Rezension: König der Piraten

Von Pettersson und Findus bis hin zu den Drei Fragezeichen - Hier wird das kindliche Ohr gefüttert
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MonsterAsyl
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Rezension: König der Piraten

Beitrag von MonsterAsyl »

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König der Piraten

Zum Inhalt:
Der berühmte Piratenkäpt'n Finn ist schon seit Jahren spurlos verschwunden. Seine Frau Donna Clara, die inzwischen eine Schänke betreibt, und der gemeinsame Sohn Freddy vermissen ihn sehr. Eines Abends sieht Letzterer seine Chance gekommen, nach dem Vater zu suchen. Ein alter Seebär namens Käpt'n Kork berichtet ihm, daß der Kaiser den Freibeuter, der ihm alle Schätze der sieben Meere bringt, zum König der Piraten ernennt. Da Freddy fest davon überzeugt ist, daß auch sein Vater diesem Aufruf folgen wird, beschwindelt er Käpt'n Kork und behauptet, er wisse, wo ein großer Schatz läge. Kork will auch mit ihm in See stechen, aber wie soll Freddy seine Mutter von dem Plan überzeugen?

Zur Produktion:
Eigentlich lautet der Titel dieses Hörspiels richtiger: "Santiano präsentiert: Der König der Piraten", denn hierbei handelt es sich um ein Projekt der gleichnamigen Band in Zusammenarbeit mit Lukas Hainer, welcher nicht nur bereits einige Liedertexte für diese Musikgruppe abgefasst hat, sondern auch der Autor des gleichnamgen Kinderbuches ist. Das Buch selbst wird zwar erst im März 2017 erscheinen, dient aber Christian Gundlach bereits als Grundlage für sein Hörspielskript. Die Handlung läuft nach dem zu erwartenden Muster ab: der Junge Freddy besteht mehrere aufregende Abenteuer, um am Schluß zu erkennen, daß Freundschaft und Liebe weitaus mehr zählen, als Geld und Ruhm. Diese Zusammenfassung soll jetzt aber nicht den Eindruck erwecken, es mache keinen Spaß, Freddys Erlebnissen zu lauschen. Im Gegenteil! Die Handlung verläuft abwechslungsreich, was nicht zuletzt daran liegt, daß in praktisch jeder Szene eine neue Herausforderung auf unseren "Helden" wartet. Dabei geht es, aufgrund der Seeräuber-Thematik, nicht immer zimperlich zu, und schon bei seinem ersten Landausflug wird Freddy verletzt. Das klingt jetzt womöglich schlimmer, als im Hörspiel dargestellt, denn entsprechend der von Universal Music Central Europa empfohlenen Altersfreigabe von 8-12 Jahren, wird auf allzu drastische Details verzichtet, und das Ganze mündet natürlich in ein Happy-End. Allerdings ist dies wohl erst der Auftakt von Freddys Abenteuern auf hoher See, denn seinen Vater sucht er vergeblich, so viel sei schon verraten.
Da die noch nicht erschienene literarische Vorlage 256 Seiten umfasst, kann ich nur spekulieren, wie viele davon hiermit bereits vertont wurden. Erschwerend kommt noch hinzu, daß die Gesamtlaufzeit (das Set beinhaltet 2 CDs) zwar bei ca. 114 Minuten liegt, das Hörspiel selbst aber "nur" knapp 33 Minuten Spielzeit aufweist. Dementsprechend gehe ich davon aus, daß es sich um das erste Drittel bzw. Viertel des Buches handelt.
Wie man an den Laufzeiten und den Tracks erkennen kann, handelt es sich nicht um ein klassisches Hörspiel, sondern vielmehr um ein "Hör-Musical". Das bedeutet, der Ablauf beginnt mit einer gesprochenen Szene und geht dann schon in das erste Lied über. Dieser Wechsel wird auch, abgesehen von einer Ausnahme, bis zum Schluss beibehalten. Mich, als Nicht-Musical-Fan, haben diese zugegebenermaßen zum Geschehen passenden Lieder allerdings mehr gestört, als daß sie mein Hörerlebnis gesteigert hätten. Wie in vielen Musicals, sprechen die Protagonisten aber immer wieder auch Texte, die die Handlung weiterführen. Da sich die Produktion hauptsächlich an Freunde der Gruppe "Santiano" wenden dürfte, geht es hier wohl ohnehin nur sekundär um das Medium 'Hörspiel'.
Wie schon erwähnt, handelt es sich um ein 2er-CD-Pack. Disc 1 beinhaltet das Hör-Musical, und auf Disc 2 befinden sich nochmals alle Lieder ohne die Texteinspielungen. Für Fans der Band dürfte schon die Bonus-CD mit den 12 neuen Stücken Grund genug sein, das Set zu erwerben.
Ich muss gestehen, daß ich bis zu diesem Hörspiel-Musical noch nie von der Band gehört hatte, obwohl diese in Deutschland überaus erfolgreich ist. 2011 gegründet, gelang es "Santiano" bereits ein Jahr später, mit dem Album "Bis ans Ende der Welt" auf Platz 1 der Albumcharts zu landen. Inzwischen haben sie 3 Alben veröffentlicht, mehrere Auszeichnungen wie den "Echo" erhalten, waren auf Tour und sind 2014 bei der Vorentscheidung für den Eurovision Song Contest bis zum Halbfinale gekommen. Ihr Musik ist eine Mischung unterschiedlicher Genres: traditionelle Volkslieder, Schlager, Irish Folk und vor allem Seemannslieder, die sogenannten Shantys. Ich bin etwas überrascht, daß dieser Stil immer noch so viele Anhänger findet, nachdem Künstler wie Freddy Quinn oder Bruce Low (die mit der Musikrichtung bereits in den 1950er Jahren große Erfolge feierten), heutzutage eigentlich in Vergessenheit geraten sind. Aber es ist wohl so wie mit der Mode: alles kommt eines Tages wieder.
Wie es sich für ein Hörspiel gehört, gibt es natürlich auch noch etliche Geräusche, die für zusätzliche Lebendigkeit der Szenen sorgen. Deren "Qualität" variiert aber stark. Während die Möwen und die Zikaden vollkommen natürlich klingen, hören sich alle "spannungserzeugenden" Töne etwas dünn an. So klingt die Schlägerei mit den Piraten eher wie ungestümes Rangeln, das Säbelduell, als ob lediglich zwei metallene Gegenstände aneinandergeschlagen werden, und die herabfallenden Steine sind das akustische Pendant zu den Pappmachéfelsen in den alten Sandalenfilmen. Möglicherweise wurde dieses Sounddesign aber absichtlich gewählt, um so die "aufregenden" Szenen ein wenig zu relativieren und kindgerechter zu gestalten. Damit wäre auch die akustische Darstellung des Pinguins Nunu zu erklären, der sich mehr nach einer Tröte als nach einem lebendigen Wesen anhört. Richtig gut gefallen hat mir die Szene im kaiserlichen Palast, bei der man die Stimmen mit Hall versehen hat, um die Größe des Audienzraums angemessen zu verdeutlichen.

Zu den Sprechern:
Da es sich bei den Vortragenden um Musiker und keine professionellen Sprecherinnen bzw. Sprecher handelt, war es eine gute Idee, den umfangreichen Erzähler-Part mit einem Profi wie Joachim Kerzel zu besetzen. Dessen prägnante Stimme und gekonnte Art, den Text zu betonen, sorgen für ein solides Gerüst. Überraschenderweise sind die Bandmitglieder aber besser, als man von Laien vielleicht erwarten würde. Björn Boths(Käpt'n Kork) Interpretation des gestandenen Seemanns entspricht vollkommen dem gängigen Bild (harter Kern, weiche Schale) und man kann sich gut vorstellen, daß er den heiseren Unterton durch ständiges Befehlsgebrüll bekommen hat. Andreas Fahnert(Böse Bande) hat die Aufgabe, direkt eine ganze Piratenmannschaft akustisch wiederzugeben, wobei ihm die Technik unter die Arme greift, und Axel Stosberg(Kaiser) überzeugt als leicht von sich eingenommener aber gerechter Herrscher. Hans-Timm Hinrichsen(Tiahs Vater) klingt für meinen Geschmack in dieser Rolle nicht nur eindeutig zu jung, sondern auch zu abgelesen. Gut gefallen hat mir Leon Mancilla(Freddy) als aufgeweckter, kecker Hauptcharakter, der entschlossen allen Gefahren trotzt, während ich die Darbietung von Senta-Sophia Delliponti[OONAGH](Tiah) eher enttäuschend fand. Sie hat zwar eine wirklich schöne Stimme, doch sie macht zu wenig daraus. Ihrem Vortrag fehlt es oft an Überzeugungskraft, und ihre Betonung ist häufig neben dem Punkt. Ganz im Gegensatz zu Jan Dreyer(Der schwarze Korsar), der den Bösewicht gekonnt in Szene setzt. Sein leicht drohender Unterton reicht schon aus, um jedem Hörer ein klares Bild dieses finsteren Charakters zu liefern. Benjamin Eberling(Wutz) ist Freddys guter Kumpel, der mit seiner lustigen Art für einen humorvollen Ausgleich sorgt, und Wiebke Tauber(Donna Clara) spielt Freddys liebevolle, bedrückte Mutter.

Fazit:
Kindgerechtes Piraten-Hörspiel-Musical mit einer neuen Lieder-CD von Santiano als Bonus.

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GIGAN
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Re: Rezension: König der Piraten

Beitrag von GIGAN »

MonsterAsyl hat geschrieben:...des gestandenen Seemanns entspricht vollkommen dem gängigen Bild (harter Kern, weiche Schale)
...ähh, du meinst wohl "harte Schale, weicher Kern" :)
"...und verbreitet unsere Warnung: ...kommt niie wieder auf den Mars"
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MonsterAsyl
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Re: Rezension: König der Piraten

Beitrag von MonsterAsyl »

:rofl: Muhaha, öh ja, das meinte ich. :atomrofl: Aber diese Variante ist lustiger.
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Dr.Prankenstein
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Re: Rezension: König der Piraten

Beitrag von Dr.Prankenstein »

Das sind doch die altbekannten Spielchen um in Erfahrung zu bringen, ob die Texte überhaupt von jemandem gelesen werden. :wink:

Sowas baue ich in meine Reviews auch immer ein, nur fällt das niemandem auf. :mrgreen:
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