Rezension: Gruselkabinett - 90 - Die Farbe aus dem All

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MonsterAsyl
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Rezension: Gruselkabinett - 90 - Die Farbe aus dem All

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Gruselkabinett - 90 - Die Farbe aus dem All

Zum Inhalt:
In den 1930er Jahren plant die US-Regierung in der Nähe von Arkham den Bau eines Staudamms. Zuvor jedoch bedarf es neuer Berechnungen, die von den Landvermessern Jeff Burger und Rose Kenny vorgenommen werden sollen. Bei der Erkundung des Geländes stoßen die beiden auf ein großes, von grauem Staub bedecktes Areal, auf dem anscheinend früher eine Farm gestanden hat. Jetzt existiert dort nur noch der Brunnenschacht, in dessen Nähe sie sich merklich unwohl fühlen. Um mehr über die Gegend zu erfahren, besuchen sie den alten Ammi Pierce, und dieser erzählt ihnen, was an dem Ort, den die Einheimischen nur "die verfluchte Heide" nennen, wirklich passiert ist.


Produktion:
Da es sich hier nicht um die erste Titania-Vertonung einer Geschichte von H.P. Lovecraft (20.08.1890-15.03.1937) handelt, verzichte ich diesmal auf die sonst bei mir übliche, kurze Vorstellung des Autors. "The Colour from Outer Space", so der englische Originaltitel, wurde von Lovecraft im März 1927 verfasst und im September des selben Jahres in dem amerikanischen Magazin "Amazing Stories" veröffentlicht. Bis heute zählt sie zu den populärsten Erzählungen des Autors, und so wundert es nicht, daß man bereits mehrfach (1965,1987 & zuletzt 2010), aber leider mit wenig Erfolg, versucht hat, den Stoff zu verfilmen. Lediglich die jüngste Version kann man als halbwegs gelungen bezeichnen. Mindestens genauso schwierig wie eine visuelle Umsetzung, gestaltet sich auch eine Hörspieladaption. Vernünftigerweise versucht Skriptautor Marc Gruppe deshalb auch gar nicht erst, dogmatisch am vorhandenen Text zu kleben, sondern gibt die Geschichte mit eigenen Worten wieder. Obwohl dabei etliche von Lovecrafts ursprünglichen Beschreibungen auf der Strecke bleiben, gelingt es Gruppe dennoch, den Geist bzw. die von Lovecraft generierte Atmosphäre, in seinen Text hinüberzuretten. Vermutlich wird sich der eine oder andere Hörer daran stören, daß der Landvermesser nicht, wie im Original, allein unterwegs ist, sondern mit einer "Kollegin". Diese spielt allerdings keine bedeutende Rolle, da sie lediglich ganz zu Beginn und dann erst wieder am Ende des Hörspiels einen größeren Auftritt hat. Eine wie auch immer geartete Liebesgeschichte gibt es nicht. Der Schluss fällt, zugegebenermaßen, schon etwas anders aus, als in der Lovecraft-Erzählung. Es hat mich vor allem gewundert, daß Gruppe Nahums Gefasel hier nicht einfach übernimmt. Im Vergleich zur literarischen Vorlage, wirkt das Ende im Hörspiel ohnehin ziemlich abrupt, vor allem, da die Schilderung der letzten Nacht auf der Farm doch sehr stark komprimiert wurde. Ich könnte mir vorstellen, daß dies nicht nötig gewesen wäre, wenn man das Hörspiel einfach auf zwei CDs veröffentlicht hätte. Ansonsten gibt es nur wenige Abänderungen. So wurden, wie üblich, etliche Beschreibungen in Dialoge umgewandelt und aus dem stinkenden Zehrwurz stinkende Pilze.
Wie schon oben erwähnt, ist eine akustische Umsetzung gerade dieser Geschichte eine echte Herausforderung. Da gibt es z.B. die Szene mit den Landvermessern auf dem verlassenen Farmgelände. Eine Wüste kann man eigentlich recht einfach darstellen. Pfeifender Wind, etwas Sandgeriesel und sogar das eine oder andere Tier, wie z.B. Geier, ließen sich einbauen. Die Umgebung der Farm ist jedoch weitaus öder als eine Wüste. Sie besteht aus totem Land, auf dem nichts mehr wächst, kein einziges, noch so kleines Lebewesen existiert und auch kein Lüftchen geht. Stephan Bosenius und Marc Gruppe lösen dieses Problem gekonnt, indem sie einfach jedes Hintergrundgeräusch wegfiltern, so dass wirklich nur noch die Stimmen der Sprecher zu hören sind. Von dieser Sequenz abgesehen, ist das Hörspiel natürlich voll von diversen, immer natürlich klingenden Lauten, wie fernem Hundegebell, Pferdewiehern oder Vogelzwitschern. Besonders gut gefallen hat mir das klangliche Inferno mit dem drohenden Bass, während der Meteorit aktiv ist, und die seltsamen, nicht wirklich zuordnenbaren Töne, die immer wieder eingespielt werden und die ohnehin bereits vorhandene Gänsehaut des Hörers noch verstärken. Ebenfalls sehr passend war die "Darstellung" des Brunnens. Je tiefer sich der Landvermesser mit dem Kopf hineinbeugt, desto mehr Hall liegt in seiner Stimme. Wie für die Reihe üblich, kommt der Musik eine wichtige Rolle zu. Beinahe jede Szene ist mit verschiedenen Musikstücken unterlegt, deren Tempo dem Geschehen angepasst ist. Für die diversen Tracks werden so unterschiedliche Instrumente wie Geige, Harfe oder Orgel eingesetzt, während die unheimlichen Laute vermutlich von einem Synthesizer stammen.


Zu den Sprechern:
Johannes Berenz(Jeff Burger) überzeugt als nervöser Landvermesser mit tiefer Stimme, genau wie seine "Kollegin" Melanie Pukaß(Rose Kenny), die zunächst ein wenig schnippisch reagiert, dann aber ihrer Neugier erliegt. Sprecherisches Highlight ist aber eindeutig Jochen Schröder(Ammi Pierce), der seine beklemmende Geschichte mit heiserer Stimme erzählt. Zum ganz großen Könner wird er aber vor allem dann, wenn er spielen darf. Sein Portrait des besorgten Nachbarn, dem die Gardners nach und nach immer unheimlicher werden, ist äußerst nuanciert, und man kann regelrecht "fühlen", wie die Angst in ihm aufsteigt. Beinahe ebenso gut fand ich Peter Reinhardt(Nahum Gardner), das leidgeprüfte Familienoberhaupt mit der rauen Stimme, der den Meteorit und seine Auswirkungen sträflich unterschätzt. Auch Cornelia Meinhardts(Nabby Gardner) Darstellung der besorgten Mutter, die als Erste dem Wahnsinn verfällt, ist derart intensiv, daß man ihr den geistigen Niedergang jederzeit abnimmt. Gleiches gilt für Daniel Schlauch(Thaddeus Gardner), dessen zunächst sehr sympathisches Wesen sich mit zunehmendem Verfall immer mehr verändert und dessen seltsamer Singsang dem Hörer durch Mark und Bein geht. Die beiden anderen Söhne Julian Tennstedt(Zenas Gardner) und Jannik Endemann(Merwin Gardner) haben eher kurze Auftritte. Der eine, weil ihn die Ereignisse bald verstummen lassen, der andere, weil er einen noch recht kleinen Jungen spielt, der hauptsächlich weint und schluchzt.

Fazit:
Interessante Umsetzung der klassischen Horrorgeschichte.

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