FOSSILES RIESENKROKODIL "Godzilla"

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Godzilla XT
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FOSSILES RIESENKROKODIL "Godzilla"

Beitrag von Godzilla XT »

heise.de berichtet:


135 Millionen Jahre altes, bizarres Reptil gefunden

In Patagonien gruben Paläontologen die Fossilien eines bisher unbekannten, krokodilartigen Tieres aus. Sein Kopf ähnelt einem Fleisch fressenden Dinosaurier, sein Körper den Meereskrokodilen, die damals die Ozeane bevölkerten. Die Forscher sind sich sicher, endlich den Schädel eines Dakosaurus andiniensis in Händen zu halten, eine Art Urkrokodil, von dem bisher nur sehr lückenhafte Skelettfunde vorlagen.

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Die Paläontologin Zulma Gasparini mit dem neu entdeckten Schädel des Dakosaurus andiniensis, den die Forscher so bizarr fanden, das sie ihm den Spitznamen Godzilla gaben (Bild: Science/ Marta Fernandez)


In der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science berichten Zulma Gasparini und Luis A. Spalletti von der argentinischen Universidad National de la Plata sowie Diego Pol von der Ohio State University über "Godzilla", wie die Forscher das neue Urkrokodil scherzhaft nennen.

1996 wurden im westlichen Argentinien bereits Fragmente eines Krokodils gefunden, das den Artnamen Dakosaurus andiniensis erhielt (First Record of Metriorhynchus...). Kürzlich entdeckten nun Sergio Cocca und Zulma Gasparini bei Grabungen in Pampa Tril, einer Fossilienfundgrube in Patagonien an der Südspitze Amerikas, zwei weitere Exemplare der seltsamen Panzerechse, darunter einen fast kompletten Schädel, der die Forscher verblüffte. Zu Lebzeiten des Urkrokodils war die Region eine tiefe, tropische Bucht des Pazifiks.

Die Untersuchungen der Überreste des uralten Raubtiers zeigten, dass sich sein Schädel mit 80 cm Länge und einer Schnauze, die 42 cm lang und 15,3 cm hoch war, deutlich von den bisher bekannten Meereskrokodilen unterschied, die tendenziell Flachschnäuzer waren und während des Jura auch Europa besiedelten (Auf "Krokodiljagd" im Nusplinger Plattenkalk). Der Kopf erinnert an einen Raubsaurier, er entspricht in einigen Merkmalen den Mosasauriern, in anderen den auf dem Land lebenden, Fleisch fressenden Archosauriern, während sich am Körper Schwimmflossen und ein fischartiger Schwanz befanden.


Dinosaurier zum Frühstück


Krokodile (Crocodilia) gibt es seit mehr als 200 Millionen Jahren, einst lebten mehr als 200 Krokodilarten, überlebt haben davon nur 23 (Crocodilian Species List), die zu drei Familien gehören: Echte Krokodile, Alligatoren (inklusive Kaimane) und Gaviale. Sie stellen eine ganz eigene Ordnung der Reptilien dar und verfügen über faszinierende Eigenheiten (Lebende Dinosaurier).

Godzilla gehört zu den Krokodilen und ist doch so ganz anders als seine Zeitgenossen. Das Urkrokodil bewegte sich sein Leben lang – wie seine Verwandten – ausschließlich im Wasser. Aber die anderen Meerskrokodile seiner Epoche waren wesentlich kleiner und hatten lange, schlanke Schnauzen und viele Zähne im Unterkiefer. Damit waren sie hervorragend für die Jagd auf Muscheln und Fische ausgestattet. Dagegen erinnert der Kopf des Dakosaurus andiniensis mit seinen relativ wenigen, aber langen scharfen Sägezähnen insgesamt eher an die großen, Fleisch fressenden Dinosaurier, die an Land lebten.

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A: Rechte Seite des Schädels des Dakosaurus andiniensis. B: Rekonstruktion aus dem gleichen Blickwinkel, C: Rekonstruktion von oben betrachtet (Bild: Science)


Insgesamt war das prähistorische Krokodil wohl vier Meter lang, ein grauenerregendes Raubtier, das den Ozean auf der Suche nach großen Beutetieren durchpflügte. Wie die Forscher es formulieren: Selbst der Tyrannosaurus Rex (Blutige Überreste des Tyrannosaurus Rex) hätte es sich beim Anblick dieses Meereskrokodils zweimal überlegt, bevor er ins Wasser gestiegen wäre. Co-Autor Diego Pol erklärt:

Diese Art war sehr ungewöhnlich, weil die anderen Meereskrokodile, die es zur selben Zeit gab, viel zierlicher waren – sie hatten lange, dünne Schnauzen und nadelförmige Zähne, um kleine Fische und Weichtiere zu fangen. Aber dieses Krokodil war genau das Gegenteil. Es hatte eine kurze Schnauze und lange Zähne mit gezackten Kanten. Es war definitiv ein Räuber, das große Meereslebewesen jagte.


Dakosaurus andiniensis ist ein sehr spezielles Meereskrokodil, das erneut den Formenreichtum der Panzerechsen offenbart. Die Forschergruppe um Gasparini ist überzeugt, seine Abstammung zu kennen und den engsten Verwandten des einst auch in Deutschland beheimateten Dakosaurus maximus (Krokodilzahn) gefunden zu haben.

Die Krokodile sind erfolgreiche evolutionäre Überlebenskünstler. Sie passten sich sowohl dem Leben an Land als auch im Wasser an – und als die Dinosaurier ausstarben, weinten sie nur eine Krokodilsträne. Kein Wunder, dass diese Tiere in den Mythen vieler Völker eine wichtige Rolle spielen.

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Die Abstammung von Dakosaurus andiniensis (Bild: Diego Pol, Ohio State University)


Immer wieder sorgen Krokodil-Fossilien für Überraschungen. Vor fünf Jahren erregte ein 110 Millionen Jahren alter Gigant aus dem westafrikanischen Niger, der Sarcosuchus imperator, viel Aufsehen. Das Riesenvieh der Urzeit war so groß wie ein Autobus: 12 Meter lang und acht Tonnen schwer. Das "Superkroko" jagte – wie Dakosaurus andiniensis – wohl auch Dinosaurier.
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