Rezension: Sternenritter - 1 - Die Festung im All

Von Pettersson und Findus bis hin zu den Drei Fragezeichen - Hier wird das kindliche Ohr gefüttert
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MonsterAsyl
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Rezension: Sternenritter - 1 - Die Festung im All

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Sternenritter - 1 - Die Festung im All

Zum Inhalt:
Die Freunde Ben und Sammy beschließen, nachts die längst verlassene Villa des Astronomen Carl Regulus draußen am Stadtrand zu erkunden. Bei so einem gefährlichen Unternehmen wollen sie natürlich kein Mädchen dabeihaben, aber ihre gemeinsame Freundin Mia hat ihr Vorhaben längst durchschaut und lässt sich nicht davon abhalten, mitzukommen. Also erforschen sie zu dritt das alte Haus. Auf dem Dachboden entdecken sie, neben einem verstaubten Fernrohr, auch einen alten Spiegel. Als Ben mit der Hand darüber fährt, wird er in diesen hineingezogen und findet sich anschließend in einer stillgelegten Raumstation wieder. Neugierig erkundet er seine Umgebung, die nur auf den ersten Blick verlassen scheint...

Zur Produktion:
"Star Wars" für Kids! So lautet der Werbespruch für diese neue Reihe, dem das Label Karussell mit seiner Produktion mehr als gerecht wird. Bestsellerautor Michael Peinkofer (Die Bruderschaft der Runen, Die Orks, etc.) hat neben Fantasyromanen auch die literarischen Vorlagen für die Team X-treme Serie verfasst, welche vor einigen Jahren ebenfalls für das Medium Hörspiel adaptiert wurde. "Sternenritter" ist somit seine zweite Romanserie für jugendliche Leser im Alter von 8 bis 12 Jahren, von der bereits 5 Bände erschienen sind (Band 6 kommt im April). Wie schon aus der Werbung ersichtlich, handelt es sich hier um eine kindgerechte Version der berühmten Filmsaga, und somit ist die Prämisse die gleiche: Ein ehemaliger Kämpfer für das Gute (Graf Atrox) ist vom "Bösen" verdorben worden, hat mit Hilfe seiner Armee (Roboter = Robotroxe) das Universum unterworfen, und das einzige, was ihn noch stoppen könnte, sind die "Sternenritter". Genau wie im Film, werden die "Ritter" von zwei Robotern im Stil von C-3PO (der Hyperintelligente, hier gleichzusetzen mit Dotty) und R2-D2 (der Lustige, hier äquivalent zu Botnik-13) unterstützt. Trotz all dieser Übereinstimmungen, schafft es Peinkofer doch, auch eigene Elemente mit in die Geschichte einzubringen. So sind seine Hauptdarsteller ganz normale Kinder aus der Gegenwart, die mit Hilfe des Spiegels nicht nur den Raum, sondern auch die Zeit überwinden können. Während sie aufregende Abenteuer im All erleben, vergeht auf der Erde kaum Zeit, so daß sie quasi in ihrer Freizeit mal eben das Universum retten können. Da Peinkofer bereits im Vorfeld erklärt, die Armee des Schurken bestünde nur aus Robotern, relativiert er damit ganz erheblich die zukünftigen gewaltsamen Auseinandersetzungen.
Da ich die Buchreihe nicht gelesen habe, kann ich keine Aussage darüber machen, in wieweit das Skript von Regisseurin Janine Lüttmann von Peinkofers Büchern abweicht. Ich finde ihre Fassung jedenfalls sehr gelungen. Die Spannung bleibt kontinuierlich erhalten, und die Geschichte wird gradlinig, ohne unnötige Längen erzählt. Die knapp vierzig Minuten Laufzeit vergehen daher wie im Flug und machen sofort Lust auf die nächste Folge.
Produziert wurde das Hörspiel im Hörspielstudio XBerg, dem hauseigenen Aufnahmeraum der Lauscher Lounge. Wer schon einmal eins von deren Hörspielen erworben hat, weiß, wie viel Wert man hier auf Qualität legt. Erfreulicherweise steckt das Team rund um Regisseurin Lüttmann die gleiche Sorgfalt in Produktionen für Kinder, die sie auch denen für Erwachsene angedeihen lassen. Aufnahme, Arrangement und Mischung wurden von Elias Koraus vorgenommen. Die Sprachaufnahmen klingen sauber, das Arrangement ist durchdacht und die Abmischung von Geräuschen, Musik und Sprache ist ausgewogen. Die Musik stammt von Dirk Wilhelm, und es wundert mich ein wenig, daß man darauf verzichtet hat, ihn eine noch auffälligere Titelmelodie komponieren zu lassen. Davon mal abgesehen, sind die einzelnen Szenen eigentlich so gut wie immer mit Musik unterlegt. Mal sind es episch anmutende Melodien, ein anderes Mal lediglich wabernde Synthesizersounds, die das Geschehen aber immer angemessen unterstreichen. Das gilt auch für die opulente Geräuschkulisse, die Jörg Klinkenberg kreiert hat. Neben den "irdischen" Geräuschen, wie z.B die schlagende Kirchturmuhr, das rufende Käuzchen oder die knarrende Schranktür, gibt es selbstverständlich jede Menge SF- Sounds, die sofort ein "Krieg der Sterne"-Gefühl aufkommen lassen. Als Ben das Kristallschwert ausprobiert, klingt das genau so, wie bei dem berühmten Vorbild dem Laserschwert, und auch die Raumschiffe ensprechen vom Sound her denen in der filmischen Vorlage.

Zu den Sprechern:
Während es bei einem Radiohörspiel durchaus üblich ist, am Ende nochmal die Rollen und ihre Sprecher sowie das Prooduktionsteam zu nennen, ist das bei Hörspielen eher selten der Fall. Umso mehr habe ich mich gefreut, daß man sich hier die Mühe gemacht hat und alle Beteiligten nennt. Als ich den Namen Uve Teschner(Erzähler) im Booklet las, war ich zunächst ein wenig skeptisch. Ich schätze ihn als Sprecher sehr, aber wie würde er sich als Erzähler machen? Mit einem Wort: Klasse! Teschners Sprechtempo ist genau richtig und seine Betonung punktgenau. Dadurch, daß er seinen doch sehr umfangreichen Text nicht einfach nur abliest, sondern emotional spricht, wird er beinahe zu einem eigenen Charakter. Oliver Szerkus(Ben) als der Älteste der drei Kinder, macht sich sehr gut in der Rolle des wagemutigen, ungestümen Anführers. Auch Lenio Einbeck(Sammy) hat mir in seinem Part als der ein wenig ängstliche, aber entschlossene Filmfreak sehr gefallen. Lediglich Finja Ufer(Mia), die gemeinsame Freundin der beiden, konnte mich nicht immer überzeugen. Teilweise klingt sie mir zu emotionslos, andererseits hört es sich oft unnatürlich an, wenn sie versucht, Gefühl in ihre Stimme zu legen. Im krassen Gegensatz dazu stehen Oliver Rohrbeck(Botnik-13) und Cathlen Gawlich(Dotty), denen es, trotz der extremen Verfremdung ihrer Stimmen, gelingt, die Maschinen beinahe menschlich wirken zu lassen. Rohrbeck, der aufgrund des metallischen Klangs kaum wiederzuerkennen ist, spricht die freundliche Blechbüchse ein wenig lispelnd. Auch Gawlichs Stimme wurde so verfremdet, daß sie sich wie ein Roboter anhört, und trotzdem hat man als Hörer sofort das Bild einer besorgten, oftmals mahnenden Lehrerin vor Augen. Wilfried Hochholdinger(Graf Atrox) ist einfach großartig in der Rolle des Oberbösewichts. Er gibt den Schurken mit dem nötgen Maß an Überheblichkeit und Boshaftigkeit, und obwohl er in dieser Folge eigentlich noch nicht viel tut, kann man allein schon anhand seines latent drohenden Untertons verstehen, warum sein Untergebener Santiago Ziesmer(Honk) geradezu unterwürfig agiert. Oliver Siebeck(Sir Careg) hat zwar nur einen relativ kurzen, aber dafür umso prägnanteren Auftritt als wackerer, alter Sternenritter, und in weiteren Nebenrollen kommen noch Robert Missler, Henning Nöhren und Reinhard Scheunemann, zum Beispiel in Form von außerirdischen Funksprüchen, zum Einsatz.

Fazit:
Spannender Auftakt einer kindgerechten Umsetzung des bekannten Weltraumepos.

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