Rezension: Gruselkabinett - 182 - Sarahs Grabmal

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MonsterAsyl
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Rezension: Gruselkabinett - 182 - Sarahs Grabmal

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Gruselkabinett - 182 - Sarahs Grabmal

Zum Inhalt:
Im Jahre 1841 bekommt der Restaurator Harry Latimer den Auftrag, eine Kirche in Hagarstone in Stand zu setzen. Für ihn ist das nichts Ungewöhnliches, doch diesmal befindet sich im Innern der Kirche ein Grabmal, welches versetzt werden muss. Obwohl dessen Inschrift ausdrücklich davor warnt, die Totenruhe zu stören, machen sich die Männer an die Arbeit...

Zur Produktion:
Mit der vorliegenden Folge aus der Reihe "Gruselkabinett" hat Titania Medien erstmals eine Geschichte des englischen Marineoffiziers Frederick George Loring (11.03.1869 - 07.09.1951) vertont. In seiner Position als Leutnant war Loring an Bord der HMS Victoria, als diese am 22.06.1893 vor der Küste von Tripoli von der HMS Camperdown gerammt und versenkt wurde. Da er dabei zwei Männern das Leben rettete, erhielt er von der Royal Humane Society eine Auszeichnung.
Drei Jahre später gehörte er zu den ersten Spezialisten für drahtlose Telegraphie, bevor er dann 1909 im Range eines Commanders seinen Abschied nahm. Anschließend war er bis 1930 für die Post tätig. Bereits 1926 begann er, parallel auch an der Entwicklung des Radios mitzuarbeiten, und ab 1930 übernahm er den Posten eines der Leiter der "International Marine Radio Company", bevor er 1950 endgültig in Rente ging. Seine schriftstellerische Karriere startete er als Journalist, der sich auf Technik spezialisierte. Gleichzeitig schrieb er auch Gedichte und Kurzgeschichten, von denen "The Tomb of Sarah", so der englischsprachige Originaltitel, wohl die bekannteste sein dürfte. Erstmals veröffentlicht wurde sie im Dezember 1910 im "Pall Mall" Magazin und gehört, zusammen mit Hume Nisbets "Das Vampir Dienstmädchen" und E.F. Bensons "Mrs. Amworth" (Gruselkabinett 102), zu den frühesten Geschichten über weibliche Vampire. Übrigens diente "Sarahs Grabmal" auch als Vorlage für das Drehbuch des 1972 entstandenen Films "Crypt of the Living Dead". Wie sooft erschien die Geschichte in Deutschland erst sehr viel später, nämlich 1973 in dem Sammelband "14 Horror Stories" aus dem Heyne Verlag.
Da die Geschichte, ähnlich wie bei Dracula, in Form von Tagebucheinträgen geschrieben wurde, hat Skriptautor Marc Gruppe diese teilweise in Dialoge bzw. Erzählungen der Protagonisten umgeschrieben, um eine zusammenhängende Hörspielhandlung zu schaffen. Bis auf wenige sehr kurze Dialoge, ist Gruppe wie gewohnt eng an der literarischen Vorlage geblieben und hat nur geringfügige Änderungen vorgenommen. Beispielsweise wurde die provisorische Grababdeckung hier schon fertiggestellt, während man sie bei Loring erst nach der Graböffnung baut. Etwas bedauerlich finde ich, daß die Kommentare der Bauarbeiter zum Wolfsgeheul im Hörspiel fehlen, zumal die beiden kreativen Köpfe von Titania Medien (Stephan Bosenius und Marc Gruppe) die beiden Männer selbst sprechen. Daß dieses Wolfsgeheul erst um 22:30 Uhr und nicht, wie im Original, schon um 22:15 Uhr ertönt, ist für den weiteren Verlauf nicht wichtig und wird von mir nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Die einzige gravierende Veränderung betrifft die Mittel, welche Harry Latimer bereithält, um die Bedrohung zu bekämpfen. Hier hat Gruppe wirklich alles zusammengetragen, was man dem Volksmund nach so braucht, um einen Blutsauger zu vernichten. Denn neben dem angespitzen Pfahl kommen noch Rosenblätter, sowie Knoblauch für die Füllung des Mundes, zum Einsatz. Ebenfalls neu ist der Schlußsatz des Erzählers, welcher der Geschichte einen befriedigenderen Abschluß als bei Loring gibt. Die Spannung steigert sich konstant bis zum Schluß, so daß dem Hörer die ohnehin relativ kurze Laufzeit von ca. 52 Minuten noch kürzer vorkommt.
Die Inszenierung durch Stephan Bosenius und Marc Gruppe fällt wie gewohnt absolut souverän aus. Schon der unheilverkündende Donner, gepaart mit düsteren Synthesizerklängen, sorgt für die gewünschte Grundstimmung.
Davon abgesehen werden im Laufe der Handlung immer wieder elektronische Klänge eingespielt, die dem Hörer unterbewusst das Gefühl geben, daß sich da etwa anschleicht oder auf die Protagonisten lauert. Auch wenn der Synthesizer das vorherschende Instrument ist, kommen Klavier, Geige und Harfe ebenfalls zum Einsatz. Die Melodien sind, passend zum Sujet, überwiegend düster und drohend gehalten und kulminieren in einer orchestralen Weise, als es schließlich zur Konfrontation mit der Blutsaugerin kommt. Besonders gut gefallen hat mir zum einen der Choral, welcher die Atmosphäre im Gotteshaus adäquat unterstreicht, zum anderen das harmonische Stück, mit dem das Hörspiel einen entspannenden Abschluß findet.
Ebenso beeindruckend wie die musikalische Untermalung, sind auch die verwendeten Geräusche. Das Pfarrhaus ist mit einer quietschender Tür, tickenden Uhr und einem leise knisternden Kaminfeuer in Szene gesetzt. Während der Mahlzeiten bekommt man klapperndes Besteck bzw. Geschirr zu hören. Ein besonderes akustisches Highlight bilden aber natürlich die Töne, welche das Gruselgefühl noch verstärken. Allen voran das unheimliche Hunde- bzw. Wolfsheulen und Knurren, sowie das schwere Atmen und Keuchen der unheimlichen Kreatur. Innerhalb der Kirche pfeift der Wind, in dem auch die Laterne dezent hin und her schwingt, und zum Ende, als die Gefahr vorbei ist, singen wieder die Vögel. Am besten gefallen haben mir persönlich aber die unterschiedlichen Scharrgeräusche im Zusammenhang mit dem Grabmal, an denen man klar erkennet, daß bei der Öffnung zunächst Stein auf Stein mahlt und später die hölzerne Abdeckung beiseite geschoben wird.
Da hier keine Effekthascherei betrieben wird, beschränken Bosenius und Gruppe sich auf leichten Hall beim Übergang in die erzählerische Vergangenheit. Selbiger kommt natürlich auch in der Kirche zum Einsatz, um die Größe des Gebäudes klanglich darzustellen. Um die Enge innerhalb des Pfarrhauses auditiv zu unterstreichen, wird der Schall hingegen reduziert.

Zu den Sprechern:
Die raue Stimme von Horst Naumann(Erzähler) passt perfekt zu seiner Figur des älteren Mannes, der die Geschichte eröffnet und beendet. Seine Betonung sitzt punktgenau, und es ist fast schon ein wenig bedauerlich, daß man ihn nur so kurz hört. Helmut Zierl(Harry Latimer) wirkt überaus passend in der Hauptrolle des neugierigen Bauleiters, den beim Anblick des Grabmals sofort ein ungutes Gefühl beschleicht, und der fest entschlossen ist, die bösartige Kreatur zu vernichten. Ähnlich geht es dem Vorarbeiter Jonas Minthe(Somers), dessen ursprünglich vorhandenes Selbstbewustsein auf Grund der Ereignisse schnell einer stets wachsenden Beunruhigung weicht. Sprecherisches Highlight ist für mich aber Peter Weis(Reverend Grant) als Pfarrer, den das Geschehen in seinen Glaubensgrundsätzen so schwer erschüttert, daß er droht, ein weiteres Opfer der Blutsaugerin zu werden. Um ehrlich zu sein, erscheint mir die Klangfarbe von Ursula Wüsthof(Gräfin Sarah) als titelgebende Figur, ein wenig zu alt für den Part der jungen Schönen. Das heißt aber nicht, daß sie ihre Sache schlecht macht, ganz im Gegenteil. Ihr langezogenes Stöhnen und die hochmütige, manchmal auch zornige Art, mit der sie ihren potentiellen Opfern begegnet, sind durchaus einer Vampirin würdig. In weiteren Nebenrolle treten noch Marlene Bosenius(Kind) als liebes, kleines Mädchen, das von der Begegnung mit Sarah erzählt, sowie die beiden Köpfe von Titania Medien Stephan Bosenius(Bauarbeiter) und Marc Gruppe(Bauarbeiter) als keuchende, schwer arbeitende Handwerker auf, die bei der Graböffnung husten und würgen müssen.

Fazit:
Kurz und knackig inszeniertes Gruselstück.

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