@ el-brazo
Also, wenn Du Dich für Hindi-Filme erwärmen kannst, sei Dir noch ein echter Leckerbissen empfohlen, der mich zwar erst nach dem zweiten Ansehen (und nach großem Wundern und Zweifeln) in seinen Bann gezogen hat, dafür dann aber richtig:
Asoka
Es handelt sich dabei um einen Historienschinken von epischem Ausmaß, der das Leben des Königs von Maghada, Asoka, erzählt, der der Enkel des berühmten Chandragupta Maurya ist*, und nach langer, grausamer Herrschaft zum Buddhismus bekehrt wird und fortan als Wanderer die Lehren Buddhas verbreitet.
Der Film beginnt mit der Amtsniederlegung Chandragupta Mauryas, der sich im Alter ganz einem spirituellen Leben hingeben will und jeglicher Gewalt abschwört, indem er sein Schwert (das er als Dämon bezeichnet) in einem Fluß versenkt. Der kleine Asoka ist damit gar nicht einverstanden und taucht nach dem Schwert. Dies ist als frühes Omen für dessen kriegerischen Charakter zu verstehen, den er zunächst auch in verschiedenen Kriegen beweist. Da er jedoch auch nach dem Thron strebt, der eigentlich seinem Halbbruder zusteht, verübt dieser eine Reihe von erfolglosen Mordanschlägen gegen Asoka. Um eine blutige Familienfehde zu verhindern, schickt Asokas Mutter ihren Sohn außer Landes. Auf seinen Wanderungen trifft er Prinzessin Kaurwaki von Kalinga und deren kleinen Bruder Arya, die beide vor höfischen Intrigen aus ihrem Reich gefohen sind. Da er seine Identität nicht preisgeben will, nennt er sich Pawan. Kaurwaki und Asoka heiraten spontan, können ihr Glück aber nur kurz genießen, da Asoka nach Maghada zu seiner erkrankten Mutter zurückkehren muß. Von dort aus wird er gleich in den nächsten Krieg geschickt. Inzwischen wird die Situation für Kaurwaki und Arya brenzlig, die nur mit ihrem Leben davonkommen, weil eine Frau aus dem Volk sich und ihren kleinen Sohn opfert: Sie geben sich für die Königskinder aus und werden ermordet. Asoka erfährt nach seiner Rückkehr nur vom Tod seiner Frau und trauert unendlich. Zurückgekehrt nach Maghada eskaliert der Streit um den Thron und Asoka tötet seine Brüder und ergreift die Herrschaft. Durch seine grenzenlose Trauer mutiert er, wie es in seinem Charakter ja auch angelegt war, zum grausamen Gewaltherrscher, auf den auch seine neue buddhistische Frau keinen Einfuß mehr hat. Nach mehreren Kriegen kommt es auch zum Kampf gegen Kalinga, dem Reich, das Asokas Meinung nach für den Tod seiner Geliebten verantwortlich ist.
Während dieser Zeit hat Kaurwaki unermüdlich nach ihrem Pawan gesucht und ihn (natürlich) nicht gefunden. Sie kehrt nach Kalinga zurück, wo ihr Bruder inzwischen den Thron bestiegen hat. Als sie vom Angriff Asokas auf ihr Land erfährt, dem man offensichtlich nicht wird standhalten können, ruft sie ihr Volk zu tapferer Gegenwehr auf und zieht als Feldherrin mit in den Krieg.
Das Ende wird nicht verraten. 8)
Dieser Film wird für gewöhnlich mit Gladiator verglichen, was aber jeder Grundlage entbehrt (wenn man mal davon absieht, daß es sich auch um einen Historienfilm handelt). Er ist doch ganz anders und kaum mit einem westlichen Film vergleichbar. Es handelt sich um eine (für uns?) ungewöhnliche Mischung aus Historienepos, Liebes- und Antikriegsfilm.
Die in einem Bollywood-Film unvermeidlichen Musikeinlagen sind sehr schön. Man kann sie zunächst für unpassend und störend halten, sie entpuppten sich aber zumindest bei mir im Nachhinein zu echten Ohrwürmern.
Die Kameraführung ist bisweilen gewöhnungsbedürftig, bringt aber einen gewissen künstlerischen Anspruch in die farbenfrohe Bilderflut. Sie ist schwer zu beschreiben, manche Szene wirkt wie im Zeitraffer, die Bewegungen seltsam synchron. Details werden stark hervorgehoben, die Eindrücklichkeit der Bildgewalt wird bisweilen durch virtuos-schnelle Schnitte verstärkt.
Ich kann den Film nur wärmstens empfehlen, aber als Nicht-Bollywoodfan sollte man schon eine gewisse Experimentierfreudigkeit mitbringen ...
Übrigens gibt es die DVD (Ton: Hindi, mit englischem Untertitel) für ca. 5 Pfund bei
amazon.co.uk, und es handelt sich dabei sogar um die Original-DVD und nicht, wie es durchweg bei ebay der Fall ist, um ein Bootleg. Zur Qualität kann ich noch nichts sagen, weil meine Bestellung noch nicht angekommen ist. (Die Rezension beruht €“ Schande über mich €“ auf einem dieser verbreiteten Bootlegs, denen ich zuerst auf den Leim gegangen bin. ::))
Sorry, das Posting ist etwas ausgeufert. Falls es zu lang für ein off-topic ist, bitte einfach löschen ...
* Für Fans der Antike: Bei den ollen Griechen hieß Chandragupta Sandrakotta und hat sich bei ihnen v.a. dadurch einen Namen gemacht, daß er sich Ende des 4. Jh. v. Chr. mit Seleukos Nikator gehauen hat, dessen Reich direkt an Maghada grenzte.