielzeit mit.
Auch nach nunmehr bereits 30 Folgen, lässt die Perfektion, die Jochim-C. Redeker und Balthasar von Weymarn bei Produktion, Schnitt und Regie an den Tag legen, nicht im Geringsten zu wünschen übrig. Sounddesign und Musik klingen immer bestens abgestimmt, nie wird etwas zu laut oder zu leise eingespielt. Die Melodien sind abwechslungsreich und so komponiert, daß sie das Geschehen adäquat unterstreichen.
So ist beispielsweise der Eröffnungs-Jingle der Nachrichtensendung zwar frei erfunden, aber trotzdem sofort als solcher erkennbar.
Mein musikalisches Highlight war aber das Klavierstück gegen Ende des Hörspiels, welches mich besonders bewegt hat.
Genauso mannigfaltig wie die Musik, fallen auch die Geräusche aus. Neben verschiedenen erwartungsgemäßen SF-Tönen, wie zischenden Schotts, dröhnenden Triebwerken oder unterschiedlichen PC-Sounds, gibt es auch irdische Klänge, z.B. das Klirren von Flaschen, das Summen des Neonlichts oder tosender Applaus. Der von Tommi Schneefuß vorgenommene Wortschnitt ist zwar messerscharf, aber immer punktgenau.

Zu den Sprechern:
Hauptfigur David Nathan(Grigori "Grischa" Romen) beweist hier eindrucksvoll, warum er seit Jahren bei den Hörern so überaus beliebt ist. Unglaublich, mit welcher Intensität er die verschiedenen Stadien seiner Verfolgung stimmlich darstellt! Zu Beginn wirkt er noch hauptsächlich überascht und will den offen zur Schau getragenen Rassismus einfach nicht wahrhaben, sieht sich jedoch immer stärker gezwungen, die traurige Realität zu akzeptieren. Diese Wandlung vermittelt Nathan mit viel Emotion und Verständnis für die Lage, in der sich sein Charakter befindet.
Martin May(Cpt. Esko Tuomi) ist treffend in seiner Rolle als durch die Entwicklung auf der Erde verunsicherter Freund von Mark Brandis.
Den Gänsehaut erzeugenden Prolog spricht der unvergleichliche Wolf Frass, und Erich Räuker(Lt. Per Dahlsen) überzeugt als freundlicher, zuverlässiger Kollege. Richtig begeistert bin ich auch von Antje von der Ahes(Lt. Marie Hamilton) schöner Stimme. Genau wie Nathan, legt sie eine große Portion Gefühl in ihren Text, und ihre Kapitulation vor dem Druck der Öffentlichkeit auf ihren Geliebten, ist sehr eindrucksvoll umgesetzt. Fabian Kluckert(Gregor Chesterfield) macht Spaß als junger, eher unbekümmerter Lebemann, der, angesichts der tragischen Ereignisse geläutert, ein neues, sinnvolleres Leben beginnt. Georg Matthias(Präsident Hastings) hat leider einen zu kleinen, wenn auch prägnanten Auftritt, als daß er länger im Gedächtnis bleiben würde. Ganz im Gegensatz zu Rainer Schmitt(Juan Segovia), der sich hier zunächst mit Gesang einführt. Sein Portrait des abgeklärten, verschlagen wirkenden Inspektors, der sich im Laufe des Verhörs als rachsüchtiger Rassist herausstellt, ist wirklich brilliant. Von seiner Darbietung hätte ich gern noch mehr gehabt!
Michael Lott(Mark Brandis) agiert natürlich wieder absolut souverän, und auch wenn er hier eine eher untergeordnete Rolle spielt, so bleiben seine Auftritte doch immer prägnant. Insbesondere sein Gespräch mit Ko Ai am Schluss der Hörspiels hat mich sehr bewegt.
Rainer Fritzsche(Jacques Rochelle) und Oliver Rohrbeck(Walter Hildebrand) haben kurze, aber überzeugende Auftritte, genau wie Leon Boden(Prof. Richard Westhoff), dessen sachliche Stimme man nur vom Band zu hören bekommt. Den starken Akzent von Walèra Kanischtscheff(Janosch Adonay) fand ich etwas übertrieben, aber ansonsten ist seine Darstellung des zu allem entschlossenen Tzigan gut.
Daniel Montoya(Alain Ibañez) verkörpert dessen Freund und bildet mit seinen besorgten, beinahe schon ängstlichen Kommentaren den perfekten Gegenpol. Tanja Fornaros(Ko Ai) Spiel lässt mich allerdings leicht ratlos zurück. Denn erst serviert sie ihren Mann mit kühler, scheinbar gefühlloser Stimme einfach ab, klingt aber am Schluss, als sie von seinem Schicksal erfährt, plötzlich wieder viel zu betroffen und traurig, gemessen an ihrem vorherigen Verhalten. In weiteren kleinen Nebenrollen sind noch Robert Vogel(Sven Björnsen) als alter Freund von Brandis und Mira Christine Mühlenhof(Bordsystem Cora), die in meinen Augen immer noch die beste Computerstimme hat, zu hören. Ohne Rollenzuordnung bleiben Johannes Avenarius, Anja Jaramillo, Thomas Müller, Melanie Pukaß, Jochim-C. Redeker, Artur Weimann und Hanna Ziemens. Sie stellen ihre Stimmen wohl für diverse Computer, verschiedene Durchsagen, den Aufseher, einen Mitgefangenen und den Koch zur Verfügung.

Fazit:
Eine wichtige, ernste Thematik, die unterhaltsam dargeboten wird und gleichzeitig zum Nachdenken anregt.

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Keeper of the Monsters

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