Rezension: Gruselkabinett - 109 - Heimweh

Neongrüne Riesenspinnen jagen Frankensteins Monster durch Draculas Schloß!
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MonsterAsyl
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Rezension: Gruselkabinett - 109 - Heimweh

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Gruselkabinett - 109 - Heimweh

Zum Inhalt:
Alwyne und Colin Hargreaves werden zur Teilnahme an einem Kongress für Geisterjäger in Kalifornien eingeladen. Da sie danach noch etwas Zeit haben, beschließen sie, auf Empfehlung von Tante Marylin, zusammen mit ihrer inzwischen 5jährigen Tochter Pamela einen Kurzurlaub im "Hotel del Coronado" zu machen. Zunächst scheint alles in Ordnung zu sein, doch schon in der ersten Nacht hören sie furchteinflößendes Jammern und Schluchzen. Das bildet allerdings nur den Auftakt für weitere unheimliche Geschehnisse.

Zur Produktion:
Mit dieser Folge präsentiert Titania-Medien bereits zum dritten Mal ein Abenteuer des Ermittlerpaares Alwyne und Colin Hargreaves. Während die Folge "Heimgesucht" (GK 83) noch auf einer Vorlage von Allen Upward basierte, stammte bereits die Fortsetzung "Heimgekehrt" (GK 89) aus der Feder von Marc Gruppe, der, hier wie dort, unter dem Pseudonym Per McGraup als Autor genannt wird.
Die letzte Folge mit den Hargreaves endete mit der Geburt der gemeinsamen Tochter Pamela. Inzwischen sind fast 6 Jahre vergangen (diese Geschichte spielt 1933), und es stellt sich heraus, daß Pamela die Gabe ihrer Mutter geerbt hat, Geister zu sehen. Marc Gruppe hat die Rolle des kleinen Mädchens durchaus modern angelegt, denn es lässt sich auch durch die rätselhaften Erscheinungen nicht aus der Fassung bringen und agiert eher neugierig als ängstlich. Den Großteil der Handlung nimmt die detektivische Recherche der beiden Geisterjäger ein, aus der sich nach und nach ein komplettes Bild der zurückliegenden Ereignisse ergibt. Das Geschehen bleibt bis zum Ablauf der knapp 64minütigen Laufzeit spannend, und wie so oft bei Geistergeschichten, stellt sich heraus, daß tragische Gründe für die Spukerscheinung verantwortlich sind. Gruppe relativiert den dramatischen Aspekt jedoch, indem er gelegentlich humorige Elemente einfließen lässt.
So gibt es ein Wiederhören mit der redseligen Tante Marylin, und auch der mit ihrer Figur verbundene Telephongag (weder Alwyne noch Colin will den Hörer abnehmen, aus Furcht, sie am Apparat zu haben und ruft nach dem jeweils anderen) wird sogar zweimal, zum Beginn und Ende des Hörspiels, in abgewandelter Form wiederholt. Die Szenen sind zwar durchaus amüsant und bilden auch sozusagen die "Rahmenhandlung", aber gleichzeitig hätten sie weit kürzer ausfallen können, zumindest meiner Meinung nach. Anfangs zögern sie das eigentliche Geschehen zu sehr hinaus, während der durchaus gruselige Schluss damit irgendwie "aufgeweicht" bzw. zu stark abgemildert wird.
Wie gewohnt sind Stephan Bosenius und Marc Gruppe für Produktion und Regie verantwortlich. Ich muss zugeben, daß es mich ein wenig irritiert hat, wie die Sprecher den Namen "Alwyne" aussprechen. Hier klingt es eher wie "Älweni", obwohl er, gemäß der Lautschrift, eher "Älweini" ausgesprochen wird. Da diese Intonation von allen Beteiligten konstant beibehalten wird, lässt die Irritation aber wenigstens schnell nach. Musikalisch wird das Hörspiel mit einer sehr schönen, leichten Weise eröffnet, die auch für zukünftige Abenteuer der Hargreaves als Titelmelodie dienen könnte. Ansonsten dominieren eher düstere, langezogene Synthesizer-Sounds oder tragende Klänge. Gegen Ende wird dezent ein Choral eingespielt, welcher der Szene noch zusätzliche Tragik verleiht.
Neben dem Synthesizer kommen hauptsächlich klassische Instrumente, wie Geige, Klavier, diverse Blasinstrumente und eine Orgel zum Einsatz. Die Geräuschkulisse fällt nicht ganz so üppig aus wie sonst, was aber nicht heißen soll, es gäbe keine Sounds. Ganz im Gegenteil! Das Kaminfeuer knistert vor sich hin, Türen quietschen, eine Uhr tickt und der pfeifende Wind fehlt natürlich auch nicht. Allerdings bekommt man von den vielen unterschiedlichen Tönen meist lediglich einen pro Szene zu hören. Das sorgt zwar einerseits für ein etwas nüchternes Klangbild, aber andererseits lenkt so nur wenig den Hörer vom eigentlichen Inhalt ab. Zum Ausgleich hat das Team vermehrt mit Effekten gearbeitet. Beispielsweise wurden die Stimmen im Badezimmer mit einem leichten Hall unterlegt und auch die Rückblenden mit diesem Effekt versehen. Am gelungsten finde ich aber das Gespenst. Zu Beginn hört man nur ein leises Wimmern und Schluchzen, und man muss sich anstrengen, das überhaupt mitzubekommen. Umso mehr habe ich mich dann erschreckt, als die Produzenten, für mich vollkommen überraschend, den Lautstärkeregler hochgezogen haben und ich den Eindruck bekam, der Spuk stünde neben mir.

Zu den Sprechern:
Stephanie Kellner(Alwyne Hargreaves) spielt ja bereits zum dritten Mal diese Rolle, und für den Hörer ist es so, als sei sie nie weg gewesen. Mit ihrer weichen, angenehmen Stimme nimmt sie sofort jeden für sich ein, und wenn sie aus lauter Empathie zu weinen anfängt, werden zumindest die männlichen Hörer sofort das Bedürfnis haben, sie zu trösten. Auch Benedikt Weber(Colin Hargreaves) scheint sich nach wie vor in seinem Part wohlzufühlen. Ganz wie im richtigen Leben, klingt er mal gut gelaunt, mal beißend sarkastisch. Am Besten hat mir die Art und Weise gefallen, wie er seine Abneigung gegenüber Katzen zum Ausdruck bringt. Neu dabei ist diesmal Clara Fischer(Pamela Hargreaves) als Tochter der beiden. Sie war mir bereits im Gruselkabinett Folge 107 positiv aufgefallen und seit diesen Aufnahmen ist sie noch besser geworden. Da C. Fischer noch ziemlich jung ist, hat Gruppe ihr nicht zu viel Text am Stück gegeben, und sie spricht auch eher kurze Sätze, aber die sind alle punktgenau betont und klingen vollkommen natürlich. Ein echtes Talent, das man bei Titania-Medien hoffentlich in Zukunft noch oft einsetzen wird. Wie schon in der Inhaltsangabe geschrieben, gibt es auch ein Wiedersehen mit Ursula Sieg(Tante Marylin) als freundliche, immer neugierige Quasselstrippe. Sprecherisches Highlight ist diesmal für mich Janina Sachau(Kate Morgan). Ihr Spiel ist dermaßen intensiv, daß sie das Hörspiel ganz klar dominiert. Es gelingt ihr, die innere Zerssenheit ihrer Figur in jeden Satz einfließen zu lassen und ihre ständige Frage nach dem Bruder klingt dadurch nicht nach Wiederholung, sondern noch drängender. Ebenfalls ausgezeichnet ist Jürgen Thormann(Mr. Gomer) als älterer Rezeptionist, der viel Bedauern und Kummer in seine etwas kratzige Stimme legt. Gleiches gilt für Peter Lontzek(Harry West) als ehemaligen Pagen und Etagenkellner des Hotels. Auch er drückt sich sehr gefühlvoll aus, und wenn er seufzt, hört sich das an, als käme es von Herzen. Daniela Bette(Mrs. Chick) ist passend als etwas kratzbürstige Frau mittleren Alters, die Alwyne gegenüber zunächst ein wenig zurückhaltend ist, aber dann keine Gelegnheit auslässt, dazwischen zu reden oder ihren Ehemann zu verspotten. Gleichermaßen gelungen fand ich den Auftritt von Herbert Schäfer(Mr. Chick) als älteren Mann, der eine Schwäche für das schöne Geschlecht hat und immer noch unter den Ereignissen der Vergangenheit leidet. Beate Gerlach(Mrs. Stetson) hat mir in der Rolle der Witwe des Leichenbestatters gut gefallen. Sie liefert ein erstklassiges Portrait einer verlebten, alten Frau, die sich eher grobschlächtig benimmt und, neben dem Alkohol, nur noch ihre Katzen als Freunde hat.

Fazit:
Das liebenswerte Geisterjäger-Ehepaar löst hier erneut auf unterhaltsame Weise einen gruseligen Fall.

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