Rezension: Conni & Co

Von Pettersson und Findus bis hin zu den Drei Fragezeichen - Hier wird das kindliche Ohr gefüttert
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MonsterAsyl
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Rezension: Conni & Co

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Conni & Co

Zum Inhalt:
Bei Conni geht es mal wieder drunter und drüber. Da ihre alte Schule geschlossen wurde, müssen sie und ihr Freund Paul in eine neue wechseln. Dort folgt auch gleich die erste Enttäuschung. Weil er von den Mitschülern wegen seiner Freundschaft zu einem Mädchen aufgezogen wird, setzt sich Paul in der Klasse nicht, wie sonst, neben Conni. Außerdem hat es das Klassenekel Janette mit seiner Gang auf sie abgesehen. Als wäre das alles nicht schon stressig genug, bekommt Connis Oma auch noch finanzielle Probleme wegen des von ihr eingerichteten Tier-Gnadenhofs. Den einzigen Lichtblick bildet ein kleiner Terrier, der Oma zugelaufen ist. Doch auch dieses Glück währt nicht lange, denn Connis kleiner Bruder Jakob hat leider eine Allergie gegen Hundehaare. Aber Conni wäre nicht Conni, wenn sie sich davon unterkriegen lassen würde...

Zur Produktion:
Nachdem es bereits über 60 Audioproduktionen und noch weitaus mehr Bücher von Conni gibt, war es nur eine Frage der Zeit, wann die Filmindustrie sich dieses Stoffes annehmen würde.
Nach Verfilmungen diverser anderer Hörspielserien, wie "Bibi Blocksberg", "Fünf Freunde", "Hanni und Nanni" etc., will nun auch Conni die Leinwand erobern. Zeitgleich zum Kinostart hat Universal das vorliegende "Original-Hörspiel zum Kinofilm" veröffentlicht. Wie bei solchen "Hörspielen" üblich, greift man auf die Tonspuren des Films zurück, was auch den Hinweis "mit den Originalstimmen aus dem Film!" erklärt. Der Verständlichkeit halber wird dann noch ein Erzähler hinzugefügt, der die Szenerie beschreibt und die Geschichte ständig begleitet. Man darf trotzdem nicht vergessen, daß es sich hier eben ursprünglich um einen Film handelt, dessen visuelle Informationen in der Audioversion natürlich fehlen. Das Manuskript für die Erzählertexte stammt von Arne Gedik, und ich finde, er hat gute Arbeit geleistet. Die Darstellung der einzelnen Szenen fällt prägnant aus, so daß der Hörer sofort ein Bild der "Umgebung" vor Augen hat, und auch die Emotionen der Charaktere werden einfühlsam geschildert.
Ich muss sagen, es verwundert mich etwas zu lesen, daß die Romanvorlage von der Conni-Autorin Dagmar Hoßfeld selbst stammt, denn diese Geschichte will für mich irgendwie nicht so recht in das bisherige "Conni-Universum" passen. Das liegt zum einen an der hier agierenden Conni selbst und zum anderen an der überbordenden Zahl von Themen, die in den Film hineingepackt wurden. Da ich bereits seit Jahren in unregelmäßigen Abständen Conni-Hörspiele höre und rezensiere, habe ich mittlerweile natürlich ein bestimmtes Bild der Protagonistin vor Augen, welches nicht mit dem der Kinofigur übereinstimmt. In den Hörspielen ist Conni vor allem liebenswürdig, freundlich, zuvorkommend usw.. Ein nettes Mädchen eben, das man einfach mögen muss. All das ist sie im Film nicht. Hier wirkt sie vor allem altklug und durchaus auch frech gegenüber Erwachsenen. Nicht, daß ich das jetzt generell als Makel ansehen würde, aber ein solches Auftreten passt eben nicht zu Conni. Darüber hinaus finde ich die Ausdrucksweise der jugendlichen Charaktere überaus gewöhnungsbedürftig, denn hier sprechen alle plötzlich "Streettalk" mit Ausdrücken wie "megakrass" und "Bullen" (von den Fäkalwörtern gar nicht zu reden). Solch einen Wortschatz gab es in der Hörspielserie erfreulicherweise bisher nicht. Die vielfältigen Probleme und Herausforderungen, die Conni diesmal bewältigen muss, habe ich ja schon in der Inhaltsangabe aufgezählt. Ich bin selbst großer Hundefreund, aber Conni ist nunmal seit etlichen Folgen eine glückliche Katzenbesitzerin (was im Filmhörspiel nicht einmal erwähnt wird), und allein schon deshalb empfinde ich es als absoluten Stilbruch, statt Kater "Mau" ("Er kann seinen Namen sagen.") einen Hund zum tierischen Hauptdarsteller zu machen.
Was ebenfalls überhaupt keine Begründung in der Conni-Serie hat, ist ihre (und Jakobs) ständige Angst, die Eltern könnten sich scheiden lassen. Mir ist natürlich bewusst, daß dies für Kinder eine elementare Sorge ist, aber in den bisherigen 60 Folgen hatten die Geschwister nie einen Anlass dafür. Deshalb wirkt es einfach nur unpassend, das Problem auch noch auf Biegen und Brechen mit in den Film zu packen. Ebenso aufgesetzt und "über-cool" erscheint der exzessive Einsatz modernster Technik. Anna ist plötzlich ein PC-Freak, dessen Finger nur so über die Tastatur des Laptops fliegen, und Connis Freund Paul besitzt eine große Drohne. Bisher kam die Serie doch eigentlich sehr gut ohne diesen Schnickschnack aus, mal abgesehen davon, daß es gerade das Vermeiden solcher "Hilfsmitel" ist, welches die übrigen Geschichten so zeitlos wirken lässt.
Für die solide Produkton und die Umwandlung des 104 Minuten langen Films in ein 68-minütiges Hörspiel ist das Studio "German Wahnsinn" verantwortlich. Wie bei solchen Produktionen üblich, werden dazu die Tonspuren des Films (Dialog- und Geräuschspuren) als Grundlage verwendet, mit einem Erzählertext versehen und mit Musik aus dem Film ergänzt. Apropos Musik: Ich hätte ja eigentlich erwartet, daß man wenigstens den Hörspiel-Titelsong, vielleicht auch in abgewandelter Form, zum Einsatz bringen würde. Stattdessen startet das Hörspiel mit einer ganz anderen Melodie, ohne Gesang. Lediglich zum Schluß wird das Lied "Es geht mir gut" von Jeanette (Biedermann) & Ewig eingespielt, welches aber keinerlei Bezug zu "Conni" hat und sehr austauschbar ist.

Zu den Sprechern:
Abgesehen von Wolf Frass(Erzähler), der die Hörspielserie ebenfalls in dieser Funktion begleitet, sind alle anderen "Sprecher" die im Film auftretenden Schauspieler. Frass hat hier weitaus mehr Text als in der Serie, meistert seine Aufgabe aber gewohnt souverän. Die Schauspieler selbst allein aufgrund der Tonspur zu bewerten, ist natürlich nicht ganz fair. Zum einen, weil hier ihre Mimik und Gestik nicht zu sehen ist, zum anderen, weil an einen Hörspielsprecher natürlich ganz andere Anforderungen gestellt werden. Meine Kommentare basieren also lediglich auf dem, was zu hören ist. Wie schon weiter oben angesprochen, verhält sich Emma Schweiger(Conni) ganz anders als in den Hörspielen/Büchern. Schweiger spielt Conni mit einem kessen Unterton in der Stimme, aber es gelingt ihr oft nicht, die Emotionen auch akustisch angemessen genug darzustellen. Mehrfach wirkt ihr Vortrag gekünstelt. Ganz gut gefallen hat mir hingegen Oskar Keymer(Paul) als Connis Freund. Er spricht den Jungen ziemlich natürlich, und in der Szene mit dem großen Hund bringt er seine Angst glaubhaft rüber. Wie auch in der Hörspielserie, bleibt Connis Vater Ken Duken(Jürgen Klawitter) etwa blass. Hier wie dort ist er der nette Papa, und auch seine Frau Lisa Bitter(Annette Klawitter) bleibt auf den Part der besorgten Mama reduziert. Ben Knobbe(Jakob) ist als Connis jüngerer Bruder adäquat besetzt. Er spielt den kleinen Racker mit viel Enthusiasmus und klingt jederzeit ungezwungen. Til Schweiger(Chief-Mann) hat nur einen relativ kurzen Auftritt als überfreundlicher Marketing-Chef, der einen neuen Hund für seine Werbekampagne sucht, genau wie Anneke Kim Sarnau(Frau Lindmann) als strenge aber eigentlich nette Lehrerin. Sprecherische Highlights sind aber die beiden großen deutschen Schauspieler Heino Ferch(Schuldirektor Möller) und Iris Berben(Oma Marianne). Ferch liefert eine "Over the Top"-Darstellung des von Kindern genervten, boshaften Schulleiters, der Freude daran hat, seinen Hund zu quälen und auch nicht davor zurückschreckt, eine Schülerin zu erpressen. Berben ist da das genau Gegenteil. Sie spielt Connis verständnis- und liebevolle Großmutter, die ihre Enkelin tröstet und sich selbstlos für die Tiere auf ihrem Gnadenhof einsetzt. Von Connis Mitschülern fällt vor allem Mik Dankou(Mojo) auf, da er bei jeder Gelegenheit einen Bezug zu seinem Lieblingsfilm "Der Herr der Ringe" herstellt. Marc Anthony Riedel(Tim) ist der Junge mit der Hundephobie, der über seinen Schatten springt, um dem kleinen Terrier zu helfen, und Lui Eckart(Mark) mimt den "rasenden" Kinderreporter. Karel Koussouris(Yasin) hat zu wenig Text, um einen größeren Eindruck zu hinterlassen, ganz im Gegensatz zu der biestigen Sofia Bolotina(Janette) die Conni mit ihren beiden Freundinnen das Leben schwermacht. Achja, ihre "Gang", bestehend aus Ariane und Saskia, kommt zwar ebenfalls zu Wort, wird aber nicht im Booklet genannt. Antonie Lawrenz(Anna) ist die unsichere Mitschülerin, deren Stärke im Umgang mit ihrem Laptop liegt, und Alix Heyblom(Billi) spielt die kleine Streberin, deren Mundwerk einfach nicht stillstehen kann. In einer Nebenrolle ist noch Kurt Krömer(Zoofachverkäufer) als mitfühlender Tierhandlungsmitarbeiter zu hören.

Fazit:
Angemessenes Abbild des Kinofilms in Hörspielform.

Das Hörspiel Conni & Co
gibt es bei
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Re: Rezension: Conni & Co

Beitrag von Paul Naschy »

Ich freu mich schon riesig auf den Film – wir schauen uns ihn demnächst im Kino (KultKino-Saal) an :klatsch: :klatsch: :drink: :D
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Beitrag von Dr.Prankenstein »

Jedem Tierchen sein Pläsierchen... oder so. :-P
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Re: Rezension: Conni & Co

Beitrag von MonsterAsyl »

Also ich werde mir den Film nicht geben. Das ist nicht Conni, sondern irgendein Schweiger-Abklatsch! ---
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Paul Naschy
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Re: Rezension: Conni & Co

Beitrag von Paul Naschy »

ich habe jetzt keine so große persönliche bindung zu conni, darum konnte ich ihn mir relativ unvoreingenommen ansehen:
http://www.affengigant.de/kongulasprank ... 43#p209643
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Re: Rezension: Conni & Co

Beitrag von Dr.Prankenstein »

Und wie sieht Deine persönliche Bindung zu Til Schwaiger aus? :-P
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Paul Naschy
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Re: Rezension: Conni & Co

Beitrag von Paul Naschy »

seit er den namen "hugo stiglitz" entweiht hat… ein schwieriges verhältnis.
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Re: Rezension: Conni & Co

Beitrag von Dr.Prankenstein »

Ich habe es kommen sehen... :wink:
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