Rezension: Gruselkabinett - 92 - Zimmer 13

Neongrüne Riesenspinnen jagen Frankensteins Monster durch Draculas Schloß!
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MonsterAsyl
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Rezension: Gruselkabinett - 92 - Zimmer 13

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Gruselkabinett - 92 - Zimmer 13

Zum Inhalt:
Bei seiner Studienreise nach Dänemark gastiert der junge Victor Anderson im geschichtsträchtigen Hotel "Goldener Löwe". Dort bezieht er das Zimmer 12. Schon in der ersten Nacht passieren haarsträubende Dinge. Der Raum scheint kleiner geworden zu sein, und aus dem Nachbarzimmer, der Nummer 13, kommen unheimliche Laute. Am nächsten Tag stellt Anderson verwundert fest, daß gar kein Zimmer 13 existiert. Als er den Wirt dazu befragt, bestätigt ihm dieser das auch. Doch schon in der nächsten Nacht ist Zimmer 13 wieder da. Wie kann so etwas sein? Und vor allem: Wer veranstaltet dort diesen entsetzlichen Lärm?

Zur Produktion:
Genau wie "Der Eschenbaum"(Gruselkabinett 71) stammt auch die Vorlage zu diesem Hörspiel aus der Geschichtensammlung "Ghost Stories of an Antiquary", die erstmals 1904 veröffentlicht wurde. Autor Montague Rhodes James(01.08.1862 – 12.06.1936) hat hier erneut eine stimmige Gruselgeschichte verfasst, allerdings ohne dabei auf die bis dahin in der Literatur üblichen Stereotype der Schauerromantik zurückzugreifen. Trotz dieser "Modernisierung", wirkt die Story auf heutige Leser eher sperrig. Deshalb sah sich Skriptautor Marc Gruppe wohl auch gezwungen, beinahe die komplette Handlung für seine Hörspieladaption umzuschreiben. Zwar hielt er die Reihenfolge der Geschehnisse ein, doch etliche Details, wie z.B. die sehr ausführliche Einführung oder das Gedicht, wurden zugunsten des Hörflusses fallengelassen. Darüber hinaus wandelte er auch die Erzählperspektive von der dritten in die erste Person um. Trotz, oder besser gesagt wegen dieser Änderungen, ist es Gruppe gelungen, ein schnörkelloses Horrorhörspiel abzuliefern, dessen Spannungskurve bis zum Schluß steil ansteigt. Diejenigen, die sich selbst ein Bild von der ursprünglichen Short-Story machen wollen, können sie im Internet unter http://gaslight.mtroyal.ab.ca/jamesX06.htm nachlesen.
Für eine adäquate akustische Darstellung der drei Handlungsorte (Wäldchen, Reichsarchiv und natürlich das Hotel) sorgt nicht zuletzt die von Stephan Bosenius und Marc Gruppe sorgsam ausgewählte musikalische Untermalung. Während in der Eröffnung noch eine ruhige, getragene Geigen- und Klaviermelodie zum Einsatz kommt, verzichten beide im weiteren Verlauf auf gefällige Weisen und verwenden stattdessen düstere, langezogene Töne aus dem Synthesizer. Besonder gruselig wirken dabei ein stimmlich gedehntes "Hauchen" sowie die undefinierbaren, schaurigen Laute oder das beinahe sirenenhafte Heulen, alles erzeugt von Zimmer 13 und dessen angsteinflößendem Bewohner. Wie bei Titania üblich, wird jede Szene mit zum Geschehen passenden Geräuschen versehen. Anfangs ist Vogelgezwitscher und Wind zu hören, später ertönen dann unter anderem knarrende Dielen, quietschende Türen und sirrendes elektrisches Licht.

Zu den Sprechern:
Hauptdarsteller Christian Stark(Victor Anderson) wirkt sehr sympathisch, und seine zu Beginn noch sehr lockere Art, die er dann im Laufe des Hörspiels immer mehr verliert, intensiviert das sich einschleichende Grauen umso mehr. Tom Deininger(Herr Kristensen) macht zwar generell eine gute Figur als freundlicher, leicht geschwätzig wirkender Gastwirt, aber da ich persönlich ihn so untrennbar mit der Kinderhörspielserie "Monika Häuschen" verbinde, fiel es mir schwer, mich auf ihn einlassen zu können. Wobei das natürlich keinesfalls ihm anzulasten ist! Auch wenn seine Passagen relativ kurz ausfallen, gelingt es Lutz Mackensy(Direktor des Archivs), seinem Charakter nicht nur ein freundliches Auftreten, sondern zusätzlich auch eine geheimnisvolle Nuance zu geben. Antje von der Ahe(Zimmermädchen) ist perfekt in ihrer Rolle der jungen, fröhlichen Angestellten, und Altmeister Andreas Mannkopff(Hausmeister Frederik) agiert ausgesprochen passend als älterer, ängstlicher Hauswart. Sprecherisches Highlight war aber für mich Patrick Bach(Herr Jensen) als zunächst wütender Rechtsanwalt, dem die unheimlichen Ereignisse immer mehr Furcht einflößen. Der überaus talentierte Jannik Endemann(John), der hier auch als Erzähler fungiert, bleibt ansonsten bedauerlicherweise auf die Funktion des Stichwortgebers reduziert. Zu gern hätte ich noch erfahren, auf wessen Konto das gruselige Lachen des Bewohners von Zimmer 13 geht, aber darüber erteilt das Booklet leider keine Auskunft.

Fazit:
Im besten Sinne ein "grauenerregendes" Hörspiel.

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Keeper of the Monsters

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