Rezension: Titania Special - 16 - Märchen zur Weihnachtszeit

Von Pettersson und Findus bis hin zu den Drei Fragezeichen - Hier wird das kindliche Ohr gefüttert
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MonsterAsyl
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Rezension: Titania Special - 16 - Märchen zur Weihnachtszeit

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Titania Special - 16 - Märchen zur Weihnachtszeit

Zum Inhalt:
Um die Weihnachtszeit:
Petrus und die Engel bereiten die Bescherung vor.
Das verlorene Sternchen:
Das kleinste Englein verliert seinen Stern und macht sich auf die Suche danach.
Der Tannenbaum:
Ein Tannenbaum erlebt das Weihnachsfest. Zunächst freut er sich, doch dann passiert etwas, mit dem er nicht gerechnet hat.
Der Weihnachtsengel:
Der Weihnachtsengel besucht die Erde, und was er dort vorfindet, macht ihn traurig. Aber es gibt noch Hoffnung.

Zur Produktion:
So langsam wird es kälter, und es geht auf die Adventszeit zu. Was passt da besser als ein paar Märchen, die sich mit weihnachtlichen Themen beschäftigen? Das dachte sich wohl auch das Label "Titania Medien" und hat für sein 16. "Titania Special" vier wunderschöne, stimmungsvolle Geschichten zusammengestellt. Dem einen oder anderen könnten zumindest drei der Titel bekannt vorkommen, da es sich dabei um Wiederveröffentlichungen handelt, von denen eine bereits 2016 auf dem "Titania Special - 12 - Das Mädchen mit den Schwefelhölzern" erschienen ist. Zwei weitere Geschichten, "Das verlorene Sternchen" und "Der Weihnachtsengel", konnte man 2020 und 2021 als Stream abrufen, aber bei "Um die Weihnachszeit" handelt es sich um eine neue Produktion.
Da ich selbst nicht streame, schätze ich es umso mehr, daß diese schönen Geschichten nun endlich auch auf CD erhältlich sind.
"Um die Weihnachtszeit" (Track 1-5) stammt aus der Feder der Kinderbuchautorin Cilli Schmitt Teichmann, deren bekanntestes Werk wohl die Geschichte von der "Struwwelliese" sein dürfte. Die hier vorliegende Geschichte wird größtenteils in Reimform mit heutzutage etwas altmodisch wirkender Sprache vorgetragen und beschreibt das geschäftige Treiben im Himmel vor der Bescherung bzw. dem Geschenkeverteilen. Eigentlich bin ich ja nicht so der Freund einer solchen Erzählweise, aber hier passt sie ausgesprochen gut.
"Das verlorene Sternchen" (Track 6-10) von Mara Schroeder-von Kurmin, übersetzt von Dagmar von Kurmin, ist absolut goldig und gefällt mir besonders gut.
Es ist einfach niedlich, wie sich das kleinste Englein auf die Suche nach dem verlorenen Stern macht und dabei die Menschen und deren Verhalten kurz vor Weihnachten beobachtet. Vor allem das Ende, auf das ich hier nicht näher eingehen will, um nicht zuviel zu verraten, finde ich besonders gelungen.
"Der Tannenbaum" (Track 11-19) des dänischen Autors und Dichters Hans Christian Andersen (02.04.1805 - 04.08.1875) ist für mich ein alter Bekannter, über den ich schon in meiner Rezension des 12. "Titania Specials" einiges geschrieben habe, das auch immer noch gültig ist. So sehr ich seine Märchen mag, so wenig komme ich mit dem stets vorhandenen melancholischen Unterton klar, in dem er seine Geschichten erzählt. Darüber hinaus enden diese, im Gegensatz zu den Märchen der Gebrüder Grimm, meist auch nicht positiv, was meine Begeisterung noch zusätzlich dämpft. Möglicherweise ist dies auch der Grund, warum die CD noch mit einer vierten und letzten Geschichte endet.
"Der Weihnachtsengel" (Track 20-26) von Mara Schroeder-von Kurmin, übersetzt von Berthold Forssman, beginnt zwar traurig, endet jedoch sehr versöhnlich und bildet damit den perfekten Abschluß dieses Märchen-Samplers. Diese finale Geschichte wird wohl vor allem den erwachsenen Hörern gefallen, da es dabei um ein undankbares Kind geht, welches zwar reichlich beschenkt worden, aber trotzdem unzufrieden ist. Da hier nicht mit dem erhobenen Zeigefinger gearbeitet wird und die Autorin stattdessen rein auf der Gefühlsebene bleibt, aus der sich dann die Moral ergibt, ermöglicht sie auch jüngeren Hörern einen entsprechend einfachen Zugang.
Alles in allem verfliegt die rund 74 minütige Laufzeit förmlich, und wer nach dem Hören dieser CD immer noch nicht in Weihnachtsstimmung gekommen ist, dem ist einfach nicht zu helfen.
Damit beim Zuhören auch wirklich ein angenehm feierliches, heimeliges Gefühl entsteht, haben die Produzenten und Regisseure Stephan Bosenius und Marc Gruppe penibel darauf geachtet, jede einzelne Geschichte mit passender Musik und dazugehörigen Geräuschen zu unterlegen. Bei "Um die Weihnachtszeit" beeindrucken vor allem die Kirchenorgel und die Glocken, die neben bekannten Weihnachtsmelodien zu Gehör kommen. "Das verlorene Sternchen" besticht mit Klavier, Kirchenglocken, Geige und Bass, sowie der Instrumentalversion von "Stille Nacht", "Der Tannenbaum" mit diversen Streichinstrumenten, der Oboe und der Harfe. Musikalisches Highlight sind für mich aber die Melodien, welche in der vierten und letzten Erzählung "Der Weihnachtsengel" zu hören sind und mit Geige, Harfe, Triangel, Bass und Klavier eingespielt wurden. Zusätzlich gibt es noch noch einen Chor und eine Opern-Sängerin. Besonders gut gefallen hat mir aber die Melodie der Spieluhr, die sich wahrscheinlich im Besitz von Bosenius und Gruppe befindet.
Ebenso sorgfältig wie die Musikauswahl, ist auch die Zusammenstellung der Geräuschkulisse. "Um die Weihnachtszeit" wartet mit dem hektischen Flügelschlagen der überaus beschäftigten Engel auf, Kartons mit Geschenken werden aufeinander gestapelt, die Werkstatt ist von geschäftigem Hämmern, Streichen und Sägen erfüllt, und in der Küche wird heftig in der Teigschüssel gerührt. Auf der Erde heult der Winterwind, das Holz der Schlitten knarrt, und die Schritte knirschen im frischgefallenen Schnee. Auch beim Märchen "Das verlorene Sternchen" schlagen die Engel kräftig mit den Flügeln, die Kutschpferde wiehern, und ab und zu hört man auch deren Glocken leise schlagen. Am opulentesten, was die reine Zahl der Geräusche angeht, ist wohl "Der Tannenbaum" bestückt worden. Im Sommer zwitschern die Vögel, im Herbst wiehern die Rückepferde, die Zweige der Tannen rascheln im Wind, und während des Schneetreibens schlägt in der guten Stube die Standuhr, ein munteres Kaminfeuer knistert lustig vor sich hin, und selbstverständlich hört man auch das Anreiben des Streichholzes, mit dem die Lichter am Baum entzündet werden. Ähnliche Geräusche bekommt man dann noch in der Geschichte "Der Weihnachtsengel" zu hören. Auch dort heult der scharfe Wind, die Schritte knirschen im Schnee, und Tür und Dielen knarren beim Öffnen bzw. Betreten.
Bei den Effekten handelt es sich vornehmlich um Hall, der zu unterschiedlichen Zwecken eingesetzt wird. Beim "Tannenbaum" dient er entweder dazu, den Übergang zur Erzählung deutlichzumachen oder die Stimmen der sich entfernden Kinder ausklingen zu lassen, während er beim "Weihnachtsengel" die Aufgabe hat, zu verdeutlichen, daß es sich um einen Traum handelt.

Zu den Sprechern:
Da Bernd Kreibich(Erzähler) bei drei der vier Geschichten diesen Part innehat, stelle ich ihn gesondert voran. Kreibichs leicht heisere Stimme eignet sich hervorragend für den Part des Erzählers, da sie den Hörer zwangsläufig an den Weihnachtsmann erinnert. Seine punktgenaue Betonung und die vielen Emotionenn, die er in seine Text einfließen lässt, halten die Geschichten zusammen. Zurecht hat er den größten Textanteil!

Um die Weihnachtszeit:
Bodo Primus(Sankt Petrus) ist die ideale Besetzung des "Himmelspförtners", der dort oben alles organisiert. Seine freundliche aber bestimmte Art und seine Fröhlichkeit übertragen sich automatisch auf den Hörer. Marlene Bosenius(Susi) ist klasse als kleines Mädchen, das viel lacht und sich öfter wundert. Gleiches gilt auch für ihre Rolle als vom köstlichen Teig begeisterter Engel, der voller Vorfreude zur Erde hinunterfliegt. Ebenso ansteckend ist das lebenslustige Lachen von Regine Lamster(Christkind), die sich über den Fleiß der Engel freut und diese sanft zur Eile mahnt. Mit ihrer lieblich klingenden Stimme ist Reinhilt Schneider(Engel-Sekretärin) geradezu prädestiniert, die heitere himmlische Bürokraft zu intonieren. Mindestens genauso viel Spaß macht auch Ursula Sieg(Sonne) als besorgter Himmelskörper, der die Engel sanft antreibt.

Das verlorene Sternchen:
Sprecherisches Highlight ist hier ganz klar Marlene Bosenius(Das kleinste Englein) als jüngstes Mitglied des himmlischen Chores, das über den Verlust seines Sternchens entsetzt ist und alles daran setzt, es wiederzubekommen. Obwohl sie noch so jung ist, gelingt es Marlene glaubhaft, ihr Mitgefühl gegenüber den geplagten Alten und den armen Kindern auszudrücken und sich über die sozialen Unterschiede zu wundern. Ihre Traurigkeit, gepaart mit dem herzzerreißenden Weinen, dürften wohl selbst einen Stein erweichen. Ursula Sieg(Alte Frau) und Peter Weis(Alter Mann) überzeugen mit ihrem tiefen Seufzen, und Clara Fischer, Frieda Fischer, Marvin Fischer(Kinder) sind großartig in ihrem natürlichen Spiel. Der Bruder ärgert die kleine Schwester, die große Schwester ermahnt ihn, und ihr gemeinsames Erstaunen und die Freude über den unerwarteten Segen rühren den Hörer. Sabina Trooger, Antje von der Ahe und Dana Fischer machen viel Spaß als ältere Engel, die sich ein wenig über das Zuspätkommen der Jüngsten ereifern.

Der Tannenbaum:
Dies ist die einzige Geschichte, bei der Bernd Kreibich nicht als Erzähler fungiert, da er zur Entstehungszeit noch kein Teil des Titania-Ensembles war. Stattdessen bekommt man hier die wunderbare Marianne Mosa(Erzählerin) zu hören, deren Betonung und emotionaler Vortrag Herrn Kreibich jedoch in nichts nachstehen. Dirk Petrick(Tannenbaum) überzeugt auf ganzer Linie mit seiner Interpretation des heranwachsenden Baumes, der seine Jugend nicht zu schätzen weiß und erst kurz vor seinem Ende erkennt, daß dies seine schönste Zeit war. Frieda Fischer(Kind) ist einfach niedlich als kleines, lachendes Mädchen, während der Auftritt von Marc Gruppe(Hase) als Meister Lampe auf Hecheln und Keuchen reduziert ist. Regina Lemnitz(Schwalbe) spricht ihren Text lieblich, während Jochen Schröder(Storch) den weisen, alten Vogel mit heiserer Stimme reden lässt. Kristine Walther(Sperling) und Roman Wolko(Sperling) klingen dagegen zwar sehr hell, aber das passt gut zu der schnellen, aufgeregten Art, mit der die beiden ihren Text wiedergeben. Daniela Bette(Sonnenstrahlen) übernimmt den Part der aufmunternden Sonne und Roman Wolko(Holzfäller) den des brummigen Waldarbeiters. Bernd Rumpf(Hausherr) ist das Familienoberhaupt mit herrischem Tonfall, das keinen Widerspruch duldet, und Peter Reinhardt(Diener Johann) der ergebene Hausangestellte. In weiteren Rollen sind noch Bosse Koch(Maus) und Clara Fischer(Maus) als neugierige Nagetiere, sowie Lando Auhage, Clara Fischer, Frieda Fischer, Alexander Mager(Kinder) als jubelnder Nachwuchs zu hören. Stephan Bosenius, Marc Gruppe(Diener), die beiden Köpfe hinter "Titania Medien", übernehmen die Rollen der keuchenden und stöhnenden Bediensteten, die Schwerstarbeit leisten müssen.

Der Weihnachtsengel:
Für die Rolle des Weihnachtsengels kann ich mir keine bessere Besetzung als Reinhilt Schneider(Engel) vorstellen. Ihr anziehendes Lachen, gepaart mit einer großen Portion Fröhlichkeit, geht einem direkt ins Herz, genauso wie die von ihr ausgezeichnet gespielte Trauer, die sie mit Schluchzen und Weinen akustisch noch verstärkt. Während sie in den anderen Geschichten immer das liebe, brave Mädchen ist, darf sich Marlene Bosenius(Dagnite) hier einmal von einer ganz anderen Seite zeigen, die sie genauso natürlich spielt. Es ist schon beeindruckend, mit welcher Intensität sie ihren Part als zorniges, missmutiges, äußerst unzufriedenes kleines Mädchen ausfüllt, das sich von der Mutter unverstanden fühlt. Highlight ihrer Darstellung ist aber der anschließende Wandel, als sie nachdenklich wird und schlussendlich beschliesst, ab jetzt Gutes zu tun. Ihr zur Seite agiert Regine Lamster(Mutter) als zunächst tieftraurige, enttäuschte Mama, die sich umso mehr über den Wandel freut, der in ihrem Kind vorgeht.

Fazit:
Wunderschöne, teils anrührende Geschichten, die Jung und Alt das Warten aufs Christkind angenehm versüßen.

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