Rezension: Sherlock Holmes - 35 - Der Hund der Baskervilles

Sherlock Holmes, Jerry Cotton - Kommissare und Detektive ermitteln Psychopaten im Ohr.
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MonsterAsyl
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Rezension: Sherlock Holmes - 35 - Der Hund der Baskervilles

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Sherlock Holmes - 35 - Der Hund der Baskervilles

Zum Inhalt:
Dr. James Mortimer macht sich Sorgen. Erst ist sein guter Freund Sir Charles Baskerville unter merkwürdigen Umständen ums Leben gekommen, und nun steht zu befürchten, daß auch dessen Erbe, Sir Henry Baskerville, das gleiche Schicksal ereilen könnte. Um dies zu verhindern, wendet er sich an den berühmten Detektiv Sherlock Holmes. Nur zögerlich berichtet der eigentlich bodenständige Mann dem Meisterdetektiv vom Fluch der Baskervilles und dem grausigen Höllenhund, der immer wieder seine Opfer fordert. Was zunächst einfach nur grotesk klingt, stellt sich schnell als eines der perfidesten Verbrechen dar, mit denen Holmes je zu tun hatte.

Zur Produktion:
Nachdem Titania Medien mit den letzten beiden Folgen zwei Geschichten vorgelegt hat, welche nicht von Sir Arthur Conan Doyle(22.05.1859 - 07.07.1930) stammten, hat man diesmal das wohl bekannteste Werk des Autors vertont. "The Hound of the Baskervilles", so der englische Originaltitel, erschien erstmals von August 1901 bis April 1902 als Fortsetzungsgeschichte im "Strand Magazine".
Dieses Abenteuer des Meisterdetektivs wurde sofort ein Riesenerfolg und hat bis heute nichts von seiner Popularität verloren. So existieren bereits über zwanzig Film- und TV-Versionen, diverse Theater- und Comic-Adaptionen, ein Videospiel und etliche in- und ausländische Hörspielfassungen.
Aufgrund des Umfangs der literarischen Vorlage und Titanias Anspruch auf eine möglichst werkgetreue Hörspielversion, hat man sich, wie schon bei den Romanen "Das Zeichen der Vier" (Folge 11) und "Eine Studie in Scharlachrot" (Folge 28), dazu entschlossen, die Geschichte auf 2 CDs (in diesem Fall mit einer Laufzeit von ca. 68 bzw. ca. 61 Minuten) zu verteilen, wobei die erste CD die Kapitel 1 bis 7 beinhaltet und die zweite die Nummern 8 bis 15.
Während Doyles Eröffnung ein wenig unspekatuklär daherkommt, beginnt Skriptautor Marc Gruppe seine Version mit einer Szene, die es so im Buch nicht gibt: dem Tod von Sir Charles.
Das ist zwar nicht werkgetreu, aber da es keinen Einfluß auf die spätere Handlung hat, dürften sich selbst Puristen nicht weiter gestört fühlen. Davon abgesehen, empfinde ich diesen Anfang als sehr viel unterhaltsamer und spannungsreicher als in der Vorlage. Dies ist aber auch schon die einzige zusätzlich verfasste Sequenz, wenn man mal von dem "Running Gag" bezüglich des Spazierstocks absieht. Obwohl die Spielzeit ja schon sehr großzügig angelegt worden ist, mussten trotzdem etliche Szenen entweder stark verkürzt oder sogar ganz gestrichen werden.
So verzichtet Gruppe beispielsweise auf einen großen Teil der Landschaftsbeschreibung, da dies bereits angemessen durch die eingespielten Umgebungsgeräusche geschieht. Kenner der Handlung werden wohl noch darüber hinwegsehen können, daß etliche Details, wie Holmes' ausführliche Analyse des Briefes, das versinkende Pony im Moor oder Dr. Mortimers Passion für Schädelkunde fehlen, andere Streichungen fallen jedoch wesentlich stärker ins Gewicht.
So wird die Familiengeschichte der Baskervilles erheblich eingeschränkt wiedergegeben, und die Figur des "Mr. Frankland" fehlt völlig. Dementsprechend sucht man hier auch den dazugehörigen Handlungsstrang, der im Buch in Kapitel 11 vorkommt, vergeblich. Daß die Familiensaga nur so kurz abgehandelt wird, finde ich persönlich bedauernswert, da sie meiner Meinung nach unerlässlich für die Geschichte ist. Was die Nachbarn bzw. Mr. Frankland angeht, sind sie, zugebenermaßen, insoweit vernachlässigenswert, daß sie hauptsächlich als mögliche Täter präsentiert werden. Eine weitere Abweichung gegenüber dem Original möchte ich ebenfalls nicht unerwähnt lassen. Während bei Doyle das Schicksal des Verbrechers vage bleibt, nutzt Gruppe die Gelegenheit, dessen Ende durch eine kurze, aber eindrucksvollen Spielszene zu präzisieren. Wer die Geschichte schon einmal gelesen hat oder dies noch tun möchte, findet sie auf Englisch im Internet unter https://en.wikisource.org/wiki/The_Houn ... skervilles.
Daß man auf die teilweise ausufernden Beschreibungen der Moorlandschaft verzichten konnte, ist dem Talent der beiden Produzenten und Regisseuere Marc Gruppe und Stephan Bosenius zu verdanken. Allein die Einspielung der für die Umgebung typischen Geräusche, wie die in den Tümpeln quakenden Frösche oder der leise durch die Gräser streifende Wind, würde vollkommen ausreichen, um die enstprechende Umgebung vor dem geistigen Auge entstehen zu lasse. Wenn dann noch Melodien im Stil der Filmmusik von "Weites Land" eingespielt werden, ist das akustische Bild einfach perfekt! Natürlich sind auch alle anderen Szenen mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Geräuschen vorbildlich in Szene gesetzt worden: hier tickt die Standuhr, dort wird leise mit dem Geschirr geklappert, während die Stimmen im Eingangsbereich von Baskerville Hall mit leichtem Hall unterlegt sind, um die Größe des Raumes darzustellen. Das für mich zu Titania Medien einfach dazugehörende "Käuzchen" fehlt übrigens auch diesmal nicht. Ich glaube, inzwischen bin ich wohl auch nicht mehr der Einzige, der darauf achtet, ob und wann es denn kommt. Jedenfalls habe ich den Eindruck, daß Bosenius und Gruppe sich dessen bewusst sind und damit ähnlich verfahren, wie Hitchcock mit den Cameo-Auftritten in seinen Filmen: Sie wissen, daß der Hörer darauf wartet, und um diese "Ablenkung" zu beseitigen, erfolgt die Einspielung bereits in der Eröffnungsszene.
Musikalisch ist man ebenso breit gefächert wie bei der Geräuschauswahl. Jede Szene hat eigene, zum Geschehen passende Klänge. So wird beispielsweise für die Eröffnungsszene eine düstere Melodie eingspielt, welche die Dramatik noch zusätzlich betont. Später folgen dann auch fröhlichere Stücke, die man teilweise aus früheren Folgen kennt und bereits fest mit dieser Serie verbindet.
Am besten hat mir jedoch ein Arrangement gegen Ende des Hörspiels gefallen, welches mich ein wenig an die Radiohörspiele der 1950er und 1960er Jahre erinnerte.

Zu den Sprechern:
Das Ermittlerduo Joachim Tennstedt(Sherlock Holmes) und Detlef Bierstedt(Dr. John H. Watson) ist erneut hörbar voller Spielfreude. Tennstedt sprüht nur so als ermittelnder Detektiv, der bei diesem Fall beinahe seinen Klienten verliert, und Bierstedt ist einfach liebenswert in seiner Rolle des Wegegefährten und Chronisten, der sich nach Leibeskräften bemüht, mit seinem hochintelligenten Freund Schritt zu halten. Highlight war für mich sein "Triumph" über Holmes, der an ein trotziges Kleinkind erinnert. Jean Paul Baeck(Dr.James Mortimer) überzeugt als nervöser, zerstreuter Vertrauter der Baskervilles, und auch Horst Naumann(Sir Charles Baskerville) gelingt es, trotz der Kürze seines Auftritts, einen nachhaltigen Eindruck beim Hörer zu hinterlassen. Sein Portrait des sich aus Angst und Unsicherheit selbst gut zuredenden Mannes, der schließlich vor Grauen stirbt, ist auf den Punkt gespielt. Sehr gut gefällt mir auch Louis Friedemann Thiele(Sir Henry Baskerville) in seiner Rolle des sarkastischen, zunächst leicht borniert wirkenden jungen Mannes, dessen Unbekümmertheit schnell schwindet. Bodo Primus(John Barrymore) agiert genauso distinguiert, wie man das von einem Butler erwartet, und Dagmar von Kurmin(Eliza Barrymore) ist die perfekte Besetzung als seine kummervolle Frau. Johannes Raspe(Jack Stapleton) intoniert den freundlichen, mehr als jovialen Botaniker, und Reinhilt Schneider(Beryl Stapleton) spielt seine unterdrückte Schwester mit der ihr eigenen, unnachahmlichen Art. Kristine Walther(Laura Lyons) spricht ihren Part in äußerst schroffem, zurückweisendem Ton, welcher Überlegenheit gegenüber Watson suggerieren soll. Umso eindrucksvoller wirkt dann später auch ihr "Zusammenbruch", als Holmes die "richtigen" Worte findet. In weiteren Nebenrollen treten noch Hans Bayer(Kutscher) und Max Schautzer(Kutscher Perkins) als auskunftsfreudige Fuhrwagenlenker, Marc Gruppe(Selden) als entflohener Sträfling und Lutz Reichert(Inspektor Lestrade) als brummiger Polizeibeamter auf.

Fazit:
In sich stimmige Umsetzung eines Klassikers der Kriminalliteratur.

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