Rezension: Kreuzfahrt der blutigen Skelette

Neongrüne Riesenspinnen jagen Frankensteins Monster durch Draculas Schloß!
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MonsterAsyl
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Rezension: Kreuzfahrt der blutigen Skelette

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Kreuzfahrt der blutigen Skelette

Zum Inhalt:
Sascha, Thorsten und Praktikantin Katja machen eine Kreuzfahrt. Klingt langweilig? So nach Traumschiff? Keine Sorge, es handelt sich hier natürlich nicht um eine normale Schiffsreise, wie man sie aus dem Fernsehen kennt, sondern um die erste Sci-Fi-Con auf hoher See. Neben den zu erwartenden harmlosen Verrückten (dem Publikum), befinden sich aber auch noch weitaus gefährlichere, mit Laserwaffen bestückte Wirrköpfe an Bord. Wer verführt Sascha? Und was hat Thorsten gesehen? Aber vor allem: Wird es den drei von der Trashothek erneut gelingen, die Welt zu retten? Diese drängenden Fragen und noch ein paar weitere, die gar nicht gestellt worden sind, werden im Verlauf des Hörspiels beantwortet!

Zur Produktion:
Gut zweieinhalb Jahr mussten sich die Fans der Grusel-Hörspiel-Comedy gedulden, bis Trashothek jetzt endlich in die zweite Runde geht.
Wie schon beim ersten Teil("Blutige Zeche in Bottrop") haben Sascha Menge und Thorsten Anders das Hörspielmanuskript zusammen ausgearbeitet. Man merkt gleich, wie sehr die beiden in den Medien (Horror-)'Film' und 'Hörspiel' verwurzelt sind. So wimmelt es geradezu von Querverweisen und Insider-Gags, wie z.B., daß der Funker O'Bannon natürlich Dan mit Vornamen heißt oder die Visitenkarte des Trashothek-Trios nicht von ungefähr an die der "Drei Fragezeichen" erinnert. Schon allein, um keine dieser zahlreichen Anspielungen zu verpassen, lohnt sich ein wiederholtes Hören. Die Story an sich ist zwar recht dünn, wird aber durchaus spannend und temporeich erzählt und entspricht somit ganz den liebevoll zitierten Vorbildern. Trotzdem wäre es mir persönlich lieber gewesen, man hätte das Ganze ein wenig mehr gestrafft. Übrigens haben es sich die beiden Macher auch diesmal nicht nehmen lassen, einen extrem unterhaltsamen und informativen Audiokommentar zum Hörspiel einzusprechen, den man auf der hauseigenen Webseite(http://trashothek.de/downloads_trashoth ... zfahrt.MP3) umsonst herunterladen kann.
Während der erste Teil doch noch recht amateurhaft klang, hat man produktionstechnisch einen klaren Schritt nach vorn getan. Zwar stammen die Geräusche nach wie vor aus dem Trashothek-Labor, aber sie klingen inzwischen beinahe genauso gut, wie jene der kommerziellen Soundbibliotheken. Neben kreischenden Möwen, tutenden Schiffshörnern und -Pfeifen, welche für das richtige Ambiente sorgen, sind es vor allem die eher "unwichtigen" Töne, wie die extrem knarrenden Türen und das Klappern von Geschirr und Besteck, die jeder einzelnen Szene Lebendigkeit verleihen. Sascha Menge und Thorsten Anders gelingt das seltene Kunststück, allein durch den geschickten Szenenaufbau, auch mit wenig Geräuschen sofort Assoziationen zu bekannten phantastischen Filmen, wie "The Fog" oder "Terminator", entstehen zu lassen. Ähnlich verhält es sich mit der gemafreien Musik. Die meisten Melodien werden nur sehr kurz angespielt und sind mit ihrer Mischung aus Funk und Disco eine Hommage an die 1970er und 80er Jahre. Der sparsame Einsatz, wie auch der Stil selbst, wird jeden Hörspielfan deshalb unwillkürlich an die alten Produktionen von Europa erinnern, bei denen sich das Label über die hauseigenen Musik-LPs bedient hat. Um das Nostalgie-Feeling perfekt abzurunden, endet das Hörspiel auch dieses Mal wieder mit den beinahe schon hysterisch wirkenden Abschlusslachern und dem hässlichen Geräusch, welches ein Tonarm macht, der brutal über die LP gezogen wird.

Zu den Sprechern:
Thomas Nückel(Erzähler) ist einmal mehr absolut überzeugend, und seine Art, sich in ausufernden Beschreibungen förmlich zu "suhlen", jedesmal wenigstens einen Schmunzler wert. Den beiden Machern und Hauptdarstellern Sascha Menge(Sascha) und Thorsten Anders(Thorsten) hört man zwar nach wie vor an, daß sie keine professionellen Sprecher sind, aber sie gleichen dieses "Manko" mit ihrer natürlichen Spielweise beinahe komplett aus. Menge übernimmt dabei den Part des pfiffigen, manchmal ein wenig frechen Kumpels, während Anders den leicht mürrischen Freund mimt, der sich auch mal ordentlich in Situationen hineinsteigern kann. Ihnen zur Seite steht die Frau mit der netten Stimme, Katja Eggers(Katja), die Praktikantin der Trashothek. Es hat mir viel Spaß gemacht, sie mal säuselnd, mal schnippisch zu erleben. Highlights sind dabei die Szenen, wo sie von ihren "Chefs" genervt ist und akustisch "mit den Augen rollt". Am besten gefallen hat mir aber Ernst Meincke(Der Kapitän), ein Urgestein der deutschen Synchronisation. Er hat hörbar Freude an seiner Rolle des Schiffsführers, den scheinbar nichts aus der Ruhe bringen kann und der sich köstlich über seine etwas seltsamen Passagiere amüsiert. Jan-Philipp Müller(Frankie Fix) ist klasse als ständig gestresster, schmierig wirkender Manager, dem es nur ums Geld geht. Charles Rettinghaus(Levar Star), ebenfalls eine namhafte Sprecher-Größe, hat hier leider nicht viel zu tun, überzeugt aber als freundlicher "Star" zum Anfassen. Special-Guest Hendrik Martz(Taxifahrer) bringt den staubtrockenen Humor seiner Figur gekonnt mit Hamburger Slang rüber, während Joachim Hoffmann(Doc Flock) den abgebrühten Schiffsarzt mit holländisch anmutendem Akzent spricht. Die Gruppe der "LaserChixSix" besteht aus Irina Toteva(Olga), die mit ihrer herrischen Stimme an eine russische Domina erinnert, der eiskalt wirkenden Merle Föhr(Missi) und der affektierten Bandleaderin Janina Blomberg(Tatjana), die den unschuldigen Sascha nach allen Regeln er Kunst verführt. Genau wie im ersten Teil, hat Sven Görgens(Stewart Stewart) nur einen kleinen, aber feinen Auftritt als überkandidelter Schiffsoffizier, der leicht näselt. Patrick Steiner(Stuntman Tom) sorgt für jede Menge Erheiterung als ständig abgefülltes Schauspielerdouble, welches mit brummiger Stimme ständig das Ende heraufbeschwört, und Markus Wessels(Funkoffizier O'Bannon) ist der junge Funker, der sich noch über die Gäste lustig macht, bevor ihn sein Schicksal ereilt. Thomas Lang(Jens) und Michael Beyer(Eric) spielen die nerdigen Hardcorefans der Laserchix, und Gritt Landsgesell(Hotline Stimme) klingt genau so, wie man das von einer Bandansage erwartet. In weiteren Nebenrollen treten Kay Pinno(Barman/Cyborg 1) als freundlicher, jovialer Getränkeausgeber sowie Marcel Kauling(Cyborg 3) und Tanja Missfelder(Stevie/Cyborg 2) als Kampfroboter auf. Ohne Rollenzuordnung bleiben O'Bannons Freundin und die Durchsage, dafür werden als weitere Sprecher jede Menge Trashfilm-Fans genannt, die man in den Publikumsszenen zu hören bekommt.

Fazit:
Wild-verrückter Hörspieltrash erster Kajüte in Bloody Stereo.

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Keeper of the Monsters

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