Rezension: Sherlock Holmes - 27 - Das Musgrave-Ritual

Sherlock Holmes, Jerry Cotton - Kommissare und Detektive ermitteln Psychopaten im Ohr.
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MonsterAsyl
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Rezension: Sherlock Holmes - 27 - Das Musgrave-Ritual

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Sherlock Holmes - 27 - Das Musgrave-Ritual

Zum Inhalt:
Sherlock Holmes ist zwar ein Meisterdetektiv, aber mit der Ordnung tut er sich sehr schwer. Darunter leidet nicht nur die Haushälterin Mrs. Hudson, sondern vor allem sein guter Freund, Chronist und Mitbewohner Dr. Watson. Als es ihm endlich gelungen ist Holmes zum aufräumen zu bewegen, stösst dieser als erstes auf eine alte Holzkiste. In dieser befinden sich Erinnerungsstücke an seinen dritten Fall, dem Musgrave Ritual. Da sich die beiden Freunde zu diesem Zeitpunkt noch nicht kannten, wünschte sich Dr. Watson schon lange Zugang zu diesen Unterlagen, was Holmes durchaus bewusst ist. Also ködert Holmes ihn damit die Geschichte zu erzählen - selbstverständlich ohne dabei aufzuräumen.

Zur Produktion:
The Adventure of the Musgrave Ritual, so der englische Originaltitel der Geschichte, welche erstmals im Mai 1893 im "The Strand Magazine" erschien. Obwohl Dr. Watson hier so gut wie keine Rolle spielt und auch der Autor Sir Arthur Ignatius Conan Doyle (22.05.1859-07.07.1930) diese Geschichte in seiner "Beliebtheitsskala" ziemlich weit unten ansetzt, gehört diese Kurgeschichte zu Recht zu den bekanntesten und populärsten Abenteuern des Meisterdetektivs. Das liegt unter anderem daran, daß hier die Deduktion im Vordergrund steht. Schritt für Schritt begleitet der Leser den Detektiv bei seinen Nachforschungen und es macht einfach Spaß, sozusagen Seite an Seite mit Holmes das Rätsel um das Musgrave Ritaul zu lösen. Übrigens war der Text des Dokuments bei der Erstveröffentlichung im Strand Magazine noch zwei Zeilen kürzer, denn es fehlte die Angabe bezüglich des Monats, wann man den Schatten der Eiche messen muss ("Welcher Monat war es? - Der Sechste nach dem Ersten"). Dieser Zweizeiler wurde dann anlässlich der Publikation des Sammelbandes "Die Memoiren des Sherlock Holmes" 1894 nachträglich von Doyle dazugeschrieben.
Hörspielskrptautor Marc Gruppes Umgang mit dem Originaltext ist wie immer sehr respektvoll und es gibt nur sehr wenig, was er geändert hat. Eine Änderung, die den Ananfang des Hörspiels betrifft, finde ich dabei besonders gelungen. Wie immer beginnt das Hörspiel mit der Titelmelodie, um dann langsam auszuklingen, während Dr. Watson eingespielt wird. So ist es auch diesmal, allerdings mit einer sehr amüsanten Änderung. Statt wie gewohnt seine Text in Ruhe sprechen zu können, wird er von einer zustimmenden Mrs. Hudson unterbrochen. Hörbar konsterniert versucht sich Dr. Watson dann wieder zu fangen, um fortzufahren. Holmes Puristen werden jetzt vermutlich ihr Nase rümpfen, da Mrs Hudson bei Doyle gar nicht vorkommt, aber mich hat diese humorvolle "Aufbrechung" der "Routine" prächtig amüsiert. Abgesehen von dieser zusätzlichen Eröffnungsszene und einem angefügten Schlussmonolg von Dr. Watson, hat Gruppe das Skript kaum verändert. Selbstverständlich wurden Monologe zu Dialogen umgeschrieben oder einzelne Sätze anderen Charakteren in den Mund gelegt, aber all das geschieht nur, um einen flüssigen und vor allem sprechertechnisch abwechslungsreicheren Ablauf des Hörspiels zu garantieren. Wie üblich kann man auch diese Geschichte im englischen Original im Internet, zum Beispiel unter https://en.wikisource.org/wiki/The_Musgrave_Ritual nachlesen, um selbst nochmal einen Vergleich vorzunehmen.
Genauso gelungen wie das Skript sind auch Produktion und Regie von Stepahn Bosenius und Marc Gruppe. Mit Hilfe diverser, sorgfältig ausgesuchter Geräusche hauchen die beiden jeder Szene Leben ein. Neben den vermeintlich eher simplen Tönen wie beispielsweise das Rücken von Stühlen, dem Zwitschern der Vögel und dem prasselnden Feuer im Kamin möchte ich unbedingt auf die ausgefeilte Zusammenstellung der Töne bei dem Herumkramen in der Holzkiste hinweisen, bei der man tatsächlich jedes von Holmes aufgezählte Utensil auch hören kann. Nicht ganz so überzeugt bin ich von den Schritten auf dem Kies, da es für mich so klingt, als würden Homes und Watson auf der Stelle gehen. Neben der ansprechenden Titel- und Abschlussmelodie, wechseln sich passend zum Geschehen düstere und bedrohlich wirkende Synthesizersounds mit fröhlichen Melodien ab, bei denen mich eine an einen alten Hollywoodfilm der 1950er Jahre erinnerte.

Zu den Sprechern:
Da es sich hier ja um eine Geschichte handelt, von der Joachim Tennstedt(Sherlock Holmes) berichtet, ist es nur folgerichtig das er auch den Part des Erzählers einnimmt. Beides macht er auch sehr gut und es ist schon sehr unterhaltsam, wie er den Meisterdetektiv spricht. Dieser verhält sich zunächst genau wie ein Kind, welches wenn es aufräumen soll erstmal leicht bockig reagiert, um dann dann nach einer Möglichkeit zu suchen, doch noch aus der Sache rauszukommen. Sprecherisches Highlight ist diesmal für mich ganz klar Detlef Bierstedt(Dr. Watson) dessen glühender Vortrag über Holmes Unordentlichkeit so rüde unterbrochen wird. Die Art und Weise wie Bierstedt anschliessend völlig verdattert und aus dem Konzept gebracht weiterspricht ist einfach genial. Auch wenn es sich meiner Meinung nach, was die gesellschaftliche Stellung von Regina Lemnitz(Mrs. Hudson) angeht nicht gehört, so ist es in diesem Fall durchaus witzig wenn sie in herrischem Ton in Dr. Watsons "Klagelied" einfällt. Wie auch schon in der vorangegangenen Folge (Sherlock Holmes - 26 - Die Gloria Scott) spricht erneut Julian Tennstedt(Junger Sherlock) die jüngere Version des Meisterdetektivs und auch diesmal kann er auf ganzer Linie überzeugen. Allein schon durch den Altersunterschied klingt Julian einfach dynamischer als sein Vater und seine Artikulierung von Interesse und Begeisterung macht die Darstellung des "jungen" Holmes allein schon dadurch glaubwürdiger und für den Hörer zugänglicher. Roman Wolko(Reginald Musgrave) als Holmes ehemailger Komolitone hat eine sehr sympathisch klingende Stimme und sein Portrait des aufgeweckten Landadligen, der Rat bei Holmes sucht, ist makellos. Auch Axel Lutter(Butler Brunton) als ausgekochter Diener weiß zu gefallen. Seine leicht raue ältere Stimme passt genau zu dem von ihm dargestellten Charakter und es gelingt ihm mit nur wenigen Nuancen in seinem Vortrag, dem Hörer glaubhaft zu vermittlen, daß mehr hinter ihm steckt als es der blosse Anschein vermuten lässt. Besnders erwähneswert ist auch der kurze, aber dafür umso beeindruckendere Auftritt von Kristine Walther(Rachel Howells) als von Krankheit und aufkommendem Wahnsinn gezeichnetem Hausmädchen. Ihr hysterisches Lachen hat mir eiskalte Schauer verursacht.

Fazit:
53 Minuten allerbeste Unterhaltung mit dem Meisterdetektiv.

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