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Rezension: Gruselkabinett - 195 - Heimtückisch

Verfasst: Do 13.11.2025, 14:58
von MonsterAsyl
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Gruselkabinett - 195 - Heimtückisch

Zum Inhalt:
Alwyne Sargent, die spätere Mrs. Hargreaves, und Collin Hargreaves berichten von ihren beiden ersten übersinnlichen Fällen im Anwesen "Greenhouse" in Wallington und in "Hailsbury Manor".

Zur Produktion:
Nach Gruselkabinett 83, 89, 109, 147, 161, 169 und 189 ist dies bereits das 8. Abenteuer, welches die erstaunlichen Erlebnisse des sympathischen Gespenster-Ermittlerduos Alwyne und Collin Hargreaves schildert. In dieser Folge kehrt Titania Medien zu deren Anfängen vor ihrer Heirat zurück.
Im allerersten Fall lässt Skriptautor Marc Gruppe seine Protagonisten, welche ursprünglich von Allen Upward (20.09.1863 - 12.11.1926) erfunden wurden, auf ein übersinnliches Phänomen treffen, das ab da zu ihrer üblichen Arbeit gehören wird. Nachdem beide aber noch kein Ehepaar sind, wird die bereits aus anderen Folgen bekannte Tante Marylin nur nebenbei erwähnt, und von Töchterchen Pamela kann natürlich auch nicht die Rede sein.
Das Abenteuer ist durchaus spannend aufgebaut und der Hörer rätselt umgehend mit, was sich hinter den seltsamen Ereignissen verbergen mag. Fans werden zwar ziemlich schnell auf die richtige Spur kommen, aber bekanntlich ist der Weg ja das Ziel, und so haben auch Kenner solcher Fälle Spaß daran. Apropos Spaß, Gruppe gelingt es immer wieder, kleine humoristische Einlagen in Form von amüsanten Dialogen einfließen zu lassen, welche das gruselige Geschehen mildern.
Mit der Auflösung war ich dann allerdings nicht so zufrieden, denn diese erfolgt doch sehr abrupt, das Motiv wird nicht näher erläutertert, und auch die Umstände bleiben vage. Entsprechend fehlte mir hier eine wirklich zufriedenstellende Erklärung. Der erste Teil des Hörspiels im "Greenhouse" nimmt etwas mehr als die Hälfte der Laufzeit von ca. 76 Minuten ein, bevor die Handlung dann nahtlos in die nächste Geschichte auf "Hailsbury Manor" übergeht. Dort spukt ein klassischer "Klopfgeist", der verzweifelt versucht, den Lebenden eine für ihn wichtige Botschaft zu vermitteln. Auch diese Episode wird durchaus aufregend geschildert und mündet in ein für mich komplett nachvollziehbares Happy End.
Zurecht werben Stephan Bosenius und Marc Gruppe, die beiden Köpfe hinter Titania Medien, damit, atmosphärische Hörspiele zu produzieren. Was hier geboten wird, schafft so kaum ein anderes Label. Schon bei der Musikauswahl achtet man darauf, daß hauptsächlich solche Instrumente eingesetzt werden, die zum zeitlichen Rahmen der Geschichten passen. In diesem Fall sind es Geige, Oboe, Harfe und Klavier. Aber auch der Synthesizer wird verwendet, hauptsächlich, um sphärische oder bedrohliche Töne zu erzeugen. Die mit den klassischen Instrumenten eingespielten Melodien sind harmonisch und ruhig und schmeicheln sich damit in das Ohr des Hörers. Abgelöst werden sie von düsteren oder unheimlichen wabernden Synthesizerklängen. Dadurch daß diese die Handlung beinahe stetig begleiten, sorgen sie beim Hörer für ein wachsendes Gefühl der Anspannung und Bedrohung. Highlight sind für mich aber die wunderbaren Choräle. Im ersten Fall ist es ein von Männern gesungener Choral, der mich unwillkürlich an einen Mönchschor erinnert hat, während im zweiten liebliche junge Frauenstimmen erklingen.
Wirklich dicht wird der akustische Klangteppich jedoch erst durch die vielen unterschiedlichen Geräusche, mit denen die Szenen ausgestattet sind.
In der ersten Geschichte kratzt im Büro die Feder über das Papier, und Stühle werden gerückt. Auf der Fahrt zum "Greenhouse" schnurrt der Motor, bei der Ankunft werden die Autotüren geschlossen, und eine Kirchenglocke ist zu hören. Die Schlüssel klappern aneinander, die Dielen knarren beim Betreten, und natürlich darf das leise knisternde Kaminfeuer nicht fehlen. Zu einem Gruselhörspiel gehören natürlich auch knarrende Türen und Stühle. Besonders gut gefallen haben mir das wie nebenbei eingespielte Geräusch des Eingießens eines Drinks, das leise raschelnde Bettzeug und die Stilettklinge, die über den Stein schleift. Alles eher nichtige Töne, welche aber dafür sorgen, das Geschehen erst so richtig lebendig wirken zu lassen. Gleiches gilt für die akustische Umsetzung der Renovierungsarbeiten, bei denen sogar der rieselnde Putz zu Gehör kommt. Die zweite Geschichte ist ebenso opulent mit Geräuschen versehen worden.
Der Wind heult durch das Haus, es ertönt ein unheimliches Rumpeln, und ein Bilderrahmen zerbricht lautstark. Wunderbar in Szene gesetzt hat man auch das Essen im Hotel, bei dem mit Besteck geklappert wird und sich die anderen Gäste im Hintergrund leise unterhalten. Auch hier gibt es die kleinen Töne, wie z. B. das Abreißen eines Zettels von einem Block, welche das Hörerlebnis abrunden. Das mit Hall unterlegte Rufen Collins im Treppenhaus, sowie das ebenfalls hallende Gespräch im Eingangsbereich, vermitteln einen akustischen Eindruck von der Größe des Gebäudes. Der für mich überzeugendste Effekt sind aber die sich verändernden Klopfgeräusche in der zweiten Geschichte.

Zu den Sprechern:
Einer der Gründe für den Erfolg der "Heim..."-Hörspiele dürfte in der hervorragenden Besetzung der beiden Hauptfiguren liegen, die hier auch abwechselnd als Erzähler fungieren. Die schöne Stimme von Stephanie Kellner(Alwyne Sargent) lässt sofort das Bild einer lebensfrohen jungen Frau vor dem geistigen Auge des Hörers erscheinen, und es macht einfach Spaß, ihren kleinen Spitzfindigkeiten zu lauschen. Kellner spielt ihren Part mit viel Enthusiasmus und zeigt eine ganze Palette an unterschiedlichsten Emotionen. Sie ist interessiert, freundlich, mal überrascht, dann wieder erfreut, und wenn sie in Trance fällt, spielt sie diese so überzeugend, daß sie den Hörer vollkommen in ihren Bann zieht. Genauso einnehmend wie Kellner ist auch Benedikt Weber(Collin Hargreaves) als junger, sympathischer Makler, der sich nur zu gern mit seiner Freundin und späteren Frau kabbelt. Auch er beeindruckt besonders, sobald er dem Übernatürlichen begegnet. Wenn er friert, schlottert er geradezu, und wenn er erschrickt, tut dies auch der Hörer.
Wie bei Titania Medien üblich, sind auch alle übrigen Rollen, bis hin zur kleinsten, absolut passend besetzt. Hans Bayer(Mr. Mortimer) brilliert als Collins Seniorpartner, dem das Kunststück gelingt, sogar Sprachlosigkeit noch fühlbar auszudrücken zu können. Egal ob er ungläubig, grummelig, spöttisch oder gut gelaunt wirkt, er bringt jede Nuance vollkommen natürlich. Richtig gut gefallen hat mir auch Bodo Primus(Mr. Gilstrap) als älterer Herr und Besitzer des "Greenhouse", der verlegen herumdruckst, wenn es um die übernatürlichen Ereignisse unter seinem Dach geht, die er stets herunterzuspielen versucht. Einen beeindruckenden Auftritt hat Lutz Reichert(Hausverwalter) als unfreundlicher "Concierge", der nur widerwillig die Schlüssel herausgibt. Mit Herma Koehn(Mrs. Sargent) lernt der Hörer auch erstmals Alwynes Mutter kennen. Koehns Stimme passt hervorragend zu ihrer Rolle als ältere, vornehme Frau, die stets an das Wohlergehen ihrer Tochter denkt. Es ist schon sehr ergreifend, wenn sie angstvoll wimmert und schluchzt, und man kann es ihr nicht verdenken, daß sie auf Grund der Ereignisse sofort mit Alwyne das Haus verlassen möchte. Bert Stevens(Bauunternehmer) ist souverän als interessierter Baumeister, der zwar einerseits helfen, aber andererseits nicht recht mit der Sprache rausrücken will. Der Auftritt von Leon Reichert(Lehrling) als sein Azubi fällt zwar kurz aus, hinterlässt aber auf Grund seiner Dynamik einen positiven Eindruck. Reichert spielt den jungen Mann, der seinem Meister immer zustimmt bzw. ihn bestätigt, mit viel Gusto. Ebenso glaubhaft ist Petra Nadolnys(Mrs. Musgrave) Portrait der ehemaligen Haushälterin und derzeitigen Verwalterin von "Hailsbury Manor". Ihre streng wirkende Stimme unterstreicht ihr ein wenig seltsames, geheimnisvolles Verhalten. So ist sie zunächst leicht eingeschnappt, als sie merkt, daß Alwyne und Collin ihr nicht glauben, fängt sich jedoch gleich wieder. Obwohl sie ihrem Herrn sehr zugetan war, zerren die unheimlichen Vorkommnisse auch an ihren Nerven.
In weiteren Nebenrollen sind noch Glenn Goltz als etwas herablassender aber hilfsbereiter Auktionator und Valentin Stroh als gewiefter und verblüffter Stadtrat mit von der Partie.

Fazit:
Ein willkommenes Wiederhören mit dem unvergleichlichen Gespensterjägerpaar Alwyne und Collin Hargreaves.

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