Rezension: Sherlock Holmes - 31 - Der Dauer-Patient

Sherlock Holmes, Jerry Cotton - Kommissare und Detektive ermitteln Psychopaten im Ohr.
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MonsterAsyl
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Rezension: Sherlock Holmes - 31 - Der Dauer-Patient

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Sherlock Holmes - 31 - Der Dauer-Patient

Zum Inhalt:
Als Sherlock Holmes und Dr. Watson von einem Spaziergang zurückkehren, wartet bereits ein neuer Klient auf sie. Doch eigentlich ist es nicht Dr. Percy Trevelyan selbst, der ihre Hilfe braucht, sondern dessen Gönner und gleichzeitiger Dauer-Patient Mr. Blessington. Blessington finanziert dem Doktor ein Haus mit Praxis und Bediensteten, unter der Bedingung, ebenfalls mit dort zu wohnen und bei Bedarf von ihm behandelt zu werden. Darüber hinaus beansprucht er den Großteil der Einnahmen des Doktors für sich. Mit diesen Regelungen konnte Dr. Trevelayan bisher auch gut leben, doch in letzter Zeit beginnt sein Patient, sich sehr merkwürdig zu verhalten...

Zur Produktion:
"The Adventure of the Resident Patient", so der englische Originaltitel der hier zugrundeliegenden Kurzgeschichte, erschien erstmals im August 1893 im 'Strand Magazine' und wurde im Jahr darauf als neunte Geschichte innerhalb des Sammelbandes "Die Memoiren des Sherlock Holmes" erneut veröffentlicht. Während Sir Arthur Conan Doyle (22.05.1859-07.07.1930) den "Dauer-Patient" immerhin noch auf den vorletzten Platz seiner persönlichen Top-19-Geschichten setzt, würde ich diesen Fall, trotz aller Verehrung für den Autor, als einen seiner schlechtesten bezeichnen. Das liegt vor allem am Ablauf des Geschehens, bei dem Holmes eine eher schlechte Figur macht. Beispielsweise weigert er sich zunächst, Blessington zu helfen, weil ihm dieser nicht die ganze Wahrheit sagt, und obwohl im weiteren Verlauf klar wird, daß der Mann sich die Gefahr nicht nur einbildet, hält Holmes es nicht für nötig, ihn (beispielsweise in Form von Überwachung) zu beschützen. Dazu kommt noch das für mich mehr als unbefriedigende Ende, denn letztendlich bleiben alle Täter unbestraft.
Daß mir die vorliegende Hörspieladaption aus dem Hause Titania besser gefällt als Dolyes literarische Vorlage, ist vor allem Marc Gruppes genialem Skript zu verdanken. So hat er bereits die bei Doyle vorhandene "Eröffnung", in der Watson wieder einmal über alte Fälle sinniert, ersatzlos gestrichen. Auf diese Weise beginnt die Geschichte viel dynamischer, und der Hörer wird umgehend mit dem Fall konfrontiert. Gruppe ist ja dafür bekannt, die ursprünglichen Beschreibungen und Monologe in hörerfreundliche Dialoge zu wandeln, und hier übertrifft er sich selbst.
Mehr als neunzige Prozent der Handlung wird in Gesprächsform mitgeteilt, was das Geschehen viel lebendiger und interessanter wirken lässt, als bei Doyles schriftlicher Fassung, die man im Internet unter https://en.wikisource.org/wiki/The_Adve ... nt_Patient im englischen Original nachlesen kann. Zudem verzichtet der Skriptautor weitestgehend darauf, zusätzliche Konversationen einzufügen, welche die Handlung nur unnötig aufblähen würde. Lediglich der Brief des Russen ist minimal länger ausgefallen, und es gibt ein zusätzliches Gespräch zwischen Trevelayn und Belssington, bei dem der Doktor mit seinem Mäzen über dessen Anteil feilscht. Wie üblich bleibt Marc Gruppe wieder sehr dicht an der Vorlage und hat nur kleine Details geändert. So wird hier aus einer halben Stunde eine Viertelstunde, und der ermittlende Inspektor heisst auch nicht mehr Lanner, sondern Lestrade.
Abgerundet wird das Hörvegnügen wie immer durch die hervorragende Produktion und Regie von Stephan Bosenius und Marc Gruppe. Die einzelnen Szenen wurden gefühlvoll mit zur jeweiligen Situation passender Musik und natürlich klingenden Geräuschen hinterlegt. Eröffent wird das Hörspiel mit der stimmigen, immer wieder schön anzuhörenden Titelmelodie, bei der Geige und Klavier zum Einsatz kommen. Die einzelnen Szenen sind mit geigneten Stücken untermalt, so gibt es teils düstere, teils heitere Weisen zu hören, welche die Handlung adäquat akzentuieren.
Akustisches Highlight ist für mich ja immer die umfangreiche Geräuschkulisse, durch die die Schauplätze dargestellt werden. So wie beispielsweise die geschäftige Bakerstreet mit ihren Kutschen und Passanten. Ich weiß, es ist vermutlich ein Spleen von mir, aber ich lege besonders großen Wert auf realistisch klingende Schrittgeräusche. Je nach Untergrund bzw. Situation, sollte es entsprechende Unterschiede geben, ein Umstand, dem die Produzenten zu meiner großen Freude immer Rechnung tragen.

Zu den Sprechern:
Hauptdarsteller Joachim Tennstedt(Sherlock Holmes) klingt dieses mal leicht heiser, möglicherweise war er zum Zeitpunkt der Aufnahmen etwas erkältet. Das hindert ihn jedoch nicht, erneut ein überzeugendes Portrait des selbstbewussten Meisterdetektives abzuliefern. Da sich Gruppe, wie schon eingangs erwähnt, dicht an Doyles Vorlage hält, ist die Rolle von Detlef Bierstedt(Dr. John H.Watson) einmal mehr auf die des stets verblüfften Freundes und Chronisten reduziert. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie enthusiastisch Bierstedt diesen ja manchmal doch etwas undankbaren Part intoniert. Mit seiner sympathischen Stimme und seinem vollkommen natürlich klingenden Spiel, nimmt Sascha von Zambelly(Dr. Percy Trevelyan) den Hörer sofort für sich ein, und es gelingt ihm, mit wenigen Sätzen ein stimmiges Bild seiner Figur zu entwerfen. Sprecherisches Highlight ist für mich diesmal Rolf Berg(Mr. Blessington), der mit seiner rauen Stimme genau die richtige Besetzung für den mürrischen, aufbrausenden Patienten ist. Im Gegensatz zur Vorlage, in der auch diese Nebenrolle Text hat, beschränkt sich Marc Gruppe(Russischer Vater) darauf, zu keuchen und zu stöhnen. Die Sätze gehen aber nicht verloren, sondern werden stattdessen von Bruno Winzen(Russischer Sohn) mit osteuropäischem Akzent gesprochen. Winzen tritt zwar freundlich und höflich auf, legt aber gleichzeitig einen Unterton in seinen Vortrag, der den Hörer nichts Gutes erahnen lässt. Humoristisches Highlight ist, wie so oft, Lutz Reichert(Inspektor Lestrade) als etwas trottelig wirkender Polizeibeamter, der dem Meisterdetektiv intellektuell hoffnungslos unterlegen ist.

Fazit:
Das Hörspiel bereitet mehr Vergnügen, als die ihm zugrundeliegende Kurzgeschichte.

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