Rezension: Monika Häuschen - 53 - Warum waschen Waschbären?

Von Pettersson und Findus bis hin zu den Drei Fragezeichen - Hier wird das kindliche Ohr gefüttert
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MonsterAsyl
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Rezension: Monika Häuschen - 53 - Warum waschen Waschbären?

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Monika Häuschen - 53 - Warum waschen Waschbären?

Zum Inhalt:
Vor dem Schlafengehen wollen Monika Häuschen und ihre Freunde, der Regenwurm Schorsch und der Graugänserich Günter, noch etwas spielen. Da es schon dunkel wird, schlägt Schorsch "Geisterjagd" vor, eine Art Versteckspiel, bei dem einer so tut, als wäre er ein Geist. Dabei verletzt sich Herr Günter seinen Bürzel so schlimm, daß er sich nicht in der Lage sieht, wieder aufzustehen. Um den Verletzten untersuchen zu können, müsste er ins Laternenlicht, doch für Monika und Schorsch ist der Gänserich viel zu schwer. Glücklicherweise kommt Waschbär Rambo im Garten vorbei und hilft den beiden.

Zur Produktion:
Mit dieser Folge ist es Autorin Kati Naumann gelungen, mich innerhalb der ersten Minuten zu schockieren, denn die Gartenbesitzerin/Erzählerin teilt dem Hörer erst einmal fröhlich mit, der Bürgermeister wolle am nächsten Tag einen amerikanischen Ochsenfrosch im Teich aussetzen.
Nicht erst seit der berühmten "Simpsons"-TV-Serienfolge, bei der Bart in Australien einen Ochsenfrosch in die Freiheit entlässt, weiß man, wie gefährlich die Einführung einer neuen, fremden Spezies für das Ökosystem sein kann. Um es direkt vorwegzunehmen: Auch bei Frau Naumann kommt der Bürgermeister mit seiner fragwürdigen Idee selbstverständlich nicht durch, und im Verlauf des Hörspiels klärt der gelehrte Herr Günter seine Freunde nicht nur über die Risiken einer solchen Handlung auf, sondern erwähnt auch, daß sie bei Strafe verboten ist.
Doch bis dahin erfährt man wieder allerlei Interessantes rund um das titelgebende Tier. Einiges davon, wie die Vorliebe von Waschbären für Mülltonnen und Komposthaufen, ihre Nachtaktivität und daß sie gute Kletterer sind, dürfte schon bekannt sein. Aber nur wenige werden den wahren Grund kennen, warum Waschbären ihr Futter "waschen" oder wissen, daß sie farbenblind sind. Besonders gut gefällt mir, daß Kati Naumann sich nicht darauf beschränkt, nur Beispiele von importierten Tieren aufzuzählen, wie z.B. unseren Hauskatzen, deren ursprüngliche Form aus Nordafrika stammt oder dem Karpfen, der aus Asien kommt, sondern auch auf den Export von Arten eingeht. Übrigens nutzt die Autorin in diesem Zusammenhang die Gelegenheit für einen Verweis auf Folge 34 - "Warum verbuddeln Eichhörnchen ihre Nüsse", in der das Eichhörnchen Heidi bereits über ihre neuen Futterkonkurrenten (Grauhörnchen) berichtet hat.
Daß man Regenwürmer nach Nordamerika brachte und welche fatalen Folgen dies hatte, war mir hingegen vollkommen neu.
Neben den ganzen Fakten rund um das Thema "Waschbär", gibt es natürlich auch wieder einen kulinarischen Tipp, bei dem es um die Weiterverwertung von Apfelschalen geht.
Ich persönlich bin zwar nach wie vor der Meinung, daß eine Laufzeit von ca. 54 Minuten für das anvisierte Publikum etwas zu lang ist, muss aber gleichzeitig zugeben, daß die Zeit für mich wie im Flug verging. Möglicherweise erleben das die jüngeren Hörer ja ebenso, und die Dauer spielt auch für sie keine Rolle.
Die Tonregie und das Sounddesign von Dirk Posner sind wieder sehr gelungen. Posner hat ein gutes Gespür dafür, wie und vor allem wann welche Musik oder Geräusche einzusetzen sind. Neben dem Titellied, dessen Text immer im Booklet steht und von dem es am Schluß noch einmal eine verkürzte Version zu hören gibt, sind es zwei weitere kurze Musikstücke, die Trompetenfanfare für den Auftritt des "Superhelden" und die hawaiianisch klingende Melodie, welche die jeweilige Szene humorvoll akzentuieren. Ich empfinde es als angenehm, daß man hier darauf verzichtet, das Geschehen durchgängig mit Melodien zu unterlegen und stattdessen dem Hörspiel eine üppigere Geräuschkulisse spendiert, als das bei anderne Kinderhörspielen der Fall ist. Das fällt vor allem bei den Szenen auf, welche im Haus oder Schuppen spielen. Klappernde Töpfe, ein zischender Wasserkocher, verschiedene Schubladen sowie die unterschiedlichen Schrittgeräusche sorgen für ein sattes Klangbild. Da weder Musik noch zu viele Effekte vom Inhalt ablenken sollen, werden auch letztere nur sparsam eingesetzt.
So klingt Rambos Stimme in der Mülltonne ein wenig blechern, und als Schorsch auf der Laterne sitzt, werden seine Sätze etwas leiser eingespielt, um die Entfernung zum Hörer bzw. seinen Freunden zu verdeutlichen.

Zu den Sprechern:
Monica Deininger(Erzählerin) ist weitaus mehr als nur die "beschreibende" bzw. "erklärende" Figur im Hintergrund. Als Gartenbesitzerin und Beobachterin bleibt sie immer dicht am Geschehen, und ihre Anmerkungen bzw. Fragen stehen stellvertretend für die der kindlichen Hörer. Auch in der 53. Folge hört man den drei Stammsprechern, Kathrin Bachmann(Monika Häuschen), Steffen Lukas(Ganter Günter) und Tobias Künzel(Regenwurm Schorsch) noch immer die große Spielfreude an. Frau Bachmann ist nach wie vor perfekt in der Verkörperung der Titelfigur. Ihre etwas kieksig wirkende Stimme passt wie die Faust aufs Auge zu der jungen, schnell verängstigten Schnirkelschnecke. Ebenso stimmig ist auch die Besetzung des gelehrten Gatners mit Steffen Lukas(Ganter Günter) dessen leicht pikierter, etwas arrogant rüberkommender Tonfall das "Oberlehrerhafte" der Figur noch unterstreicht.
Mein persönlicher Favorit, Hörspiel-Produzent und Sprecher des ewig grantelnden Regenwurms, Tobias Künzel(Regenwurm Schorsch), darf hier zwar leider nicht ganz so aufdrehen wie sonst, hat aber dennoch so manch lustigen Spruch auf Lager. Warum die Gastrolle des Waschbären, Jennifer Demmel(Waschbär Rambo), allerdings mit einer Frau besetzt worden ist, will sich mir nicht wirklich erschließen. Zum einen, weil niemand mit dem Namen "Rambo" ein weibliches Wesen assoziert und zum anderen, weil die Figur auch während des Hörspiels immer nur in männlicher Form angeredet wird. Davon mal abgesehen, ist Demmel schon klasse als "Klischeeamerikaner(in)". Sie spricht den Waschbär mit überdeutlich gerolltem "R" und will sich bei jeder Gelegenheit mit Schorsch abklatschen. Daß sie es schafft, diese Waschbär-typischen Geräusche von sich zu geben, die ich nicht mal genau beschreiben kann, ist dann noch das "I-Tüpfelchen" auf ihrer Darstellung.
Der nicht zu verstehende Bürgermeister am Telephon wird im Booklet nicht erwähnt, möglicherweise handelt es sich dabei um Posner.

Fazit:
Kurzweiliger kann man Wissen nicht vermitteln.

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